Private Games - Der Countdown des Todes
wiederkommen?«
» Um eins?«
Knight nickte. Neun Stunden. Mit etwas Glück würde er vier Stunden schlafen können, bevor die Zwillinge aufwachen würden. Besser als gar nichts.
» Isabel und Luke waren sehr, sehr müde«, sagte Marta auf dem Weg zur Tür, als könnte sie seine Gedanken lesen. » Ich glaube, sie werden etwas länger schlafen.«
65
» Was für einen Fehler?«, brülle ich kurz nach der Morgendämmerung Marta an, geplagt von Kopfschmerzen, die sich anfühlen, als würde mein Kopf mit einer Axt gespalten werden.
Ihre Augen wirken genauso tot wie damals, als ich sie in Bosnien gerettet habe. » Ich weiß nicht, Kronos«, antwortet sie. » Er wollte es mir nicht sagen.«
Ich drehe mich wütend zu den anderen beiden Schwestern. » Welchen Fehler?«
Teagan schüttelt den Kopf. » Es gab keinen Fehler. Alles lief genau nach Plan. Petra hat doch sogar ein zweites Mal schießen können und Wu erledigt.«
» Stimmt«, sagt Petra mit einem Blick wie im Delirium. » Ich war überlegen, Kronos. Eine Siegerin. Niemand hätte die Sache besser durchführen können. Und auf dem Fluss sind wir genau im richtigen Moment vom Boot gesprungen, bevor es gegen die Mauer prallte, und wir haben die Strömung genau richtig abgepasst. Wir haben in allen Disziplinen zehn Punkte erreicht.«
Marta nickt. » Ich war fast zwei Stunden vor Knight bei ihm zu Hause. Wir haben gewonnen, Kronos. Jetzt werden die Spiele mit Sicherheit abgebrochen.«
Ich schüttle den Kopf. » Auf keinen Fall. Die Sponsoren und Fernsehsender werden das erst zulassen, wenn es zu spät ist.«
Aber welchen Fehler könnten wir begangen haben?
Ich blicke zu Teagan. » Was ist mit der Fabrik?«
» Die ist fest verschlossen.«
» Geh nachsehen«, verlange ich und setze mich auf einen Stuhl am Fenster. Welchen Fehler könnten wir begangen haben? Meine Gedanken gehen ein Dutzend Möglichkeiten durch, doch ich habe nur unvollständige Informationen. Ich kann mir keine Gegenmaßnahmen ausdenken, wenn ich nicht weiß, um welchen Fehler es sich handelt.
» Finde es heraus«, sage ich zu Marta. » Mir ist es egal, was du dafür tun musst. Finde heraus, um welchen Fehler es geht.«
66
Mittags, um zwanzig vor zwölf, schubste Knight auf dem Spielplatz am Royal Hospital seine Tochter Isabel auf der Schaukel an. Luke hatte mittlerweile den Dreh raus und legte sich ordentlich ins Zeug, um immer höher zu schaukeln. Knight bremste ihn vorsichtig ab.
» Daddy!«, rief Luke frustriert. » Luke ganz hoch!«
» So hoch nicht«, hielt Knight ihn auf. » Wenn du runterfällst, ist dein Kopf kaputt.«
» Nein, Daddy«, murrte Luke.
Isabel lachte. » Lukey hat schon einen kaputten Kopf!«
Das kam gar nicht gut an. Knight musste die beiden von der Schaukel nehmen und trennen – Isabel in den Sandkasten, Luke aufs Klettergerüst. Nachdem sie schließlich völlig in ihrem Spiel aufgegangen waren, konnte Knight entspannt gähnen und blickte auf seine Uhr. Noch eineinviertel Stunden, bis Marta ihn ablösen würde. Er ging zur Bank, wo er auf seinem iPad die Nachrichten verfolgte.
Das Land oder vielmehr die gesamte Welt war wegen der Morde an Gao Ping, An Wu und Win Bo Lee in Aufruhr. Staatsoberhäupter ebenso wie die Sportler verurteilten Kronos, die Furien und ihr brutales Vorgehen.
Knight klickte auf einen Link, der ihn zu einem BBC -Nachrichtenvideo führte. Es begann mit der Reaktion auf die Morde an den chinesischen Trainern und zeigte Eltern spanischer, russischer und ukrainischer Sportler, die sich über die Sicherheit beschwerten und fragten, ob sie den Traum ihrer Kinder zerstören und auf eine Heimkehr pochen sollten. Die Chinesen griffen das Internationale Olympische Komitee aufs Heftigste an und hatten eine Presseerklärung herausgegeben. Darin verschafften sie ihrem Ärger Luft, weil das Gastgeberland scheinbar unfähig war, den Austragungsort der Spiele ausreichend zu sichern – wozu die Chinesen vier Jahre zuvor in Peking durchaus in der Lage gewesen seien.
Gleichzeitig versuchte der BBC -Bericht, jemandem die Schuld für die Sicherheitsmängel in die Schuhe zu schieben. Es gab viele Ziele, unter anderem F7, das Sicherheitsunternehmen, das zur Überwachung der Ausrüstung an den Spielstätten engagiert worden war. Ein F7-Sprecher verteidigte vehement ihre Arbeitsweise, die er als hochmodern bezeichnete. Alles werde unter Leitung » der qualifiziertesten Fachkräfte in diesem Bereich« strikt kontrolliert. Auch das Computersicherheitssystem, so
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