Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Idee, dich hier im East River Park mit mir zu verabreden?"
"Hätten wir uns vielleicht vor aller Augen auf der Bowery treffen sollen?"
Der Mann, der Ridley hieß, machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Wir hätten uns überhaupt nicht treffen sollen, Walker! Ich muß geworden wahnsinnig sein!"
"Und geldgierig!"
Jo hatte plötzlich 500 Dollar zwischen den Fingern. Ridley stierte wie hypnotisiert auf das Geld und nahm es dann, nachdem er sich sorgfältig nach allen Seiten umgedreht hatte.
Ridley war ein Informant, mit dem Jo hin und wieder zusammenarbeitete, sofern es sich anbot. Und in diesem Fall bot es sich an, denn Ridley war für gewöhnlich gut informiert, was die Unterwelt - und speziell die Drogenszene - anging. Wovon er selbst lebte, das wollte Jo gar nicht so genau wissen. Die meisten seiner Unternehmungen befanden sich mit Sicherheit jenseits der Grenze, die das Gesetz zog, ein weiterer Teil lag wohl im schmalen Niemandsland dazwischen.
Aber so viel Geld er auch verdiente, Ridley war es stets noch schneller wieder los, als er es herbeischaffen konnte. Dafür sorgte ein unersättliches Laster. Er zockte. Für Jo bedeutete das, daß Ridley an einer Mitarbeit immer interessiert war, da er ständig Geld brauchte.
"Was willst du?" fragte er, während Jo sich zu ihm setzte und sich ebenfalls eine Zigarette anzündete.
"Irgend jemandem muß in letzter Zeit etwas Wertvolles abhanden gekommen sein", stellte Jo fest. "Hast du davon etwas gehört?"
"Man hört so manches..."
"Also, du hast..."
"Ich muß auch leben, Walker!"
"Verstehe, wieviel willst du?"
Er grinste.
"Du verstehst nicht. Ich will am Leben bleiben! Die Sache, in der du da herum bohrst, ist verdammt heiß!"
"Das habe ich schon gemerkt, als ich versucht habe, aus Willis etwas herauszubekommen..."
Ridley grinste flüchtig. "Wollte nicht mit dir reden, was? Kann ich gut verstehen! Und wenn du mich fragst, ich gebe dir den guten Rat, dich erst einmal ein bißchen zu verdrücken." Er zuckte die Achseln. "Kann doch für dich kein Problem sein!" Du hast doch Geld genug! Mach Urlaub in Europa oder auf Mauritius. So weit weg wie nur möglich!"
"Das ist nicht mein Stil, Ridley!"
"Alles andere wäre jetzt reine Dummheit. Walker, ich gebe dir diesen Rat völlig kostenlos, aber ich meine es verdammt ernst! Ein Kilo Kokain ist weggekommen. Irgend so ein kleiner Hampelmann wollte schnell Millionär werden... Du hast schon genug Wirbel gemacht, Walker! Geh auf Tauchstation!"
Jo machte etwas ganz anders. Er holte die Brieftasche heraus und zeigte Ridley den Stapel mit Scheinen. Große Scheine. Ridley schluckte.
"Wem ist das Kokain abhanden gekommen?"
"Ich habe nur Gerüchte gehört!!"
"Und wie lauten die?"
"Mein Leben ist mir lieb und teuer, Walker! Teurer, als du bezahlen kannst!"
"Gut, fangen wir die Sache anders an. Sagt dir der Name Dick Fowler etwas?"
"Leibwächter, Rausschmeißer, vielleicht auch Mörder, das weiß ich nicht. Ein Mann, dem ich immer gerne aus dem Weg gegangen bin. Wie kommst du auf den?"
"Er ist tot."
"Vielleicht bist du der nächste, Walker!"
"Soll das eine Warnung sein?"
Er nickte. "Besser, du faßt es so auf und nimmst die Sache ernst. Angeblich sollst du mit der Sache etwas zu tun haben. Mit dem gestohlenen Kokain, meine ich."
"Traust du mir so etwas zu?"
"Darum geht es nicht, Walker. Wenn es dir derjenige zutraut, dem das Zeug abhanden gekommen ist, bist du genau so dran wie Dick Fowler."
"Für wen hat Fowler zuletzt gearbeitet?"
Ridley bedachte erst Walker, dann dessen Brieftasche mit einem nachdenklichen Blick.
"Das wird teuer!"
"Bedien dich!"
Er griff zu. Dann murmelte er ziemlich leise einen Namen. "Harry Dominguez."
Bingo! dachte Jo. Langsam begann sich für Jo ein Bild zusammenzusetzen. Ein Bild, das ihm nicht gefiel, aber jetzt wußte er wenigstens, mit wem er es zu tun hatte.
Jo erhob sich.
"Hat Dominguez zufällig auch das Round Midnight aufgekauft?"
"Er hat Geld hineingepumpt und hat jetzt das Sagen."
"Bis zum nächsten Mal, Ridley!"
*
Harry Dominguez bewohnte ein herrschaftliches, villenartiges Haus, das von einer hohen Mauer umgeben war.
Als Jo Walker seinen Mercedes vor dem gußeisernen Tor stoppte, wandte er sich an Captain Rowland, der neben ihm saß. Ohne den dicken Captain hatte er nicht die geringste Chance, überhaupt je zu Dominguez vorzustoßen oder gar in sein privates Refugium eingelassen zu werden. Aber mit einem Captain der Mordkommission, der dazu noch offiziell ermittelte,
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