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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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verletzen? Denken Sie nach, Jack. Denken Sie an einen gewissen Großkunden, der vor einer Woche mitten in einer Konferenz erschlagen wurde. Denken Sie daran, wie Sie Faulkner dafür belohnt haben. Kann da jemand einen Zusammenhang erkennen?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Jack Notley die Augen. Als er antwortete, lag eine leise Warnung in seiner Stimme.
    »Ich denke nicht, dass wir darauf zurückkommen müssen, Louise.«
    »Ich glaube doch, Jack. Sie haben Chris grünes Licht für ein Verhalten gegeben, das jedes akzeptable Maß übersteigt. Und Makin hat sich die Lektion zu Herzen genommen, was zu diesem Chaos geführt hat. Und inzwischen ist es schon so weit, dass Bryant, unser bester Fahrer, anfängt zu reden wie ein beschissener Ombudsmann. Egal, wie Sie die Sache betrachten, Jack, Sie haben das destabilisiert, was uns im Kern ausmacht. Und das können wir uns nicht leisten.«
    »Ich frage mich, ob Martin Page das auch so sehen würde.«
    Hamilton und Hewitt wechselten einen Blick. Hewitt kam zum Tisch und setzte sich bedachtsam.
    »Soll das eine Anschuldigung sein?«
    Notley zuckte die Achseln. »Sagen wir, dass Ihre Auslassungen über Risikofaktoren ziemlich selektiv sind, Louise. Page war ein Juniorpartner. Was Sie mit ihm angestellt haben, verstieß zumindest gegen ein unausgesprochenes Übereinkommen darüber, wie Partnerschaft in dieser Firma funktioniert.«
    »Das nehme ich übel, Jack. Page war eine angemeldete Herausforderung.«
    »Ja, eine Herausforderung ohne einen freien Posten, der sie gerechtfertigt hätte. Managerscharmützel auf Partnerebene. Ein Akt der reinen Gier auf Stammaktien.«
    »Den Sie abgesegnet haben, soweit ich mich erinnere.«
    »Nachträglich, ja. Denn damals waren Sie der Risikofaktor, Louise, und ich habe Sie dafür bewundert.«
    Hewitt legte ein dünnes Lächeln auf. »Na, vielen Dank. Aber ich meine, es gibt eine Grenze…«
    »Ach, halten Sie den Mund. Reden Sie mir nicht von…«, Notley gestikulierte ungeduldig, »… Destabilisierung, als hätten wir in dieser Beziehung eine Wahl. Als sei das etwas, was wir vermeiden könnten. Was wir hier tun, ist auf Instabilität gegründet. Sie ist eine gottverdammte Grundvoraussetzung.«
    Philip Hamilton räusperte sich. »Ich glaube, was Louise sagen wollte, ist…«
    »Ja, hab ich mir schon gedacht, dass es auch für Sie allmählich Zeit wird, sich einzumischen, Sie kleiner Schleimer. Mein Gott, langsam widert ihr mich an, alle beide.«
    Notley erhob sich und schritt zum Kopf des Tisches. Er drückte mit zwei gefalteten Fingern auf den Projektorschalter, woraufhin die Wand hinter ihm mit einem Mal leer war. Seine Stimme vibrierte vor unterdrückter Wut.
    »Louise, ich habe Ihnen geholfen, den Gipfel dieses Haufens zu erklimmen, und jetzt, wo Sie oben sind, treibt Sie nichts anderes mehr um, als sich mit Kollegen zu umgeben, die keine Bedrohung darstellen, so wie dieser Maulheld hier, und ansonsten die Leiter wegzutreten, damit bloß keiner, der wirklich etwas draufhat, hinaufgeklettert kommt und alles destabilisiert für Sie. Haben Sie denn gar nichts gelernt auf dem Weg nach oben? Alle beide nicht? Man kann nicht Stabilität und gleichzeitig dynamisches Kapitalwachstum haben. Das ist eine Lehrbuchweisheit. Kommen Sie. Was hat den Aktienmarkt im letzten Jahrhundert verwandelt? Unbeständigkeit. Wettbewerb. Deregulierung. Das Abstreifen von Fesseln, die Abschaffung des Sozialstaats. Was hat die Auslandsinvestitionen in den letzten dreißig Jahren auf eine völlig neue Basis gestellt? Unbeständigkeit. Wettbewerb. Kleine Kriege. Es ist das gleiche Muster. Und was sorgt dafür, dass wir weiterhin oben schwimmen? Unbeständigkeit. Innovation. Regelverletzungen. Risikofaktoren. Herrgott, was glauben Sie, warum ich Faulkner überhaupt eingestellt habe? Wir brauchen diesen Faktor. Wir müssen in dieser Beziehung am Ball bleiben. Anderenfalls verwandeln wir uns nur in den gleichen breitärschigen, selbstzufriedenen Country-Club-Abschaum zurück, der uns letztes Mal um ein Haar ins Verderben geführt hätte. Sicher, Männer wie Faulkner sind instabil. Sicher, bei solchen Leuten ist man gut beraten, nie den Rückspiegel aus den Augen zu verlieren. Aber dadurch bleiben wir hart.«
    Einige Augenblicke lang lag Schweigen über dem Konferenzraum. Niemand rührte sich. Notley starrte zwischen Hewitt und Hamilton hin und her, forderte sie zum Widerspruch heraus. Schließlich schüttelte Hewitt den Kopf.
    »Sie macht es vielleicht hart,

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