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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wunder entgangen, genest im Krankenhaus von seinen Schusswunden. Der Fahrer, von der Panzerglastrennwand geschützt, kommt mit leichten Verbrennungen, Abschürfungen und einem Schock davon. General Echevarria und sein Berater kehren in Leichensäcken nach Hause zurück, mit Verbrennungen, Schuss- und Splitterwunden, die eine sinnvolle Autopsie unmöglich machen. Staatsbegräbnis mit allen militärischen Ehren. Gewehrsalven, weinende Frauen. Geschlossene Särge. Alles trägt Schwarz.
    Im Hochland erwachen Barrancos Aufständische zu neu ausgerüstetem Leben.
    Sie sind ein Erneuerer, Chris.
    Er fühlte es in sich hochsteigen, aufrührend wie der harte Blick der Männer und Frauen im NAME-Dschungel. Er sah sich selbst. Die Entschlusskraft in Person, über den Asphalt brausend, mit dem Fernlicht des Saabs einen Weg durch die Dunkelheit bahnend wie ein wilder Avatar der Kräfte, die er auf der anderen Seite der Erdkugel in Bewegung setzte. Mit der leisen Kraft des Motors durch die Nacht gleitend, das Gesicht maskenhaft in den weichen Schimmer der Armaturenbeleuchtung getaucht. Kugelsicher, sorgensicher, nicht aufzuhalten.
    Er rief Barranco im Hilton an.
    »Schon gehört?«
    »Ja, es ist im Fernsehen. Ich sehe es mir gerade an.« Zum ersten Mal, so lange Chris zurückdenken konnte, klang Barrancos Stimme unsicher. »Bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Chris grinste im Dunkeln. »Ja, mir geht’s gut.«
    »Ich… hätte das nicht für möglich gehalten. So etwas. Dass Sie so etwas tun. Vor Ihren Kollegen. In Ihrer Situation. Ich habe nicht erwartet…«
    »Hören Sie auf, Vicente. Der alte Scheißkerl hat es verdient.«
    Barranco war still. »Ja, das ist wahr.«
    Und noch mehr Stille in der Leitung, wie Schnee, der am anderen Ende der Welt auf die Erde schwebt. Einen Herzschlag lang konnte Chris die Kälte da draußen spüren, wie etwas Lebendiges. Etwas, das nach ihm suchte.
    »Ich hab ihn sterben sehen«, sagte Barranco.
    Chris rüttelte sich auf. »Ich, äh… gut. Ich hoffe, dass das einen Wert für Sie gehabt hat, Vicente. Ich hoffe, Sie fühlen sich… gerächt.«
    »Ja. Es ist gut zu wissen, dass er tot ist.«
    Als der Kolumbianer keine Anzeichen erkennen ließ, dass er noch etwas zu sagen hätte, räusperte sich Chris.
    »Hören Sie, Vicente. Gönnen Sie sich noch etwas Ruhe. Bei dem, was Ihnen in den nächsten Wochen bevorsteht, können Sie sie gut gebrauchen. Das Flugzeug geht nicht vor Mittag ab, also schlafen Sie ordentlich aus. Lopez wird Sie rechtzeitig wecken.«
    Schweigen sickerte.
    »Chris?«
    »Ja, bin noch da.«
    »Man wird Sie nicht dafür bestrafen?«
    »Niemand wird mich für irgendwas bestrafen, Vicente. Alles ist unter Kontrolle, und Sie und ich, wir beide werden diese Sache gemeinsam über die Bühne bringen. Sechs Monate gebe ich uns, bevor Sie in die Straßen von Bogota einziehen. Gehen Sie jetzt schlafen. Wir sehen uns morgen.«
    Er wartete auf eine Antwort. Als keine kam, trennte er achselzuckend die Verbindung und gab sich ganz dem Fahren hin.
    Erneuerer!
    Er verließ die Autobahn über die Ausfahrt Elsenham und nahm die Straße nach Osten, wo er den Saab schneller vorantrieb, als ratsam war. Der Wagen polterte über Schlaglöcher, und der Motor heulte schrill auf, wenn er in den Kurven ganz spät runterschaltete. Bäume standen neben der Straße, plötzlich auftauchend im Strahl der Scheinwerfer und irgendwie staubig aussehend. Als er Hawkspur Green erreichte, drosselte er das Tempo ein wenig, fuhr aber immer noch zu schnell. Der Wagen fauchte wütend vor sich hin, als er in die Auffahrt bog, und er musste ziemlich auf die Bremse steigen.
    Er schaltete das Fernlicht aus, und in der so entstandenen Dunkelheit sprang plötzlich die Sicherheitsbeleuchtung des Hauses an. Stirnrunzelnd warf er einen Blick auf das Funkidentifikationsgerät. Ein winziges grünes Kontrolllicht leuchtete ihm entgegen, insoweit konnte er also beruhigt sein. Dennoch schabte neuerliche Anspannung an seinen Nerven entlang, er fragte sich, ob Notley sich jetzt doch für die konservative Lösung entschieden und ihm ein paar nächtliche Besucher mit schallgedämpften Pistolen ins Haus geschickt habe. Der Saab knirschte über die gewundene Auffahrt. Er beugte sich zum Handschuhfach hinüber und öffnete es. Die Nemex fiel ihm in die Hand, noch immer etwas schmierig vom Originalverpackungsöl. Er setzte sich wieder gerade hin und ging in die letzte Kurve.
    Carla erwartete ihn, eng in einen Frotteebademantel gewickelt, die Haare nass

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