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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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anständige ärztliche Behandlung. Möchtest du das? Willst du in Armut sterben, sterben, weil du arm bist? Ist es das, was du verdammt noch mal willst, Carla, denn… «
    Die Ohrfeige riss seinen Kopf zur Seite. Schleuderte die Tränen aus seinen Augenlidern. Er blinzelte und schmeckte Blut.
    »Jetzt hörst du mir zu«, sagte sie in ruhigem Ton. »Du hältst den Mund und hörst dir an, was ich zu sagen habe, sonst ist es mit uns vorbei. Das ist mein Ernst, Chris.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, murmelte er.
    »Tu nicht so, als würdest du die Welt besser kennen als ich, Chris. Mein Vater lebt in den Zonen…«
    »Dein Vater?« Spöttisch. Wieder lauter werdend. »Dein Vater, nein…«
    »Ich warne dich, Chris.«
    Er sah weg. Rang den Zorn nieder. »Dein Vater«, sagte er ruhig, »ist ein Tourist. Er hat keine Kinder. Keinen, der von ihm abhängig ist. Nichts, was ihn an den Ort bindet, nichts, was ihn zwingt, dort zu leben. Er ist nicht wie die Leute, mit denen er sich umgibt, und er wird es nie sein. Er könnte morgen weggehen, wenn er wollte, und das ist der entscheidende Unterschied.«
    »Er glaubt, dass er etwas bewirken kann.«
    »Und, stimmt das?«
    Schweigen. Schließlich wandte er wieder den Kopf und sah zu ihr hin.
    »Kann er das, Carla?« Er griff nach ihrer Hand. »Gestern war ich auf der anderen Seite der Welt und habe mit einem Mann gesprochen, der vielleicht imstande ist, Echevarria aus der ME zu vertreiben. Wenn ich meinen Willen bekomme, dann wird es so laufen. Ist das nicht etwas wert? Ist das nicht was Besseres als all die Artikel, die dein Vater ausarbeitet für Leser, die dann betroffen den Kopf schütteln, aber keinen Finger rühren, um irgendwas zu verändern?«
    »Wenn es dir plötzlich so am Herzen liegt, Dinge zu verändern, warum kannst du dann nicht…«
    Das dröhnende Knattern von Rotoren über ihnen. Der Wagen schaukelte auf seiner Federung. Der Funkempfang knisterte.
    »Fahreraufsicht. Hier ist die Fahreraufsicht.«
    Der Rotorenlärm nahm noch zu, trotz der Schallisolierung des Saabs. Der Bauch des Hubschraubers schob sich, schwarz und leuchtend grün, ins Blickfeld; Landekufen, tief hängende Kameras und Geschossvorrichtungen waren zu erkennen. Er schlitterte ein paar Meter zurück, als hielte er es für ratsam, sich vor dem haltenden Auto in Acht zu nehmen. Erneut schwallte die Stimme aus dem Radio.
    »Besitzer der Saab-Spezialanfertigung, Registriernummer s810576, bitte identifizieren Sie sich.«
    Wozu, du Schwachkopf? Der Gedanke war ein eher zufälliger Ausdruck seines Ärgers. Identifizier du mich doch anhand der Aufnahmen, die du gerade durch die Windschutzscheibe geschossen hast! Anstatt hier meine Scheißzeit zu vergeuden!
    »Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme«, mahnte die Stimme.
    »Hier ist Chris Faulkner«, sagte er gewichtig. »Fahrerlizenz 260B354R. Ich arbeite für Shorn Associates. Und jetzt könnt ihr euch verziehen. Meine Frau fühlt sich nicht wohl, und ihr seid keine Hilfe.«
    Eine Zeit lang war Stille, während die Nummer abgeglichen wurde. Dann kehrte die Stimme zurück, etwas kleinlaut.
    »Tut mir Leid, Sie belästigt zu haben, Sir. Aber wissen Sie, wenn jemand so auf der Fahrbahn hält… Falls Ihre Frau ins Krankenhaus muss, können wir…«
    »Ich sagte, verzieht euch.«
    Der Hubschrauber schwankte noch ein wenig auf der Stelle, dann drehte er ab und stieg auf, bis er nicht mehr zu sehen war. Sie saßen da und lauschten dem sich entfernenden Brummen.
    »Gut zu wissen, dass sie aufpassen«, sagte Carla bitter.
    »Ja.« Er schloss die Augen.
    Sie berührte seinen Arm. »Chris.«
    »Na schön.« Er nickte. Öffnete die Augen. »Okay. Ich rede mit denen.«

 
     
DATEI 03:
Auslandshilfe

 
FÜNFUNDZWANZIG
     
     
    Zwei Wochen.
    Für Chris, ausgesetzt in den Randzonen der Vorbereitungen, zogen sie wie ein Wachtraum vorüber. Er durchlebte eine verzerrte Kopie seines wirklichen Lebens, gleichermaßen von albtraumhafter Spannung und einer seltsamen, ganz unerwarteten, romantischen Nostalgie durchsetzt.
    Die Arbeit entsprach den Erwartungen. Er verhielt sich normal und war auf der Hut. Truppenbewegungen in Assam, Geiselnahme in Paraná, und in Kambodscha ein paar Hinrichtungen, die niemand vorausgesehen hatte. Er wickelte alles mit einer nachgerade schauerlichen Ruhe ab.
    Zu Hause traute er sich nicht, offen mit Carla zu sprechen, wodurch sich eine bizarre Doppelexistenz ergab: die Vorspiegelung von Normalität in den eigenen vier Wänden, so leben, als sei alles

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