Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
war das etwas anderes.
"Worauf wartest du, Tom? Sag am Sprechgerät deinen Text auf!"
"Du hast dir mit Harry Dominguez wirklich den Richtigen ausgesucht, Jo! Ihm etwas anzuhängen ist schwerer, als einen Pudding an die Wand zu nageln!"
Jo zuckte die Achseln. "Vielleicht klappt es ja diesmal, Tom! Außerdem habe ich es mir ja nicht ausgesucht."
"Ich weiß."
"Hattest du schon einmal mit Dominguez zu tun?"
"Ich bin ihm mal begegnet, da war ich noch Lieutenant. Er hat schon damals den biederen Geschäftsmann herausgekehrt. Das ist eine Rolle, die er meisterhaft zu spielen versteht, Jo."
Zwei Sekunden später meldete sich am Sprechgerät irgendeine niedere Charge. Aber als Tom das Wort Kriminalpolizei über die Lippen brachte, war das gußeiserne Tor schon so gut wie geöffnet. Dominguez wollte keine Schwierigkeiten. Und er war sich wohl auch absolut sicher, daß ihm nichts anzuhängen war. Nicht einmal falsches Parken.
Nachdem sie das Tor passiert hatten, stellte Jo seinen Mercedes vor dem protzig wirkenden Portal der Villa ab.
Sie stiegen aus und wurden anscheinend schon erwartet. Ein dunkelhaariger Mann mit asiatischen Gesichtszügen kam die Stufen des Portals herunter.
Sein Anzug war ziemlich enggeschnitten. Für einen Sekundenbruchteil glaubte Jo eine gewisse, charakteristische Ausbuchtung zu sehen, die ein Pistolenholster verriet.
"Sie sagten, Sie sind von der Polizei?" fragte der Asiate.
Tom Rowland hielt seine Marke hoch und nickte.
"Genau so ist es. Wir möchten zu Mister Dominguez."
"In welcher Angelegenheit?"
"Das möchten wir ihm schon selbst sagen, Mister..."
"Tanaka. Wenn Sie mir bitte folgen wollen..."
Dominguez konnte man sicher jedes nur denkbare Verbrechen nachsagen, aber nicht, daß er keinen Geschmack hatte. Seine Villa schien vollgestopft zu sein mit erlesenen Antiquitäten.
"Sind Sie Japaner?" fragte Jo, als Tanaka sie in einen Salon geführt hatte. Die Bilder an den Wänden waren sämtlich Originale. Es war ein Raum, der nicht in erster Linie Reichtum, sondern Kultiviertheit vermitteln sollte.
Tanaka bedachte Jo mit einem nachdenklichen Blick, der schwer zu deuten blieb. Seine dunklen Mandelaugen schienen sich dabei ein wenig zu verengen.
"Meine Eltern waren Japaner, ich bin US-Bürger." Er lächelte geschäftsmäßig und kalt. "Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich werde Mister Dominguez sagen, daß Sie auf ihn warten!"
Tanaka wandte sich zum Gehen.
Er hatte den Ausgang des Salons schon beinahe erreicht, da fragte Jo ihn: "Wo waren Sie gestern Nachmittag, sagen wir zwischen vier und fünf?"
Tanaka erstarrte mitten in der Bewegung. Es verging ein Moment, eher sich herumdrehte. Mit völlig ausdruckslosem Gesicht erwiderte er dann völlig überflüssiger weise: "Sprechen Sie mit mir?"
"Sehen Sie hier noch jemanden?"
Tanakas Blick ging von Walker zu Rowland und wieder zurück. Er atmete einmal tief durch und erklärte dann im Brustton absoluter Überzeugung: "Ich war hier."
"Hier, im Haus von Mister Dominguez?" vergewisserte sich Jo.
"Ja. Ich hatte Dienst."
"Tragen Sie eine Waffe?"
Tanakas Arm spannte sich unwillkürlich an, seine Hand glitt ein wenig höher. Er fühlte sich jetzt sichtlich unwohl in seiner Haut, wollte dies aber um keinen Preis der Welt zeigen. Schließlich nickte er. "Ja, ich trage eine Waffe. Und ich habe dafür auch einen Schein." Er schlug sein Jackett zur Seite und holte Sie heraus. Jo nahm sie ihm aus der Hand. Es war ein 45er Revolver, Dick Fowler hingegen war mit einer Baretta getötet worden.
Jo roch dennoch am Lauf.
"Hiermit ist vor kurzem geschossen worden", stellte er fest.
"Ich muß im Training bleiben", gab Tanaka zur Antwort. "Sie wissen doch, wie das ist, Sir! So eine Villa übt eine starke Anziehungskraft auf Gesindel aller Art aus!"
Jo gab ihm die Waffe zurück.
Tanaka steckte sie wieder ein und ging.
"Er könnte Fowlers Mörder sein", meinte Jo. Tanaka konnte der Mann mit dem asiatischen Gesicht sein, den die Leichenfledderer hatten weglaufen sehen. Teuer genug war sein Anzug jedenfalls, um in einer solchen Gegend für Aufsehen zu sorgen.
"Du hast seine Waffe gesehen, Jo."
"Er könnte eine andere benutzt haben."
"Ach komm, Jo! Warum glaubst du, daß er es war? Nur, weil er Schlitzaugen hat?"
Jo schüttelte den Kopf. "Nein, weil er in den Diensten von Harry Dominguez steht. Das schafft eine Verbindung zwischen ihm und Fowler. Was glaubst du wohl, auf wieviele Leute in Dominguez' Dunstkreis eine ähnliche
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