Private Games - Der Countdown des Todes
siebzehn Jahren immer noch bei mir? 1997 wurden sie in Abwesenheit vom UN -Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen des Mordes an mehr als sechzig Bosniern verurteilt. Seit Ratko Mlad i ´ c, der General, der die Aufsicht über die Tötungskommandos in Bosnien hatte, im vergangenen Jahr verhaftet wurde, ist die Jagd nach meinen Furien verstärkt worden.
Das weiß ich. Ich behalte solche Dinge im Auge. Meine Träume hängen davon ab.
Die Mädchen leben bereits so lange mit dem Gefühl, irgendwann geschnappt zu werden, dass ihre DNS davon durchdrungen ist, doch diese konstante Bedrohung auf Zellebene sorgt dafür, dass sie mir nur noch mehr treu ergeben sind – auf mentaler, physischer, spiritueller und emotionaler Ebene. Und so ist mein Traum von Rache nach und nach auch zu ihrem geworden. Ihr Wunsch, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen, glüht in ihnen fast ebenso heftig wie in mir.
Im Lauf der Jahre habe ich sie nicht nur beschützt, sondern auch erzogen, kleinere Schönheitsoperationen für sie bezahlt und sie zu Scharfschützinnen, Nahkämpferinnen, Betrügerinnen und Diebinnen ausgebildet. Durch diese beiden letzten Fähigkeiten wurden meine Investitionen zehnfach zurückbezahlt, doch das ist eine ganz andere Geschichte. Nur so viel: Sie sind meines Wissens die Besten in der Welt der Schattenspiele und jedem außer mir überlegen.
Man könnte natürlich zynisch fragen, ob ich Ähnlichkeit mit Charles Manson habe, dem kranken » Propheten«, der in den Sechzigerjahren eine Gruppe traumatisierter Frauen um sich versammelte und sie überzeugte, sie wären Apostel, die auf die Erde gesandt worden waren, um meuchelnd Armageddon in die Wege zu leiten. Doch mich mit Manson und die Furien mit den Helter-Skelter-Mädchen zu vergleichen führt völlig in die Irre. Das ist genau so, als wollte man eine wahre Geschichte mit einem Mythos vergleichen. Wir sind mächtiger, besser und tödlicher als Manson sich je in seinen von Drogen ausgelösten Albträumen hätte vorstellen können.
Teagan schenkt sich ein Glas Wodka ein und kippt es in einem Zug. » Ich konnte nicht vorhersehen, dass dieser Mann vor mein Taxi springt«, sagt sie.
» Peter Knight. Er arbeitet für Private London«, erkläre ich und schiebe ein Foto über den Tisch, das ich im Internet gefunden habe. Darauf steht Knight mit einem Glas in der Hand neben seiner Mutter anlässlich der Vorstellung ihrer letzten Modekollektion.
Teagan betrachtet das Foto und nickt. » Das ist er. Ich habe ihn deutlich erkannt, als er mit dem Gesicht gegen die Windschutzscheibe geknallt ist.«
Marta runzelt die Stirn, greift zum Foto und betrachtet es ebenfalls, bevor sie ihre dunklen Augen auf mich richtet. » Er war vorhin auch mit Guilder in der Bar. Ganz sicher. Er hat auf mich geschossen, nachdem ich Guilders Leibwächter umgebracht hatte.«
Ich hob eine Augenbraue. Private? Knight? Beinahe hätten sie heute meine Pläne zwei Mal vereitelt. Ist das Schicksal, Zufall oder eine Warnung?
» Er ist gefährlich«, stellt Marta fest, die von den dreien immer die Scharfsinnigere ist, diejenige, in deren strategischem Denken sich meines gut widerspiegelt.
» Du hast recht«, sage ich, bevor ich auf die Uhr an der Wand und von dort zu ihrer Schwester mit dem rötlich braunen Haar blicke, die sich noch immer vor dem Spiegel räkelt. » Es ist Zeit, zum Empfang aufzubrechen, Petra. Wir sehen uns dort. Denk an den Plan.«
» Ich bin nicht dumm, Kronos«, erwidert Petra und blickt mich an. Ihre Augen sind dank eigens zu diesem Zweck gekaufter Kontaktlinsen smaragdgrün.
» Keinesfalls«, bestätige ich ausdruckslos. » Aber du neigst dazu, impulsiv zu werden, zu improvisieren. Heute Abend erfordert deine Aufgabe jedoch die strenge Einhaltung aller Einzelheiten.«
» Ich weiß, was ich zu tun habe«, sagt sie kühl und geht.
Marta hat ihren Blick nicht von mir abgewendet. » Was ist mit Knight?« Mit ihrer Beharrlichkeit stellt sie eine weitere ihrer unbezahlbaren Tugenden unter Beweis.
» Laut Plan habt ihr erst morgen Abend wieder etwas zu tun«, antworte ich. » Bis dahin hätte ich gerne, dass ihr Mr. Knight überprüft.«
» Wonach suchen wir?«, fragt Teagan und stellt ihr Glas auf den Tisch.
» Nach Schwachstellen, Schwester. Wo ist er angreifbar? Sucht nach irgendwas, das wir nutzen können.«
28
Erst um kurz vor acht kam Knight in seinem renovierten Backstein-Reihenhaus an, das seine Mutter ein paar Jahre zuvor für ihn gekauft hatte. Er war erschöpft
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