Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Sie sich das mal bitte aus. Ganze Bevölkerungen, die plötzlich gut ausgebildet sind, gesund, abgesichert und ambitioniert. Frauenrechte, um Gottes willen. Wir können uns all das nicht leisten, Chris. Wer soll uns die ganzen subventionierten Nahrungsmittelüberschüsse abnehmen? Wer soll unsere Schuhe und Hemden herstellen? Wer soll uns billige Arbeitskräfte und billige Rohstoffe zur Verfügung stellen? Wer soll unseren Atommüll lagern, wer unsere CO 2 -Sünden ausbalancieren? Wer soll unsere Waffen kaufen?«
    Er gestikulierte ärgerlich.
    »Ein gebildeter Mittelschichtmensch hat keine Lust, elf Stunden am Tag über der Nähmaschine zu hocken. Er will nicht auf den Seetangfarmen und den Reisfeldern arbeiten, bis ihm die Füße abfaulen. Er will nicht neben einer ölverseuchten Müllkippe wohnen und die Klappe halten. Er wird nach Wohlstand streben, Chris. Nach dem, was er sich seit hundert Jahren im Fernsehen angeschaut hat. Städtisches Leben, Haushaltsgeräte und elektronische Spielkonsolen für die Kinder. Und Autos. Und Ferien und Orte, wo man in den Ferien hinfährt. Und Flugzeuge, mit denen man da hinkommt. Das ist Entwicklung, Chris. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Wissen Sie noch, was passierte, als wir unseren Leuten sagten, dass sie keine Autos mehr haben könnten? Als wir ihnen mitteilten, sie könnten nicht mehr fliegen? Warum glauben Sie, dass die Leute da drüben irgendwie anders reagieren sollten?«
    »Tu ich gar nicht.« Chris spreizte die Hände. Er begriff nicht, wo diese Spannung jetzt plötzlich wieder herkam. »Ich weiß das alles. Mich müssen Sie nicht überzeugen, Jack.«
    Notley wurde schlagartig wieder nüchtern. Er holte tief Luft und atmete dann heftig aus. Jetzt erst schien er sich der Nemex in seiner Hand bewusst zu werden. Mit einer Grimasse steckte er sie weg.
    »Bitte um Entschuldigung. Sollte das harte Zeug so früh noch nicht anrühren.« Er nahm das Glas vom Schreibtisch und leerte es. »So. Zurück zum Praktischen. Sie haben die Entsorgung geregelt.«
    »Ja. Als Sündenböcke nehmen wir die CE… ich mein CA… äh…« Chris gab auf und zeigte auf den Bildschirm. »Also die da. Mike ist unterwegs, um sich um die Limo und die Logistik zu kümmern, aber grundsätzlich haben wir alles soweit geklärt.«
    »Louise hat mir erzählt, da sei noch ein Opfer. Echevarria hatte einen Adjutanten? Ist das richtig?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und wie ich höre, haben Sie auch auf den eingeschlagen, auf die gleiche recht impulsive Weise, die Sie gegenüber Echevarria an den Tag gelegt haben.«
    »Ja. Er, ähm, kam mir dazwischen.«
    Notley hob eine Augenbraue. »Das war nicht sehr rücksichtsvoll von ihm. Und, ist er tot?«
    »Nein, noch nicht.« Chris schob hastig die Erläuterung nach. »Aber das ist okay. Unsere Mediziner haben ihn an die Apparate angeschlossen und stellen ihn ruhig, bis wir bereit sind. Das ist sogar eine der Stärken unseres Arrangements. Ich kann Ihnen mal eben zeigen, wie…«
    »Nein, das ist nicht nötig. Wie ich schon sagte, wir müssen den Mut haben, Sie machen zu lassen.« Ein dünnes Lächeln. »Genau wie bei unserem Freund Webb Ellis. Illustre Gesellschaft, in der Sie sich da befinden, Chris Faulkner. Vielleicht hängt eines Tages auch für Sie irgendwo eine Gedenktafel.«

 
FÜNFUNDDREISSIG
     
     
    Er hörte es im Radio auf der Fahrt nach Hause. Eine Nachrichtenreporterin war vor Ort, es war aber nicht…
    Hör auf damit.
    »… sind schockiert von diesem Terrorangriff im Herzen des Londoner Westends. Ich stehe vor dem berühmten Brown’s Hotel, nur wenige Meter von dem Ort entfernt, an dem vor knapp einer Stunde General Hernan Echevarria, auf Besuch weilender Staatschef, und sein Berater, Oberstleutnant Rafael Carrasco, von maskierten Bewaffneten unter Beschuss genommen wurden. Einzelheiten sind derzeit nicht bekannt, aber es wird verlautet, dass zwei Männer mit Maschinenpistolen das Feuer eröffneten, als General Echevarria in einer Limousine der Firma Shorn Associates vor dem Hotel vorfuhr. Der Berater des Generals sowie ein namentlich nicht genannter Shorn-Manager wurden von Kugeln getroffen, als sie vor dem General aus dem Fahrzeug stiegen. Die Terroristen schleuderten dann eine Handgranate ins Wageninnere und flüchteten anschließend auf einem Motorrad. Alle drei Männer sowie der Fahrer der Limousine wurden eiligst in die Intensivstation gebracht und…«
    Er schaltete aus. Den Rest kannte er. Michael Bryant, der Explosion wie durch ein

Weitere Kostenlose Bücher