Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Vorlesungen in relativ freier Reihenfolge hört, so könnte man auch die Schulpflichten in freier Zeitplanung absolvieren. Schüler könnten in manchen Fächern weit sein, in anderen nachhinken. Das ginge, wenn viel individueller Unterricht im Internet genommen und die Lehrer die Schüler in persönlichem Gespräch individuell coachen würden.
    Ich will also nicht den Unterricht ganz ins Internet verschwinden lassen, sondern Zeit zum Coachen schaffen. Wie beim Einzelunterricht in der Musikschule! Geübt wird zu Hause – und im Unterricht wird unterwiesen.
    Der Umgang mit Menschen, mit Emotionen und vor allem Sinn wird am besten im Direktkontakt mit Menschen erworben, die man sehr gut kennt. Ja, und auch wenn das viele nicht mögen: Wenn man sich gut kennt, lässt sich auch wieder vieles über Bildtelefon regeln … Ich arbeite schon seit Jahren virtuell über Telefonkonferenzen und coache auch meine Mitarbeiter »virtuell«. Das geht ganz gut! Aber es ist sehr wichtig, dass man sie zu diesem Zeitpunkt bereits wirklich gut kennt!
    Internet und Professionelle Intelligenz
    Was bedeuten denn alle diese Stile? Ich habe mit Ihnen Lernstile, Management- oder Führungsstile, Lehr- oder Unterrichtsstile und Arbeitsstile diskutiert. Immer kommen die gleichen Varianten vor: Es gibt strukturierte, kreative etc. Weisen, mit dem Lernen, der Arbeit und der Führung umzugehen. Dahinter steht natürlich immer unsere Persönlichkeit. »Erkenne dich selbst!«
    Aber im Grunde beobachten alle diese Theorien und Lebenserfahrung nur, dass wir – jeder für sich – verschiedene professionelle Begabungen aufweisen, also insbesondere auch verschieden starke Teilintelligenzen.
    Jede Teilintelligenz – die klassische, die emotionale, die vitale, die kreative, die für Attraktion und Sinn – hat ihre jeweilig beste Lern-, Lehr- und Führungsmethode. Kreativ Begabte lernen zum Beispiel lieber unstrukturiert, vital Begabte lieber praktisch, emotional Begabte im Team. Diese simple Erkenntnis bleibt im herkömmlichen System des Frontalunterrichts und auch in Frontalmanagementmeetings ohne Konsequenz. Es wird nur klassisches Wissen bzw. eine beschlossene neue Strategie vermittelt oder neuerdings per Computer »präsentiert«.
    Das insgesamt Professionelle ist damit gar nicht auf dem Radarschirm der heutigen Bildung und Führung, soweit es sich nicht schon heute um individuelles Coaching bemüht.
    Internet-gestützte Methoden können die Teilintelligenzen individuell fördern!
    Der synchrone Unterricht besonders in der Schule berücksichtigt keine Reifegrade und Begabungen. Ich selbst bin ja Mathe-Professor und muss fast jeden Tag ein Ächzen der Art »Mathe hab ich nie gekonnt« zur Kenntnis nehmen. Ich muss bei meinen Reden darauf achten, dass meine PowerPoints möglichst auch die Fachwörter in Deutsch zeigen, was in der IT gar nicht so einfach ist. »Englisch können wir in unserer Weltfirma nicht!«, wird mir oft gesagt. Ich sehe, dass die meisten Leute Schwierigkeiten haben, einen Sachverhalt vernünftig argumentierend in Worte zu fassen. Die gravierenden Mängel beschränken sich nicht auf die Mathematik – mit denen wird nur gerne kokettiert. »Ich verstehe immer noch kein Englisch!« oder »Ich schreibe nur sehr ungern!« wird selten gesagt. Die Mängel sind aber in allen Fächern spürbar. Es mag daran liegen, dass weniger talentierte Schüler Jahr für Jahr in immer schwierigere Stoffgebiete mitgeschleppt werden, von denen sie weniger und weniger Ahnung haben. Sie jonglieren auf Vier-minus-Absturzniveau und schlängeln sich durch. Wer einmal beim Bruchrechnen versagte, lernt es später nie mehr, weil es nicht mehr drankommt. Oder generell: Wem die Grundlagen fehlen, dem wachsen sie später auch nicht mehr zu.
    Später klagen die Unternehmen, dass die jungen Menschen weder Bruchrechnen noch das Verfassen von Bewerbungsanschreiben verstünden.
    Warum verweilen wir nicht so lange bei der Grundbildung, bis sie fest drinsitzt? Das geht nicht, weil das Klassensystem einheitlich fortschreitet.
    Der Computerkurs für das Bruchrechnen, der Kurs für das Schreiben wird aber immer bei uns sein! Im Internet werden wir nicht nur verschieden schnell ausgebildet werden können, sondern auch verschieden komplex auf verschiedenen Niveaus. Grundenglisch bis Poetensprache – alles wird da sein! Lehrer können das so individuell alleine nicht leisten, das Internet schon. Es lohnt sich für ein ganzes Land oder sogar für die ganze Welt, Kurse in allen