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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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seufzte.
    »Na gut«, sagte er. »Bringen wir die Sache hinter uns.«
    Chris klatschte in die Hände, so laut wie ein Pistolenschuss. Der Lärm nebenan brach abrupt ab.
    »Wäre mir recht. Aber wo ist Vasvik? Hat er sich auf dem Klo versteckt?«
    Carla machte eine wütende Geste. Erik ging zu einem Tisch voller Flaschen und Gläser. Seine Stimme war tonlos vor unterdrücktem Zorn. Er nahm eine Flasche zur Hand und studierte sorgsam das Etikett.
    »Vielleicht möchtest du dich zur Abwechslung mal wie ein zivilisierter Mensch benehmen, Chris. Mir ist bewusst, dass die Anstrengung vielleicht zu groß ist, aber du könntest es ja mal versuchen. Dieser Mann ist mein Gast, und er nimmt, genau wie alle anderen in diesem Raum, deinetwegen ein Risiko auf sich.«
    »Glem det, Erik.« Truls Vasvik war in der Wohnzimmertür aufgetaucht, unrasiert und schlampig gekleidet. Er wirkte müde. »Faulkner ist zum Verhandeln hier, genau wie ich. Der Einzige, dem er was schuldet, bist du, dafür, dass du deine Hilfe zur Verfügung stellst.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Sie täuschen sich, Vasvik. Ich bin nicht gekommen, um zu verhandeln. Ich habe meine Bedingungen genannt, und davon rücke ich nicht ab. Ein schlichtes Ja oder Nein reicht aus.«
    »Na dann.« Vasvik ließ sich in den anderen Sessel fallen, den Blick prüfend auf Chris’ Gesicht gerichtet. »Die Antwort lautet Ja. UNECT nimmt Sie. Aber ich fürchte, es gibt da einen kleinen Haken. Eine Nebenklausel, würden Sie vermutlich sagen.«
    Chris sah Carla an, deren Gesicht innerhalb weniger Sekunden alle Stationen von Anspannung über freudige Erleichterung bis hin zu Verwirrung durchlaufen hatte. Ein kleinliches, höhnisches Gefühl des Rechtbehaltenhabens stieg in ihm auf.
    »Was für eine Nebenklausel?«, fragte er.
    »Sie müssen noch etwas warten.« Vasvik beobachtete ihn nach wie vor genau. »Auf die Extraktion, meine ich. Wir werden Sie extrahieren, und Sie werden das Geld bekommen, das Sie verlangen. Aber wir möchten, dass Sie noch drei bis sechs Monate auf Ihrem Posten bleiben. Bis der Kambodscha-Vertrag gereift ist.«
    »Was zum…« Chris unterdrückte den empörten Ausbruch und arbeitete sich zu der entspannten Selbstsicherheit zurück, mit der er gekommen war. »Was, zum Teufel, wissen Sie über den Kambodscha-Vertrag, Vasvik?«
    »Wahrscheinlich mehr, als Sie sich vorstellen können.« Der Ombudsmann machte eine abschätzige Handbewegung. »Aber das ist jetzt nicht der Punkt…«
    »Nein«, fauchte Chris. »Der Punkt ist, dass Sie mich verarschen wollen.«
    Vasvik lächelte müde. »Soviel ich weiß, haben wir über einen zeitlichen Rahmen nie gesprochen. Was haben Sie sich denn vorgestellt? Dass ich herkomme und mal eben meinen UN-Zauberstab schwenke, und schon sind Sie draußen? Solche Dinge brauchen Zeit, Chris. Sie müssen warten, bis Sie dran sind. Ausnahmsweise.«
    Provozierend. Die Erkenntnis sickerte in Chris’ Bewusstsein und dämpfte den instinktiv aufkochenden Zorn zu einer ungehaltenen Neugierde herunter. Warum provoziert er mich?
    Das erste Zusammentreffen in Mels Werkstatt. Vasviks Gesicht, ganz verspannt vor Widerwillen.
    Mir persönlich ist es scheißegal, was mit Ihnen passiert, Faulkner. In meinen Augen sind Sie Abschaum. Die Leute von der Wirtschaftsethik würden gern hören, was Sie zu bieten haben, deswegen bin ich hier. Aber ich bin kein Verkäufer, ich muss Sie nicht anwerben, um in irgendeiner Provisionsrangliste ganz oben zu stehen, und ich könnte, offen gesagt, weitaus Bessres mit meiner Zeit…
    Aber die Jungs von der Wirtschaftsethik haben dich hierher zurückgeschickt, nicht wahr, Vasvik? Chris spürte, wie die Antwort in seinem Kopf aufleuchtete wie ein Spielautomat. Du hast ihnen empfohlen, nicht anzubeißen, aber sie haben dich überstimmt und dich geschickt, um mich zu holen, und jetzt musst du die Scheiße fressen.
    Es sei denn natürlich, du könntest mich dazu verleiten, das Angebot aus eigenen Stücken in den Wind zu schlagen.
    Chris’ Gesichtsmuskeln bereiteten sich deutlich spürbar auf ein Grinsen vor. Sein Spielraum war riesengroß. Und dann war da ja noch Notleys onkelhafte Nachsicht, die wie dunkle schützende Schwingen über ihm ausgebreitet schien. Er konnte Vasvik nach Belieben auf die Nerven gehen, konnte ihm die Anweisung seiner eigenen Vorgesetzten, Chris Faulkner zum verlangten Preis einzukaufen, bis zum Erbrechen unter die knochige Nase reiben, und selbst wenn er den Bogen so überspannte, dass der Ombudsmann

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