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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geräusch aus. Chris sah zu ihm hinüber.
    »Hey, tut mir Leid, wenn das dein Feingefühl verletzt, Erik. Aber so geht es zu in der Welt.«
    »Ja. Das weiß ich.«
    blödes Arschloch schrie die Frau nebenan. Das Baby war wieder am Weinen. Chris blickte stirnrunzelnd in sein Glas.
    »Tja, Erik, vielleicht wär’s dir lieber, wenn wir die Schädel dieser Generäle unversehrt ließen, damit sie mit ihren Panzern durch Phnom Penh rollen und ein paar tausend Leute abschlachten können.«
    »So, wie Khieu Sary es tun wird, meinst du?«
    »Das ist in unserem Konzept nicht vorgesehen.«
    »Oh, gut.«
    Wieder sagte Vasvik etwas auf Norwegisch, und Erik starrte wieder hinaus in die Nacht. Er schien dort unten etwas Interessantes entdeckt zu haben.
    »Deine Freunde ziehen ab«, sagte er stumpf. »Das war offenbar genug Gesetzeshüten für diesen Monat. Anscheinend ist unser Kredit aufgebraucht.«
    »He, nicht meine Freunde, Erik.« Chris grinste dem Älteren zu. »Ich habe sie nur bestochen, das ist alles. Nur weil ich jemandem Geld gebe, heißt das noch nicht, dass ich ihn mag. Das solltest du doch wissen.«
    »Der springende Punkt«, sagte Vasvik scharf, »ist der, dass Sie auf Ihrem Posten bleiben sollen, bis Nakamuras Manöver, mit welchem Ergebnis auch immer, vollzogen ist. Die Wirtschaftszonen in Kambodscha sind Gegenstand von Ermittlungen…«
    Chris zischte durch die Zähne. »Ist ja mal was ganz Neues. Sagen Sie bloß, dass Sie tatsächlich vorhaben, jemanden vor Ihr albernes Gericht zu zerren.«
    In der Nachbarwohnung knallte etwas gegen die Wand. Die männliche Stimme war wieder da, wetteiferte mit der weiblichen. Das Babyweinen legte ein, zwei Phonstärken zu, vielleicht im Versuch, sich gegen all das Geschrei Gehör zu verschaffen. Chris hob eine Augenbraue und trank noch etwas Clan Scott.
    »Wir brauchen Insiderinformationen über das, was nach etwaigen Aktionen des kambodschanischen Militärs folgt.« Gemessen an der Wirkung, die er auf Vasviks Stimme hatte, mochte der Streit nebenan aus dem Fernseher dringen. »Ich möchte nichts Näheres dazu sagen, aber wenn wir dann keine klaren Daten haben, werden einige der Personen, hinter denen wir her sind, die Verwirrung im Gefolge des Putsches nutzen können, ihre eigenen Spuren zu verwischen. Dann schlüpfen sie durch das Hintertürchen des begründeten Zweifels, gehen straffrei aus und wir verlieren den ganzen Fall.«
    »Ist das nicht meistens so?«
    Fotze, Fotze, Fotze schrie der Typ nebenan. Blöde FOTZE
    Ein Schlag, jemand stürzte. Ein abgebrochener Schrei.
    Das Baby weinte und weinte.
    Carla kam aus der Küche geschossen.
    »Dad, verdammt, was macht er mit…«
    »Ich weiß.« Erik ging auf seine Tochter zu und ergriff ihre Hände. Er wirkte plötzlich sehr alt. »Es ist, äh… es kommt sehr oft vor. Man kann nichts dagegen…«
    Vasvik starrte vor sich hin, er zeigte nicht mehr Emotion als eine Katze.
    Wieder ein Aufkreischen. Ein klatschender Schlag. Chris starrte in die Runde und stieß ein Lachen hervor.
    »Ihr seid echt zum Brüllen, Leute, wisst ihr das? Erik, du mit deinem Scheißgeschreibsel, und dieser Scheißombudsmann hier. Alle wollt ihr die verdammte Welt verbessern.« Plötzlich war er selber am Schreien. »Guckt euch doch an! Ihr seid gelähmt, alle miteinander!«
    Etwas schlug gegen die Wand, groß genug für einen Körper. Schläge folgten, regelmäßig, in Abständen. Mit skandierter Begleitung.
    du Fotze, gefällt dir das? du Fotze, gefällt dir das? na, wie gefällt dir das, du Fotze?
    Er setzte sich in Bewegung, und es war alles wieder wie auf der Fahrt im Saab nach Hause. Die Entschlusskraft in Person, nicht aufzuhalten. Er ging aus dem Zimmer, durch den winzigen Flur, durch die Wohnungstür, nach links bis zur nächsten Tür. Er trat sie ein. Billiges Holz splitterte im Rahmen, die Tür flog nach hinten. Knallte gegen die Wand, prallte zurück. Er trat noch einmal zu und schoss vorwärts, durch den Flur ins Wohnzimmer.
    Sie hatten ihn reinkommen hören. Die Frau lag auf dem Teppich hingestreckt, in einem kurzen, mottenzerfressenen grauen Frotteebademantel. Mit letzter Kraft, wie ein verwundeter Soldat, versuchte sie in Deckung zu kriechen. Sie blutete aus dem Mund. Unterhalb des Mantelsaums waren ihre Schenkel von alten blauen Flecken übersät. Das Baby befand sich in einem Plastiktragekorb, oben auf einem billigen Entertainmentturm ausgesetzt, den Mund weit, wie in Überraschung, aufgerissen. Der Vater drehte sich gerade um, er trug

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