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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir, dass Barranco funktionieren wird.«
    Chris räusperte sich.
    »Es wird funktionieren. Die NAME ist eine besondere Region. Wir sprechen hier vom radikalen Umbau eines Regimes, das fast seit Beginn des Jahrhunderts am Ruder gewesen ist. Der Wandel ist an der Zeit. Echevarria ist nur noch eine, äh…«
    »Ja, ja, eine Eiterbeule, die darauf wartet und so weiter. Ich erinnere mich. Fahren Sie fort.«
    »Mit Barranco können wir eine ganz neue gelenkte Wirtschaft aufbauen. Er glaubt an den Wandel, er ist ein Mann mit Überzeugungen und kann andere überzeugen. Das ist eine Gabe, die wir uns zunutze machen können. Wir können sie nutzen, um da draußen etwas aufzubauen, das in diesem verdammten Geschäft ohne Vorbild ist. Etwas, das den Menschen…«
    Es war der Whisky. Er biss sich auf die Zunge.
    Notley beobachtete ihn aufmerksam. Er nickte, stellte das Whiskyglas auf dem Schreibtischrand ab und erhob sich. Plötzlich war die Nemex wieder da, jedoch flach auf dem nach oben gerichteten Handteller gehalten.
    »Vorsichtig«, sagte er, so sorgfältig artikulierend, als wolle er die Bedeutung des Wortes demonstrieren. »Ich mag Sie, Chris. Wäre es nicht so, dann würde man Sie, geben Sie sich da keinen Täuschungen hin, in einem Plastiksack hier raustragen. Ich glaube, dass Sie etwas besitzen, was von zehn Shorn-Managern nicht mal einer hat und von dem wir hier eigentlich gar nicht genug haben können, nämlich die Fähigkeit, etwas zu erschaffen. Neue Modelle im Kopf zu entwerfen, ohne dass Sie sich dessen überhaupt bewusst sind. Sie sind ein Erneuerer. Und wir müssen den Schneid haben, Sie das sein zu lassen, was Sie sind, das Risiko auf uns zu nehmen, dass Sie vielleicht Scheiße bauen, und darauf zu vertrauen, dass Sie es nicht tun. Aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, worum es hier geht. – Shorn existiert, um Geld zu verdienen. Für unsere Aktionäre, für unsere Investoren und für uns selber. In dieser Reihenfolge. Wir sind keine Gutmenschen-NGO aus dem letzten Jahrhundert, die es sich leisten kann, Gelder in ein Loch in der Erde zu pissen. Wir sind Teil eines globalen Managementsystems, das funktioniert. Vor vierzig Jahren haben wir die OPEC demontiert. Jetzt macht der Nahe Osten das, was wir sagen. Vor zwanzig Jahren haben wir China demontiert und auch Ostasien spurt seitdem. Es gibt jetzt nur noch Mikromanagement und den Markt, Chris. Wir lassen sie ihre unsinnigen kleinen Kriege führen, wir schreiben die Verträge und die Schulden um, und es funktioniert. Conflict Investment bedeutet, die globale Dummheit zum Wohle westlicher Investoren wirken zu lassen. Das ist alles und dabei bleibt es. Wir werden nicht wieder die Kontrolle verlieren wie letztes Mal.«
    »Ich meinte nicht…«
    »O doch. Und es ist ganz natürlich, dass man manchmal so empfindet, zumal dann, wenn man es mit jemandem wie Barranco zu tun hat. Sie haben es selbst gesagt, er hat eine große Überzeugungskraft. Glauben Sie, Sie seien dagegen immun, nur weil Sie einen Anzug tragen und ein Auto fahren?« Notley schüttelte den Kopf. »Ohne Hoffnung kann der Mensch nicht leben, Chris. An bessere Zeiten glauben… Für einen selbst, und wenn sie einen wirklich eingefangen haben, für die ganze verdammte Welt. Geben Sie Barranco genug Zeit, und er wird Sie zum Glauben bekehren. Zum Glauben an eine Welt, in der die Ressourcen wie von Zauberhand verteilt werden wie auf einer globalen Geburtstagsparty für artige Kinder. Eine Welt, in der alle glücklich und zufrieden sind über ein Leben voller harter Arbeit, bescheidenem Lohn und bescheidenen Vergnügungen. Ich meine, denken Sie mal nach, Chris. Ist das eine wahrscheinliche Entwicklung? Sind die Menschen so?«
    Chris leckte sich die Lippen, immer ein Auge auf die Pistole gerichtet. »Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur sagen, dass Barranco…«
    Aber Notley hörte gar nicht zu. Er war befeuert vom Whisky und von etwas, das Chris nicht recht identifizieren konnte. Etwas, das wie Verzweiflung aussah, aber ein wattstarkes Grinsen vor sich hertrug.
    »Glauben Sie wirklich, wir könnten es uns leisten, dass die Entwicklungsländer sich entwickeln? Glauben Sie, wir hätten den Aufstieg einer modernen, hoch entwickelten Supermacht China vor zwanzig Jahren überlebt? Glauben Sie, wir könnten mit einem Afrika fertig werden, dessen Staaten von lauter intelligenten, nicht korrumpierten Demokraten regiert werden? Oder mit einem Lateinamerika, das von Männern wie Barranco regiert wird? Malen

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