Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
her."
"Was schlagen Sie vor?"
"Ist das Boot da unten an Ihrem Steg vollgetankt?"
"Ja."
"Ich könnte versuchen, ihn abzufangen!"
*
Jo holte noch die Pistole aus dem Ford, bevor er in Dohertys Boot sprang, den Außenborder anmachte und das Gefährt über die Wasseroberfläche spritzen ließ.
Er hielt die Augen offen, aber in den wenigen Booten, denen er begegnete, saß niemand, der auch nur entfernte Ähnlichkeit mit Smith hatte. Ein paar Minuten, dann tauchte am Ufer etwas auf, daß wie ein Bootsverleih aussah. Hier schien Kommissar X richtig zu sein.
Er ließ das Boot direkt auf den Landungssteg zubrausen und drehte es dann kurz bevor es aufgeprallt wäre ab.
Jo sprang an Land. Mit einem schnellen Handgriff war das Boot notdürftig festgemacht und dann sah er sich um. Es gab Motorboote und Segelboote. Weiter hinten sogar Tretboote. Eine Preisliste verriet, was man pro Stunde zu bezahlen hatte.
Ein Segel wurde hochgezogen. Offenbar von einem Mann, der nicht viel Erfahrung damit hatte. Jo hörte ihn vor sich hinfluchen.
Sein Blick ging weiter.
Und dann sah er ihn. Mister Love oder Smith oder wie man ihn auch nennen mochte. Er legte seine Angelausrüstung gerade sorgfältig in ein kleines Motorboot und wandte sich dem Außenborder zu.
Dem langgezogenen Futteral, daß er bei sich hatte, war unmöglich anzusehen, ob dort eine Auswahl verschiedener Angelruten verpackt war - oder vielleicht etwas ganz anderes.
Jo verlor keine Sekunde mehr.
Smith hatte ihn noch nicht bemerkt. Er blickte nach unten und versuchte, den Außenborder anzuwerfen. Der erste Versuch scheiterte. Der Motor tuckerte ein paar Takte und verreckte wieder. Bevor er den nächsten Versuch wagte, schob Smith sich die Ärmel seines Sweat-Shirts hoch.
Und dann war Jo auch schon bei ihm.
Der Kerl blickte auf und erstarrte, als er in die Pistolen-Mündung blickte, die Jo ihm entgegenhielt.
"Keine Bewegung!" zischte es über die Lippen des Privatdetektivs. Er wußte, daß er auf der Hut sein mußte. Ein paar Augenblicke lang geschah gar nichts. Alles hing in der Schwebe, aber Jo entging die Muskelanspannung bei seinem Gegenüber keineswegs.
"Was wollen Sie?"
"Kommen Sie aus dem Boot!"
"Meine Brieftasche habe ich im Gasthaus gelassen!"
"Aus dem Boot, habe ich gesagt! Und ich sage es nicht ein zweites Mal!"
Smith warf einen Blick zu dem Futteral. Aber Jo würde ihm keine Chance lassen, das zu gebrauchen, was sich darin befand.
Zögernd kam er an Land.
Mit den Augenwinkeln sah Kommissar X, die verwunderten Blicke, die von den anderen Booten auf ihn gerichtet wurden.
Kein Wunder! durchschoß es Jo. Für Außenstehende wirkte das sicher wie die Wahnsinnstat eines Verrückten, was Jo da machte.
Sie glotzten zwar alle ganz entgeistert, aber keiner von ihnen war mutig genug, um einzugreifen. Jo konnte das in diesem Fall nur recht sein.
"Flach auf den Boden!" befahl Jo.
"Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun!"
"Worauf Sie sich verlassen können!"
Er gehorchte, wen auch mit sichtlichem Widerwillen. Einen Moment später lag er mit dem Bauch auf dem Holzsteg und Jo beugte sich über ihn, um ihn nach Waffen abzutasten.
Es war nicht das erste Mal, das Jo so etwas machte und er war diesmal besonders gründlich. Aber bei diesem Smith war einfach nichts finden, das sich als Waffe verwenden ließ.
Jo wußte, daß er sich beeilen mußte. Wahrscheinlich hatte schon irgendjemand von den Umstehenden die Polizei gerufen. Er sprang in das Boot, mit dem Smith hatte aufbrechen wollen und griff nach dem Futteral.
Er öffnete es.
Alles, was er fand, waren drei Angelruten.
Jo ließ die Sachen sinken. Aber noch bevor er aufgeblickt hatte, war da plötzlich eine Faust in seinem Gesicht.
Jo taumelte.
Vage nahm er Smiths Gestalt war, der sich hochgerappelt und auf ihn gestürzt hatte. Ein zweiter Schlag folgte einen Sekundenbruchteil später. Dann verlor Kommissaar X das Gleichgewicht und plumpste benommen ins Wasser.
*
Vor allem der erste Schlag war hart und platziert gewesen. Für eine halbe Sekunde schwankte Jo zwischen Wachsein und Bewußtlosigkeit, während er instinktiv mit den Armen ruderte.
Dann kam er wieder an die Oberfläche.
Er wußte, daß seine Operation ein Schlag ins Wasser war - in mehr als einer Hinsicht. Dieser Smith schien tatsächlich nur ein harmloser Angler zu sein. In Jos Gehirn arbeitete es, während er mit ein paar kräftigen Zügen zum Steg schwamm und sich dort hochzog. Er stand triefnaß da, während die Umstehenden sich
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