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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jack«, sagte sie mit gezielter Anmaßung. »Aber ich sehe nur den Schaden fürs Geschäft. Wir haben Strukturen geschaffen, die für Unbeständigkeit und Wettbewerb sorgen. Ich halte es nicht für notwendig, dass wir zusätzlich das Chaos heraufbeschwören. Ich werde zum Quartalsende eine Empfehlung aussprechen, dass wir uns von Faulkner trennen.«
    Notley nickte, beinahe freundlich.
    »Na gut, Louise. Wenn Sie es denn so haben wollen. Aber eins machen Sie sich klar: Das Chaos haben wir von dem Tag an heraufbeschworen, an dem wir bei Conflict Investment eingestiegen sind. Wir alle. Das ist es, was uns antreibt, was Ergebnisse hervorbringt. Und ich werde nicht zusehen, wie Sie das über Bord werfen, nur weil Sie bequem geworden sind. Wenn Sie diese Empfehlung zu Protokoll geben, werde ich Gründe finden, Sie herauszufordern. Haben Sie verstanden? Ich werde Sie von der Straße fegen.«
    Diesmal fand sich niemand, das Schweigen zu brechen. Notley bog seinen Hals weit zur Seite, und man konnte es in der Stille knacken hören.
    »Das wäre dann alles.«
    Als er gegangen war, erhob sich Hewitt, ging zum Fenster und starrte hinaus. Hamilton schnaufte tief durch.
    »Glaubst du, das war ernst gemeint?«
    »Natürlich ist es ernst gemeint«, sagte Hewitt gereizt.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß nicht.« Sie kam zurück und setzte sich auf die Tischkante. Sie sah Hamilton ins Gesicht. »Aber ich werde deine Hilfe brauchen.«

 
NEUNUNDDREISSIG
     
     
    Draußen im Flur befragte Mike Bryant die Sicherheitsleute. Sie berichteten ihm, dass Chris einen Fahrstuhl ins Erdgeschoss genommen hatte. Schien reichlich stinkig zu sein, gestand einer der Wachmänner. Mike rief sich selber einen Fahrstuhl und donnerte nach unten, um die Verfolgung aufzunehmen.
    Er entdeckte Chris, als der die sonnendurchflutete, kathedralenartige Halle schon halb durchquert hatte. Die Holos, die Brunnen und die Unterschallgeräusche waren alle abgeschaltet, und kein Mensch hielt sich hier auf. In der Leere des Sonntagnachmittags wirkte der riesige Raum plötzlich stählern kalt und unmenschlich.
    Mike räusperte sich. »Chris. He, Chris. Warte mal kurz.«
    »Ist jetzt kein guter Moment, Mike«, rief Chris über die Schulter zurück, ohne anzuhalten.
    »Okay.« Mike begann zu joggen, um ihn einzuholen. Eine schmerzhafte Angelegenheit, denn noch waren nicht alle Blutergüsse am Brustkorb abgeklungen. »Du hast Recht, es ist grade keine gute Zeit. Und deshalb sollten wir losziehen und irgendwo ein Schlückchen trinken.«
    »Ich muss mein Auto aus Hawkspur Green holen. Und mir dann ein Hotelzimmer nehmen.«
    »Du willst nicht zurück nach Hause?«
    »Was glaubst du denn?«
    Mike streckte schwer atmend eine Hand aus. »Ich glaube, dass du ein bisschen was von deinem geliebten Seetang-Jod-Scheiß trinken und darüber sprechen solltest. Und wie es der glückliche Zufall will, bin ich hier und bereit, dir zuzuhören. Alles klar? Komm schon, Chris, ich hab dir vorhin das Leben gerettet. Dafür könntest du mir wenigstens einen ausgeben. Okay?«
    Chris sah ihn an. Ein ungewolltes Lächeln verzog seinen Mund. Mike sah es und grinste zurück.
    »Okay, ich hol das Auto.«
     
    Sie fanden einen winzigen, altertümlichen Pub namens The Grapes, auf die Lime-Street-Seite von Leadenhall Market gequetscht, Anlaufpunkt in erster Linie für die Versicherungsleute und heute am Sonntag nur von einer einzigen Barfrau bespielt. Wie die meisten Innenstadtwirtshäuser hatte er sieben Tage in der Woche geöffnet, einfach weil die bloße Tatsache, dass man immer hingehen konnte, einen Wert für sich darstellte. Die Broker wussten, dass sie hier jederzeit, auch wenn sie am Wochenende arbeiten mussten, etwas gegen Hunger oder Durst tun konnten, und auf dieses Wissen griffen sie gern zurück. Für Fünf-Tage-Amateure war kein Platz.
    Nach drei – oder waren es vier? – Whiskys hatte Chris seine Wut ertränkt, hing schlaff auf seinem Hocker und beobachtete die Staubkörner, die in dem durch die Fenster gegenüber der Bar hereinfallenden Sonnenlicht tanzten. Ein leichter, aber hartnäckiger Alkoholgeruch stieg von dem glänzenden Holztresen auf. Der Laphroaig gesellte sich zu den billigen Dreifingerhoch, die er im Break Point zu sich genommen hatte, den Kodeintabletten und so gut wie keiner festen Nahrung. Er fühlte sich wie eine dreckverschmierte Windschutzscheibe.
    »Hör zu«, sagte Mike gerade. »Es spielt keine Rolle, was Hewitt denkt. Du hast Makin erledigt. Das ist es,

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