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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Schulgeometrie. Die Straßen schnurgerade, und ein Verlaufen war nicht möglich, die Straßenbänder brachten einen genau an den gewünsc h ten Punkt. Ich gebe zu, es war ein bißchen langweilig, aber gerade auf der Basis der Langeweile, auf diesem grauen, weißlichen Untergrund, erschi e nen die Haufen zerbastelter und farbbeschmierter Materialen, die Trü m merschöpfungen aus allen Haushaltungen, die aus den Schächten rutsc h ten, erregend, reizvoll. Es gab nur wenige Eltern, die nicht stolz waren, wenn sich vor ihrer Haustür der größte Fa-und-Cre-Haufen befand. Späte r wurde auf Differen ziertheit und Farbnuancen Wert gelegt. Es war so unte r haltsam, spazierenzugehen und dabei diese Haufen zu untersuchen. Die Vielfalt der Ideen! Und dauernd waren wissenschaftliche Kommissionen aus Industriebereichen unterwegs, die diesen Haufen Anregungen entstoche r ten.
    Jetzt haben wir die Haufen auch noch, fuhr Nostal fort, aber der graue Untergrund ist hin. Die schnurgeraden Straßen gibt es nicht mehr, es gibt nur Windungen und Kurven, Labyrinthe, Sackgassen, plötzlich abgebroch e ne Wege. Kein Haus darf einem anderen nur entfernt ähneln. Mein Haus hat eine langgezogene Zitronenform, die Poren sind die Fenster, und aus der Spitze lassen wir uns mit Hilfe eines Ausstiegschlauchs herab. Ich war sehr froh, es konstruiert zu haben. Gut, dir mißfällt es. Aber wie findest du die Flasche, in der mein Nachbar haust und die er kriechend verlassen muß? Wir haben in der Stadt zwanzig verschiedene Verkehrssysteme, Transportbänder, Röhren, Walzen mit Fußbetrieb, in denen man sich a b strampelt. Neulich kam ich todmüde in der Versammlung an, weil die and e ren siebzehn Systeme sich wieder mal verheddert hatten. Im Saal, wo dann die Reden losgingen, gelangten wir zu keiner Lösung des Verkehr s problems. Zwar muß ich zugeben, daß hin und wieder jemand auf seinen Vorredner einging, aber gleichzeitig entwickelte er dessen Beitrag weiter. Er spielte damit. Variierte ihn. Nachher hatten wir lauter Variationen. Und nun wird es natürlich dahin kommen, daß alle Variationen verwirklicht werden. Leider sind wir ja alle gleichzeitig mit dieser hohen Durchse t zungskraft ausgerüstet worden.
    Nach der Versammlung ging ich mit meinem alten Freund Leo nach Ha u se. Merkwürdigerweise traf es sich, daß wir beide auf ein und denselben Fischsalat Appetit bekamen. Aber der Laden hatte sich schon wieder u m funktioniert. Er bot nun Pilze an, allerdings in vielen Zubereitungen, er hatte sogar Fliegenpilze, denen das Gift entzogen war. Unseren Fischsalat sollte es woanders geben, aber da war es unserer nicht mehr, er hatte fremdartige Nuancen, war rot statt lila und leuchtete im Dunkeln überhaupt nicht. Wir kamen mißgestimmt in Leos Straße, er wollte mir sein neues Haus in Form eines Spargels zeigen. Dabei gerieten wir in eine Halde von Fa und Cre. Wir blieben in Zerbastelungsprodukten der neuen Generation stecken. Freund Leo sagte, wenn es doch einen einzigen Menschen gäbe, der treu und brav kontinuierlich einen treuen und braven Computer alten Stils so programmieren könnte, die optimale Beseitigung der Fa-und-Cre-Haufen zu organisieren.
    Ich sagte, wir könnten auch noch einen Menschen brauchen, der wenig s tens ein Jahr lang oder auch nur ein halbes dafür sorgt, daß ein Verkehr s system behalten wird. Ich sagte traurig, wir sind eben so strukturiert, daß wir zwar dauernd Neues erfinden, entwickeln, durchsetzen können, aber es will uns nicht gelingen, die stumpfsinnigen Tätigkeiten zu bewältigen. I m mer liegt der Erfindungsabfall. Auch findet sich kein Küchencomputer mehr bereit, wenn wir ein neues Gericht erfunden haben, den Abwasch zu erled i gen. Im Gegenteil, er selbst entwickelt unser Gekochtes nach seinen Inte n tionen weiter, wir sind entsetzt, wenn wir es nachher schmecken, und dabei produziert er noch mehr schmutziges Geschirr.
    Ach, sagte Leo, an solche Dinge denke ich schon gar nicht mehr. Aber könnte man nicht wirklich einige wenige, vielleicht defekte Wesen finden, deren Krankheit im Fehlen von Fa und Cre besteht? Es kann unmöglich bei allen die vorgeburtliche Behandlung erfolgreich verlaufen sein.
    Wer würde zugeben, sagte ich, daß es bei ihm nicht funktioniert hat? Dann wäre er ja ein Objekt für die gewaltige, durch nichts zu hemmende Phantasie der Ärzte. Er hat ja aufgrund seines Fehlers nicht Fa und Cre genug, sich selber zu behandeln. Da verkriecht er sich lieber oder heuchelt Phantasie und

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