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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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oder Information im Management war oft Herrschaftswissen, das nur der Experte hatte oder nur in Führungskreisen geteilt wurde. Im Management bildeten sich Führungscliquen, Seilschaften und Machtbezirke. Es wurde sorgfältig definiert, was der normale Mitarbeiter wissen durfte und wie man es ihm in verträglichen Stufen oder Dosen kommunizierte. Noch heute versuchen letzte Politiker der alten Generation, dem Volk nicht zu viel Wahrheit zuzumuten. Gewerkschaften oder Betriebsräte waren Feinde, die man vom Wissen um das Unternehmen fernhalten musste. Pläne oder Strategien des Unternehmens, besonders aber Personalia und Erfolgszahlen wurden wie das Geheimnis der Coca-Cola-Zusammensetzung gehütet. Akten wurden bei Regierungswechseln verbrannt. »Need to know« hieß die magische Formel des Zutritts zu Wissen. »Jeder bekommt nur das Wissen, das er zum Arbeiten braucht. Mehr nicht. Alles andere geht ihn nichts an.« – »Der Soldat weiß nur, dass er den Hügel nehmen soll. Seine Überlebenswahrscheinlichkeit und den Schlachtplan kennt nur der General.« – »Die Bibel ist lateinisch, die Predigt und die Liturgie auch. Das Volk soll nur vor dem Mysterium niederknien. Die Kirche darf keinesfalls durch den Buchdruck und Luthers Übersetzung an Macht einbüßen. Zum Glück kann das Volk nicht lesen.« – »Wie viel Gewinn wir machen, ist nicht Sache des Mitarbeiters. Er würde nur nach Lohnerhöhungen gieren.« Das Internet und die Vernetzung aber bringen eine immense Transparenz über die Welt, es ist ein einziges großes WikiLeak entstanden. Alles ist quasi öffentlich. Diese Entwicklung erschüttert das Management und besonders auch die Politik in den Grundfesten.
    Politik oder Management bestand bislang darin, ein Machtgeflecht in eine erwünschte Richtung zu bewegen. Durch geschicktes Lavieren zwischen den Interessengruppen, durch taktisch gute Sitzungstermine und Abstimmungsmodalitäten, durch Geheimtreffen und Abstimmungen im Vorfeld werden die politischen Gremien in Marathonmeetings so gelenkt, dass am Ende ein nun formal beschlossenes Gesetz oder eine Bau- oder Betreibergenehmigung vorliegt. Die, die nicken sollen, werden schlau zum Nicken gebracht. Wer das schafft, hat den Beweis erbracht, ein Profi-Politiker zu sein.
    Diese Tendenz, in Politik und Wirtschaft das Ökonomische mit den Mitteln der Machtpolitik zu betreiben, schwächt sich ab.
    Wir sehen das an den immer stärker diskutierten Großvorhaben wie dem Umbau des Stuttgarter Bahnhofs oder der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke. Beim Stuttgarter Bahnhofsprojekt S21 (der Hauptbahnhof soll unter Milliardenkosten untertunnelt werden, damit die Züge schneller durchfahren und das große Innenstadtgebiet der heutigen oberirdischen Gleisanlagen neu kultiviert werden kann) hagelte es Bürgerproteste, weil das Projekt in guter alter kompletter Intransparenz politisch durchgezogen worden war. Die Bürger blieben außen vor. Nach dem politischen Vollzug und dem anschließenden Baubeginn wurden bohrende Fragen immer lauter. Es gab nie dagewesene Proteste von ganz normalen Menschen, die sehr böse wurden, sich dann politisch als Gewaltbereite in die Ecke manövriert zu sehen. Die Politikverdrossenheit schlug in Politikwut um. Die Herrschenden fürchteten eine Wahlniederlage und gingen in Schlichtungsgespräche (geleitet von Elder Statesman Heiner Geißler). Es gab lange öffentliche Debatten, die im Internet übertragen wurden. Jeder konnte teilhaben. Es kam heraus, dass die an der politischen Durchsetzung des Großprojektes Beteiligten weniger Sachkenntnis bewiesen, als man es unbefangen erforderlich finden würde. Insbesondere schienen sich die Initiatoren nicht so sehr um die tatsächlich zu erwartenden Kosten gekümmert zu haben, was angesichts der leeren Kassen verwundert. Machtpolitik boxt einfach durch, es geht nicht um das ausgewogene Handeln in einem Netzwerk der betroffenen Unternehmen und Menschen.
    Entwicklungen wie die in Stuttgart sind ein Zeichen der Zukunft. Eine vernetzte Welt verlangt das Zusammenarbeiten in voller Transparenz. Es geht um Argumente und nicht um Taktik. Es geht um das Erreichen des Zieles, nicht darum, wer genau das Ziel erreicht und damit den Bonus oder den Wahlsieg dafür einstreicht. Es geht um gute Politik, nicht darum, wer sie betreibt.
    Die Zerreißprobe ständigen Umbaus neben der eigentlichen Arbeit
    Die Revolution im Dienstleistungssektor erfordert einen ständigen Umbau über einige Jahrzehnte. Denken Sie an

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