Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
mit noch mehr Handelspartnern und Herstellern). Ganze Netzwerke von Firmen müssen zusammengebunden werden für Warenbeschaffung, Einkauf, Logistik, Marketing etc.
• Professionals dehnen das Unternehmen aus, bereiten es auf die globale Zusammenarbeit vor und machen es in der Welt fremder Kulturen fit. »Wie managt man in Indien oder Brasilien?«
• Sie führen neue Technologien und Arbeitsprozesse ein, was heute oft von einer neuen IT her begonnen wird. Ein bekanntes Beispiel für eine solche Umwälzung ist die Einführung von SAP in Unternehmen, demnächst die von Cloud-Computing.
• Professionals des Umbaus bereiten die normalen Mitarbeiter auf die Veränderungen vor, bilden sie aus und setzen viele von ihnen in andere Arbeitsbereiche um, denn die neue Arbeit ist ja effizienter als die alte. Der Umbau hat oft Entlassungen zur Folge, die zu erheblichen Störungen des Betriebsklimas führen.
• Sie begleiten den Außenauftritt des Unternehmens, kommunizieren mit Kunden und begleiten diese in die Zeit nach dem Umbau. Auch die Kunden sind regelmäßig durch den Wandel eines Unternehmens irritiert, nicht nur die Mitarbeiter.
Kurz: Die Industrialisierung der Dienstleistungen führt dazu, dass immer weniger Menschen an den Dienstleistungen selbst arbeiten und dass immer mehr Professionals dafür da sind, das System zu managen, zu verbessern, zu wandeln, zukunftsfähig und modern zu halten oder neue Inhalte zu erschaffen. Zum Beispiel: Das System einer Hamburgerkette ist die Hauptleistung, die wirkliche Arbeit aber, das Braten und Verkaufen der Hamburger ist ein Niedriglohnjob. Oder: Die Kunst ist es, ein profitables Banksystem oder Versicherungssystem zu kreieren, die eigentliche Arbeit im System wird dagegen immer einfacher und automatischer.
Die eigentliche Dienstleistungsexzellenz verschiebt sich von der Arbeit im System zu Arbeit am System. Die Metaarbeit nimmt gegenüber der Arbeit an Wichtigkeit zu.
Besonders die Metaarbeit, die ständig verändert, erfordert Top-Leute. Die Arbeit im System selbst verliert an strategischer Bedeutung. Mitarbeiter und unmittelbare Abteilungsleiter gehören als Commodity zum funktionierenden System dazu. Sie erledigen noch, was derzeit nicht automatisch geht. Sie stöhnen unter den vielen Metaarbeitern, den Beratern und Change-Managern, die mit ihren Veränderungen ständig die normale Arbeit durcheinanderwirbeln und oft empfindlich stören. »Lasst uns arbeiten! Wir verdienen schließlich das Geld!«, rufen die Arbeitenden, die »Run the System« betreiben. »Nicht mehr lange!«, entgegnen die Metaarbeiter, die »Change the System« anstreben. Die Mitarbeiter, die die eigentliche Arbeit machen oder die Leistung erbringen, sind meist schlechter bezahlt als die Veränderer, die sich Mühe geben, alles so zu verändern, dass es bald keine Arbeit mehr gibt.
Ich habe diese Entwicklung schon lange kommen sehen. Mir war nicht wohl bei dem Anblick. Ihnen geht es sicher ebenso. Soll jetzt alles in Dienstleistungssysteme verschwinden? Sollten Ärzte und Apotheker, Rechtsanwälte und Professoren wirklich automatisierbar sein? Uns fröstelt.
Aber wir werden ja immer mehr von Computern untersucht und therapiert, bekommen Arzneien bald an Automaten und sehen uns Vorlesungen im Internet an. Neue Rechtssysteme sollen derzeit entstehen, die möglichst alle Streitfälle im Wege der Schlichtung beilegen und damit das echte Auskämpfen mit kompliziertesten Gesetzen weitgehend erübrigen …
Ich war vor Jahren einmal sehr böse, dass ich das so kommen sehen musste, und schrieb das ganz garstige und sehr sarkastische Buch Lean Brain Management . In diesem schlage ich vor, einfach alle Intelligenz ins Internet zu verlagern und uns nur noch als unterbezahlte Roboter für noch benötigte körperliche Arbeit zu verwenden. Das Buch wurde von der Financial Times Deutschland zum Managementbuch des Jahres 2006 gewählt. Und ich sehe heute, dass das, was ich im Buch als satirische Warnung an die Wand nageln wollte, uns jetzt auf leisen Sohlen erreicht.
Unter Stress und trotzdem wirksam!
Umbau und Arbeiten gleichzeitig, das gibt Stress! Besonders wer Systeme neu konzipiert und bestehende quasi während der laufenden Produktion verändert, sieht sich fast umzingelt von allerlei »schicksalhaften Sachzwängen«, die im echten Leben immer wieder den Erfolg zu verhageln drohen. Woher kommt der Stress?
Das gleichzeitige Arbeiten und Umbauen wird meist immer noch unprofessionell betrieben. Diese
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