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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Körper streichelt – ich habe eine ganz weiße Haut, wissen Sie das? –, wird mir immer schlecht, und ich muß die Augen zumachen. Und dann schnauft er, wenn er soweit ist, schnauft wie ein Pferd, das die Rotze hat. Da geh'n doch alle Gefühle hops! Früher, als ich ihn heiratete, da war mir das egal. Da hatte ich 'ne Tbc und dachte, ich käme nie wieder richtig auf die Beine. Versorgt sein ist alles, dachte ich. Und Fritze ist ja Beamter. Aber nun …« Sie lehnte sich gegen die frische Kachelwand und betrachtete Peter Kaul aus gesenkten Augen, in denen man das aufgeschlagene Bett ahnte. »Ich wette. Sie schnaufen nicht! Und Ihre Hände sind so hart und doch so männlich. Bin ich eigentlich nicht Ihr Typ?«
    »Sie sind die Frau meines Freundes, Lucie«, antwortete Kaul und schmierte Kleber an die Wand. »So was mache ich nicht.«
    »Ich gebe Ihnen auch heimlich 'ne Pulle Wacholder.«
    Kaul lächelte schwach. Eine Flasche. Er legte den Spachtel hin und wischte sich mit dem Unterarm über das Gesicht. Man lockt keine Maus mit dem Geruch der Katze, dachte er. Das ist vorbei. Es würde mir schlecht werden, wenn ich nur daran rieche.
    »Sie sind fad!« stellte Lucie Kellermann fest und verließ das Badezimmer. »Mir scheint, Sie haben Ihre Männlichkeit in der Anstalt abgegeben.«
    Von diesem Tag an ließ sie Peter Kaul in Ruhe. Ein Klempner wurde später ihr Geliebter. Für das Anbringen der Dachrinne brauchte er drei Wochen; meist packte er sein Werkzeug aus, stärkte sich durch einen tiefen Schluck und verschwand bis zum Mittag. Dann klopfte er ein paar Krampen ans Dach, war müde und gähnte, legte sich in den Keller und schlief.
    Das Bauvorhaben Kellermann war eine harte Arbeit. Man sah's.
    An einem Abend erhielten die Kauls Besuch. Im Fernsehen lief eine Musiksendung, und sie war besonders schön, denn am Freitag vorher hatte Kaul die letzte Rate bezahlt. Das Gerät gehörte ihnen. Nun standen nur noch die Nähmaschine aus, der Kühlschrank, die Couchgarnitur und der Heißwasserboiler – dann waren sie schuldenfrei. Zum erstenmal seit drei Jahren.
    Hand in Hand, wie beschenkte Kinder, saßen sie vor der Mattscheibe, als es schellte. Zwei Herren standen im Treppenhaus, und Susanne durchjagte der eisige Schreck, es könnten wieder Angehörige einer Behörde sein. »Bitte?« fragte sie stockend. »Was wünschen Sie?«
    »Wir wollten Ihrem Gatten einen Besuch abstatten«, sagte einer der Herren und lüftete seinen Hut.
    Susanne atmete auf. Gatte und Hut abnehmen – das war niemand von der Behörde. Sie trat zur Seite und wies in den Flur.
    »Bitte …«
    »Doktor Heinrich«, stellte sich der eine vor. Der andere machte sogar eine Verbeugung. »Direktor Bonnemann.«
    »Ja. Bitte. Ich weiß nicht …« Susanne sah hilflos zur Zimmertür. Kaul erschien, in Pantoffeln, mit offenem Hemd, ein zufriedener Bürger, der Entspannung aus dem Fernsehen schlürft.
    »Guten Abend, Herr Kaul!« sagten die Männer gemeinsam.
    Kaul musterte den Besuch. Er war noch immer kritisch, wenn Unbekannte zu ihm kamen. Die Freiheit ist etwas Merkwürdiges, hatte er einmal gesagt. Wenn man sie einmal verloren hat und gewinnt sie wieder, kann man nicht mehr begreifen, daß sie immer bei einem bleibt. Ständig denkt man: Da muß doch bald einer kommen und sagen: Kaul, Klamotten packen! Marsch, marsch!
    »Sie … Sie kenne ich doch …«, sagte Kaul vorsichtig. »Nur weiß ich im Augenblick nicht, woher. Aber ich kenne Sie …«
    »Wir kennen uns von der LHA.« Dr. Heinrich lächelte beruhigend. Er sah den flackernden Blick Kauls, als der Name LHA fiel. »Wir sind von den Anonymen Alkoholikern, Sie erinnern sich? Wir haben wie Sie uns wiedergefunden. Reden wir nicht lange um den Brei … wollen Sie unserer Gemeinschaft beitreten und mithelfen, andere Trinker zu heilen?« Es wurde ein langer Abend, ohne Fernsehen. Man sprach miteinander, wie es nur Menschen können, die das gleiche Schicksal durchgestanden haben. Dann hatte sich Peter Kaul bereit erklärt, als einer der Anonymen Alkoholiker einmal im Monat einen Vortrag vor Trinkern zu halten.
    »Begleiten Sie uns nächsten Monat zu unserem Vortrag«, sagte Direktor Bonnemann. »Wir wollen einige Herren auf Schloß Bornfeld inspizieren.«
    »Schloß Bornfeld? Wo ist das?« fragte Peter Kaul.
    »Eine sogenannte ›Offene Anstalt‹.« Dr. Heinrichs Gesicht wurde ernst. »Es ist eine schwere Aufgabe. Niemand ist schwerer zu überzeugen als die trinkende Intelligenz. Darum sollen Sie, der Mann aus

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