Professor Mittelzwercks Geschöpfe
entsprechendem Wind nicht auf das Ufer zuweht, von dem wir, das heißt Sie, denn ich habe genug von dem einm a ligen Besuch, abstoßen wollen. Auf keinen Fall, riet Schwand, sollte ich gleich beim ersten Mal alle Koteletts mitnehmen, ich sollte zunächst hu n dert braten und sie den Homopoden ohne Bedingungen anbieten. Danach könnte ich verhandeln. Bei den Verhandlungen sollte ich ruhig bleiben, die Homopoden warteten nur darauf, daß ich unruhig würde, darin sähen sie eine Chance. Homopodisch heiße es enem insilent. Wenn ich diese Worte höre, sollte ich so schnell ich kann, ins Boot steigen und zurückrudern. Das Klügste aber wäre, ich würde erst gar nicht hinfahren.
Ich besuchte noch Professor Sc hwertlich, der als führender Ho mopo - dologe gilt und am Flußufer eine Beobachtungsstation unterhält. Ich könnte Ihnen viele Einzelheiten nennen, sagte er, aber die werden Sie vergessen, wichtig sollte für Sie sein, daß die Homopoden unter einem hypertrophie r ten Minderwertigkeitskomplex leiden, den es in dieser Stärke beim Me n schen nicht mehr gibt. Ihre Vorfahren haben, wie Sie ja wissen, vor Jahren die ihnen gegebenen wissenschaftlichen und technischen Mö g lichkeiten mißbraucht und damit eine Mutation ausgelöst, die zu diesem säuglingsgroßen vierbeinigen Typ geführt hat. Wenn man sich vorstellt, daß sie früher einmal Menschen wie wir gewesen sind! Mit dem Mißbrauch war die Zerstörung ihres Lebensraums einhergegangen, und nun wollen sie diesen Raum unter allen Umständen verteidigen, sie halten allen Ernstes ihren zerstörten Raum für verteidigungswürdig! Aufgrund ihrer Minderwerti g keitskomplexe können sie es nicht dulden, daß andere kommen und den Raum, den sie zerstört haben, wieder in Ordnung bringen. So tun sie nichts zur Erhaltung des Doms, dulden aber auch nicht, daß andere etwas tun. Ihre mutierten Körper, die eine Verkrüppelung höchsten Grades darstellen, sind nicht in der Lage, an dem zerstörten Lebensgebiet etwas zu verä n dern. Sie leiden ständig Hunger, und das zwingt sie dazu, uns zu gestatten, ihr Territorium zu betreten, wenn wir Fleisch bringen, viel Fleisch. Nur dürfen Sie nicht hinsehen, wenn sie das Fleisch fressen! Ist es schon una p petitlich, einem Menschen zuzusehen, wie er mit den Zähnen ein Fleischstück zerkleinert, befällt Sie bei den Homopoden Ekel. Er reichte mir sein Fernglas, sehen Sie, wie sie erwartungsvoll am Ufer lauern, in der Hof f nung, ein Boot wie Ihres legt an und jemand wirft ihnen Fleisch hin? Aber denken Sie daran, alles, was die Homopoden Ihnen gegenüber tun werden, geschieht aus Minderwertigkeitskomplexen… Ich empfehle Ihnen, sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu loben und sich keinen Ekel anmerken zu lassen. Sobald die Homopoden gewahr werden, daß Sie sich vor ihnen ekeln, werden sie gemein, dann beißen sie. Ziehen Sie auf jeden Fall feste Stiefel an, manchmal beißen sie ohne ersichtlichen Grund ins Bein. Sie wissen, daß ihr Biß tödlich ist, und sie benutzen ihn nicht nur, um sich zu wehren, sondern um sich an dem Gebissenen für ihr Dasein zu rächen, das sie der Dummheit ihrer Vorfahren verdanken. Einen, der der technischen Katastrophe entgangen ist, sehen sie als einen an, der ihr zufällig entga n gen ist.
Professor Schwertlich schärfte mir ein, die Homopoden jedesmal mit bo n di zu grüßen, das sei die Kümmerform von bonus dies, ich sollte mich dabei verneigen, aber keinen Gegengruß erwarten, die Homopoden glau b ten es nicht nötig zu haben zurück zugrüßen. Aber, sagte er, soweit er aus alten Quellen wisse, lohne es, den Dom zu fotografieren, die Homopoden ze r störten nichts, doch sie besserten auch nichts aus, sie verfügten weder über Fertigkeiten noch erforderliche Mittel, sie verfügten über nichts als ihren Minderwertigkeitskomplex. Wie hoch ihre Lebenserwartung sei, wisse er nicht, er mutmaße, daß tagtäglich eine größere Anzahl an Hunger z u grunde gehe. Sie besäßen keinerlei Kultur. Nach Schwertlichs Ansicht seien sie biologisch niedriger einzuordnen als Bienen, Termiten, Ameisen.
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Durchs Fernglas hatte ich einen Klumpen säuglingsgroßer Vierbeiner, hundeartige schlammfarbene Lebewesen, erkannt, ihre Unterkiefer waren extrem weit vorgeschoben, ihre Nasen plattgedrückt, nicht mehr als zwei Ein- und Ausatmungslöcher, und auf den Schädeln saß je ein Büschel Ha a re. So lagen die Homopoden verklumpt und rührten sich auch nicht, als ich mich mit dem Boot zu nähern
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