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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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was zählt. Sicher, es war unorthodox, aber gerade das ist der springende Punkt, nicht wahr? Dadurch schießt deine Komm-mir-nicht-blöd-Aktie glatt durch die Decke. Es stärkt deine Killerreputation.«
    »Killerreputation.« Chris starrte in sein Glas. Hustete ein Lachen heraus und schüttelte den Kopf. »Willst du mal was über mich hören, Mike?«
    »Klar.«
    »Meine Killerreputation ist ein Scheißmissverständnis.«
    Er sah, wie sein Gegenüber die Augen zusammenkniff. Er nickte, schluckte den Rest von seinem Laphroaig weg. Grunzte, wie um die Leinen loszulassen.
    »Ist völlig richtig. Ich bin ein verdammter Hochstapler, Mike. Hewitt hat mich voll durchschaut. Von Anfang an. Sie täuscht sich nicht. Ich gehöre nicht hierher.«
    Mike runzelte die Stirn, trank seinen Wodka aus und gab der Barfrau das einschlägige Zeichen.
    »Chris, was redest du da? Du bist eine Killermaschine mit Einspritzmotor, spätestens seit Quain.«
    »Ach, Quain!« Chris sah zu, wie der Whisky zwei Finger hoch in seinem Glas aufstieg. »Quain, Quain, Quain. Soll ich dir von Quain erzählen?«
    »Ich kenn die Geschichte von Quain. Chris, du hast ihn dreißig Meter weit über den Asphalt geschmiert. Das ist ein ziemlich klarer Fall. Du bist fünfmal über ihn rübergefahren, Alter.«
    »Ja.«
    Die Erinnerung stieg wieder auf. Strahlende Frühlingssonne und der knirschende Anprall seines schwerlich ganz legalen, zehn Jahre alten Volvo-Einspritzers gegen die glatten grünen Flanken von Quains Audi. Das Licht hatte sich so grell auf der Karosserie gespiegelt, dass er die Augen zusammenkneifen musste.
    Und Quain dann, endlich, in die Absperrung geschleudert, festgeklemmt auf einem auseinander gebrochenen Pfostenabschnitt. Das war’s, was Chris während der ganzen schwierigen Endphase des Duells angestrebt hatte, auch als sein Sieg schon längst feststand. Quain, das gealterte Gesicht angstvoll verzerrt, aus dem zersplitterten Seitenfenster glotzend, als der Volvo zurücksetzte, vor dem letzten Rammstoß. Noch mehr glotzend, als Chris stattdessen den Motor abstellte und ausstieg.
    Er fühlte sein Gesicht zucken, als er daran zurückdachte.
    Den Weg zwischen den beiden Autos schien er in unermesslicher Entfernung von sich selbst zurückzulegen. Sein Pulsschlag pochte bis in die Ohren hinauf. Keine Nemexe damals. Er ging bis ans Fenster heran und zeigte Quain, was er in der Hand hatte. Die recycelte Rakiflasche, den getränkten Lappen.
    Benzingeruch, als er ihn hin und her wedelte. Das Klacken des Feuerzeugs und die blasse Flamme in der sonnigen Luft. Quain begann zu stammeln.
    Steig aus, sagte Chris, zu seiner eigenen Überraschung. Sein Plan war gewesen, Quain lebendigen Leibes brennen zu lassen. Der Plan war gewesen, Quain den Grund zu erklären und dann die Flasche mit solcher Wucht zu werfen, dass sie zwischen seinen Füßen zerbrach. Laut Plan hatte er zusehen wollen, wie Quain sich in ein kreischendes, um sich schlagendes, in Flammen gehülltes Ding verwandelte, hatte den Schreien lauschen wollen und…
    Komm raus und lauf, du Scheißer.
    Und das tat Quain.
    Rasend vor Furcht, vielleicht vor dem, was er in Chris’ Augen sah, hypnotisiert von der blassen, tanzenden Flamme. Chris stand da und sah ihm hinterher, forschte im eigenen Kopf nach Beweggründen. Da drinnen ging irgendetwas vor, und er konnte nicht ausmachen, was es war.
    Er warf die Flasche dann doch in den Audi, und sei es nur aus Frustration. Sie zersplitterte auf dem Armaturenbrett, und die Flammen zuckten empor. Dieser Anblick schien etwas in ihm wieder in Gang zu setzen. Er sprintete zum Volvo zurück, warf den Motor an und trat das Gaspedal durch. Das Auto schlug aus wie ein Fischschwanz, als er das Steuer herumriss und sein Blick sich auf die korpulente, schwerfällig voranhastende Gestalt auf der Straße vor ihm ausrichtete. Quain hatte das Motorengeräusch offenbar gehört und wusste, was es bedeutete. Er eilte auf den Mittelstreifen zu, als der Volvo sich an seine Fersen heftete. Hätte er ihn erreicht, es hätte auch nichts geändert, wie Chris sich später klar machte. Er wäre bedenkenlos in die Büsche gefahren, um Quain zu erwischen.
    Er schaltete einen Gang runter und ließ den Motor aufheulen. Quain blickte über die Schulter zurück, kurz bevor der Volvo ihn erfasste. Chris sah seine Augen. Dann war er verschwunden, ein plötzlich ganz unwahrscheinlich aerodynamischer Körper, der von der Motorhaube hochschnellte, über die Windschutzscheibe, über das Dach

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