Profit
hell und feucht marmoriert vor Zorn.
»Ich muss Sie warnen, Chris Faulkner. Ich bringe wenig Mitgefühl auf für die verwöhnten dummen Kinder der westlichen Welt und ihre teuren Drogenprobleme. Ich blicke durch die Brille, die ihr freien Marktwirtschaftler uns verkauft habt, und ich sehe einen profitablen Handel. Also.« Eine kurze, harte Geste, ein nach oben stoßender schwieliger Handteller, irgendwo in der Mitte zwischen einem Karatehieb und einem Angebot zum Händeschütteln. »Verkaufen Sie uns Ihre Waffen, und wir verkaufen Ihnen unser Kokain. Daran wird sich nichts ändern, wenn die Volksrevolutionäre Brigade die Macht in Kolumbien übernimmt, denn ich werde den Wohlstand, den es meinem Volk einbringen kann, nicht opfern. Und wenn Ihre Regierungen so besorgt sind über den Warenfluss, dann sollen sie doch das Angebot auf dem freien Markt aufkaufen, wie jeder andere auch. Dann können sie es verbrennen oder sich in die Nasen stecken, ganz wie sie es für richtig halten.«
»Hört, hört!« Mike Bryant war wieder da, klatschte langsamen Beifall, während er den Tisch umrundete, um zu seinem Stuhl zurückzukehren. Seine Augen leuchteten hell genug, um Barrancos blassblauem Blick Paroli zu bieten. »Hört, hört! Ausgezeichnete Analyse, wirklich. Du hattest Recht, Chris. Señor Barranco ist unser Mann. Kein Zweifel.«
Er setzte sich grinsend.
»Natürlich wird es dazu nicht kommen. Unseren Regierungen ist die Sache nicht wichtig genug, als dass sie diesen doch recht offensichtlichen Schritt machen würden. Sie verfolgen eine Eindämmungspolitik in den Sperrzonen, sodass die dortige Crack- und Kokainabhängigkeit sie praktisch nichts kostet. Und die Reichen, na ja, darauf kann man immer bauen, dass die Reichen ihre eigenen Verfehlungen regulieren, ohne dafür öffentliche Instanzen zu bemühen.«
Barranco sah ihn mit unverstellter Abneigung an. »Seltsam aber, Señor Bryant, dass es in den letzten siebzig Jahren zu so vielen Militäraktionen kommen konnte, die dem lautstark verkündeten Zweck dienten, den Kokahandel zu zerstören.«
Mike zuckte die Achseln und schenkte sich Wein nach. »Nun ja, natürlich stellten sich die Dinge vor einigen Jahrzehnten noch nicht so deutlich dar. Damals wurde noch viel für die Galerie gespielt.« Er lächelte erneut. »Damit müssen wir uns heute nicht mehr befassen.«
»Und doch liegen die Fregatten noch immer im Hafen von Barranquilla vor Anker, haben ausländische Flaggen aufgezogen. Unsere Küstengewässer sind unter Verstoß gegen UN-Recht vermint, und unsere Bevölkerung wird mit Napalm besprüht dafür, dass sie ein Auskommen sucht.«
Noch ein Achselzucken. »Fragen der Kontrolle, Señor Barranco. Ich bin sicher, Sie sind mit der Dynamik vertraut. Es ist unerfreulich, da gebe ich Ihnen Recht, aber das ist nun mal die Marschroute, auf die die Regierung Echevarria und ihre Kreditgeber sich verständigt haben. Und das ist in gewissem, nein, in einem sehr realen Sinne ja auch einer der Gründe, warum wir hier zusammensitzen. Falls wir mit Ihnen ein realistisches Übereinkommen erzielen, Señor Barranco, könnten Sie der Mann sein, der diese Marschroute ändert.«
Barrancos Lippe kräuselte sich. Bryant, dem das zu entgehen schien, schniefte und rieb mit einem Fingerknöchel über beide Nasenflügel.
»Inzwischen gebe ich Ihnen als Vertreter der Conflict-Investment-Abteilung von Shorn mein Wort, dass Sie, bis die Zeit gekommen ist, diese Veränderungen in Gang zu setzen, Zugang zu den gleichen geheimen Exportkanälen erhalten, von deren Existenz Hernan Echevarria derzeit offiziell keine Kenntnis hat.«
»Sie wollen mich mit Langley an einen Tisch bringen?« Barrancos Blick schweifte zwischen Bryant und Chris hin und her. Sein Tonfall war ins Ungläubige geschwenkt.
»Selbstverständlich.« Mike schien überrascht. »Was dachten Sie denn? Das ist der bedeutendste Großhändler von verbotenen Rauschmitteln auf dem amerikanischen Kontinent. Wir von Shorn halten nichts davon, halbe Sachen zu machen. Selbstverständlich verschaffen wir Ihnen gern auch Kontakt mit anderen europäischen oder asiatischen Vertreibern, aber von denen spielt, ehrlich gesagt, keiner in derselben Liga wie Langley. Außerdem werden Sie wahrscheinlich den Großteil Ihrer Erzeugnisse sowieso in deren Hinterhof losschlagen, und da kann Langley Ihnen als Weiterverkäufer in die meisten Staaten des westlichen Pazifikrands gute Dienste leisten. Noch Wein? Na, wer möchte?«
Carla fuhr sie nach
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