Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ihm nur einen Blick zu und schaute dann, mit zusammengekniffenen Lippen, starr auf die Straße. Die Kälte, die sich im Auto ausbreitete, war fast körperlich spürbar.
    »’tschuldige, ich…«
    »Das war gemein.«
    »War keine Absicht.« Hilflos.
    Was geschieht hier mit uns, Carla. Was, zum Teufel, machen wir da? Liegt es nur an mir? Wirklich?
    Er sah Liz Linshaw wieder vor sich, das ungezwungene Lächeln im Gästezimmer, ihr Gesicht und die Haare vom Licht einer durch einen Baum scheinenden Straßenlaterne gesprenkelt, das Wasserglas in der Hand. Sie hatte die Situation mit der gleichen Natürlichkeit bestritten, mit der Carla den Saab steuerte. War dichter als nötig herangekommen, um ihm das Glas zu reichen, sodass er den warmen Geruch von Whisky in ihrem Atem riechen konnte. Ein sanftes, überraschtes Oh, in damenhaftem Ton, den man im Fernsehen noch nie von ihr gehört hatte, als er an dem Seidengürtel zog und der Morgenmantel sich öffnete. Gebrochenes Laternenlicht über den Rundungen darin. Ihre Brust in seiner Hand, das Gefühl eingebrannt in seine Handfläche. Der weiche Klang ihres kehligen Lachens.
    Highgate.
    Unwillkürlich öffnete er die Hand. Sah sie an, als suche er nach einer Art Brandzeichen.
    Ich, äh, ich kann das nicht tun, Liz, hatte er gelogen, tut mir Leid, und sich abgewandt, um aus dem Fenster zu starren, überzeugt davon, dass das die einzige Möglichkeit war, den Erdrutsch aufzuhalten. Hatte gezittert unter dessen andrängender Wucht.
    Schon gut, sagte sie, und im Fensterglas beobachtete er, wie sie sich hinunterbeugte, um das Glas auf den Tisch neben dem Futon zu stellen. Sie stand einen Augenblick in der Tür, bevor sie ging, sah seinen Rücken an, sagte aber nichts. Sie hatte den Morgenmantel nicht wieder zugebunden. Der Spalt zwischen seinen Rändern war schwarz im Spiegelbild, doch seine fiebrige Fantasie war nur allzu bereit, die Leere aufzufüllen.
    Als er am Morgen aufwachte, fand er den Morgenmantel über der Decke ausgebreitet, unter der er geschlafen hatte. Sie war in der Nacht noch einmal hereingekommen, hatte ihn abgelegt und nackt dagestanden, ihn beim Schlafen beobachtend. Das war ein ungemein erotisches Bild, selbst noch im Nebel seines leichten Katers, und je länger er ihm nachhing, desto steifer wurde er.
    Das Haus war still. Vogelgezwitscher im Baum vor dem Fenster, ein einzelner Automotor irgendwo in der Ferne. Er lag da, auf einen Ellbogen gestützt, etwas benommen vom Alkoholkonsum des Vorabends. Ohne bewusste Absicht langte er nach dem Morgenmantel, zog ihn zu sich heran und hielt ihn ans Gesicht. Er roch deutlich nach Frau, der einzige Frauengeruch, den er, von Carlas abgesehen, in den letzten zehn Jahren eingeatmet hatte. Der Schock drang bis in die Eingeweide, löste den Kater auf und ließ ihn recht unsanft in die Realität zurückplumpsen. Er warf den Morgenmantel und die Decke mit einer einzigen Bewegung von sich, zog sich hastig an. Schnappte Uhr und Brieftasche vom Nachttisch, schlüpfte in die Schuhe. Huschte aus dem Gästezimmer und hielt dann erst mal inne.
    Es war niemand zu Hause. Das war ein Gefühl, das er gut kannte, und es hallte im ganzen Haus wider. Eine handschriftliche Mitteilung lag auf dem Küchentisch, mit Angaben darüber, wo etwas zum Frühstücken zu finden sei, der Nummer eines guten Taxiunternehmens und Instruktionen zur Aktivierung der Alarmanlage vor Verlassen des Hauses. Unterzeichnet war das Ganze mit den Worten Melde dich.
    Er machte, dass er wegkam.
    Kein Appetit auf Frühstück, kein Vertrauen darauf, dass er nicht etwas richtig Dummes anstellen würde, ihre Sachen durchsuchen zum Beispiel oder, noch schlimmer, warten, bis sie zurückkam. Er machte den Alarm scharf, und dann schloss die Tür ihn mit einem ansteigenden Heulton aus, der das Einrasten der Abwehrmechanismen anzeigte.
    Er befand sich auf einer von Bäumen gesäumten, hügeligen Straße, die in seinem Rücken anstieg und sich vor ihm erst nach unten und dann wieder hinaufschwang. Einige Prestigeautos und ein Geländewagen parkten in Abständen am Straßenrand, und unten an der Basis der von der Straße beschriebenen Parabel führte jemand einen Schäferhund aus. Ansonsten war niemand zu sehen. Es schien eine ganz nette Gegend zu sein.
    Er kannte Highgate nicht näher, war überhaupt erst ein paarmal in diesem Teil der Stadt gewesen, zu irgendwelchen alkohol- und drogengeschwängerten Partys zu Hause bei HM-Führungskräften. Aber die Luft war mild, und der Himmel

Weitere Kostenlose Bücher