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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine grell purpurrote, ballonseidene Jogginghose und ein rotes, ärmelloses T-Shirt, das sich eng um einen Boxerkörper spannte. MEAT THE RICH stand auf seiner Brust geschrieben, in weißen, auseinander gezogenen Großbuchstaben. Der Blick war unscharf vor Wut, die Fäuste geballt. Blut auf den Knöcheln der rechten Hand.
    »Ihr macht zu viel Lärm«, sagte Chris.
    »Was?« Der Mann blinzelte. Registrierte, dass Chris keine Uniform trug. Registrierte vielleicht auch, was er stattdessen trug. »Ey, was haste in meiner Wohnung zu suchen, Arschloch? Willst Ärger haben oder was?«
    »Yeah.«
    Erneutes Blinzeln. »Wassis?«
    »Ja, ich will Ärger haben.«
    Die Antwort schien den Mann irgendwie zu verunsichern. Chris, der Sorge um das Baby gehabt hatte, nutzte das Zögern, um zwei Schritte zur Seite zu machen und sich ein freies Schussfeld zu verschaffen. Der andere Mann starrte so verblüfft, als habe der feine Anzugträger da vor ihm eine Pirouette vollführt. Chris zog die Nemex und richtete sie mit einer einzigen flüssigen Bewegung auf sein Gegenüber. Louise Hewitt wäre bestimmt stolz auf ihn gewesen. Der Mann starrte noch verblüffter.
    »Schon gut.«
    Peng
    Chris zielte so weit nach unten auf den Oberschenkel, wie er sich zu treffen zutraute, und drückte ab. Das Opfer schrie auf und brach zusammen, sein Bein umklammernd. Chris packte die Pistole am Lauf, trat auf den Mann zu und schlug ihm den Griff mit Wucht seitlich über den Schädel. Er ging vollends zu Boden, die Augen verdrehend. Die Frau auf dem Teppich kreischte auf und robbte rückwärts in eine Ecke des Zimmers.
    »Keine Angst«, sagte Chris abwesend. »Ich tu dir nichts.«
    »Chris!«
    Carla stand in der Tür, das Gesicht aschfahl. Sie starrte ihn an.
    »Alles in Ordnung, er ist nicht tot.« Chris überlegte einen Augenblick, dann setzte er die Nemex auf das Knie des Mannes, knapp unterhalb der ersten Wunde, und drückte den Abzug durch. Der Körper des Mannes zuckte, aber er erwachte nicht aus seiner Bewusstlosigkeit. Im Verhallen des Schusses schien Carlas Schrei mit denen der anderen Frau zu verschmelzen. Das Baby begann wieder zu jammern. Chris blickte hinüber zu der Frau, deren linkes Auge rasch zuschwoll. Er überlegte noch ein bisschen. Dann richtete er die Pistolenmündung auf den rechten Ellbogen des Mannes…
    »Chris – nicht.«
    … und drückte erneut ab.
    Carla zuckte zurück, als sei sie es, die getroffen worden war.
    Er steckte die Nemex weg und ging zu der in der Ecke kauernden Frau. Zückte seine Brieftasche, gab ihr ungefähr die Hälfte des Bargelds, das er bei sich hatte.
    »Hör zu«, sagte er, ihr das Geld in die Hand drückend. »Pass auf, hör zu. Das hier ist für dich. Ruf ihm einen Krankenwagen, wenn du magst, aber pass auf, dass sie ihn nicht mitnehmen. Sie werden’s auf jeden Fall versuchen, dafür werden sie bezahlt, nur so verdienen sie richtig Geld. Lass es also nicht dazu kommen. Die versorgen die Wunden auch hier, wenn du sie darum bittest. Das ist billiger, und mehr braucht er nicht. Die Wunden sind nicht gefährlich. Er wird nicht sterben. Hast du verstanden?«
    Die Frau starrte ihn nur an.
    Seufzend schloss er ihre Hand um das Geld. Sie zuckte zusammen, als er sie berührte. Er seufzte noch einmal, dann erhob er sich. Sah das Baby an. Das ganze Chaos der Wohnung. Kopfschüttelnd wandte er sich ab.
    Sie waren jetzt alle da. Erik Nyquist, das Gesicht versteinert vor Abscheu. Carla, in die Arme ihres Vaters geschmiegt, das Gesicht an seiner Brust vergraben. Vasvik schweigend und ausdruckslos.
    »Was?«, fragte er sie. »Was ist?«

 
SIEBENUNDDREISSIG
     
     
    Der Landrover rumpelte über ein weiteres Schlagloch, mit Wucht und zu schnell. Münzen und andere Armaturenbrettablagerungen ergossen sich auf den Boden. Chris schaukelte in seinem Sitzgurt. Er warf Carla einen Blick zu.
    »Willst du nicht ein bisschen langsamer fahren?«
    Sie sah ihn an, dann wieder weg. Sagte nichts. Der Landrover holperte wieder. Das Fernlicht wischte ruckartig über die Biegung der unbeleuchteten Straße und ein verwüstetes Betongebäude, das dem Aussehen nach einst den rückwärtigen Teil einer Arena dargestellt haben mochte. Erloschene Straßenlampen standen in Abständen, die meisten noch bemerkenswert intakt und aufrecht.
    »Um Gottes willen, Carla, wir sind in den Zonen. Willst du wirklich hier anhalten und einen Reifen wechseln müssen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Du hast doch eine Pistole. Ich bin sicher, du kannst jeden zum

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