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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Point, um das Zittern zu bekämpfen. Besinnung sickerte in die Nachwehen des Albtraums wie Blut über den Asphalt.
    Ich bekam einen Anruf. Da war ein Mann am Apparat, der sagte, er wüsste, was wirklich mit Chris auf der M11 gelaufen sei, und ob ich es auch wissen wolle. Dann solle ich ihn hier treffen und fünftausend in bar mitbringen.
    Sie zog das Geld aus der Tasche. Wie einen Unschuldsbeweis.
    Als Mike zur Toilette gegangen war, langte sie über die billige Plastiktischplatte und nahm Chris’ Hand. Hielt sie ohne Worte, blickte nur fest in seine Augen. Ein plötzlicher Schwindel ergriff beide, dann drang die Toilettenspülung durch die pappdünnen Wände, und ihre Hände fuhren auseinander wie gleichgerichtete Magnetpole.
    Louise Hewitt redete mit ihm, aber er schaffte es nicht, sich dafür zu interessieren. Er hievte sich hoch, stellte sich ihrer ungläubigen Wut.
    »Ich hab genug von dieser Scheiße, Louise. Es ist doch arschklar, was hier gelaufen ist.«
    »Setzen Sie sich hin, Faulkner, ich bin noch nicht…«
    »Makin hat das NAME-Geschäft nicht gestemmt. Ich hab es ihm abgenommen, und das tat weh. Auf der Straße konnte er mir nichts, deshalb hat er einen jungen Gangsta engagiert, um das zu tun, was er sich selber nicht traute. Als das nicht klappte…«
    »Ich hab gesagt, Sie sollen sich hinsetzen… «
    Er schrie sie nieder. »Als das in die Grütze ging, Louise, hat er noch ein paar Killer engagiert und es auf andere Art probiert. Er konnte mir nach den Shorn-Regeln nicht beikommen, also hat er sie missachtet. Und jetzt ist er tot. Können alle ihre schwarzen Klamotten rausholen.«
    »Chris.« Notleys Stimme schien nicht wesentlich lauter als gewöhnlich zu sein, doch es lag eine Schärfe darin, die wie schrilles Reifenquietschen durch die Luft schnitt. »So redet man nicht mit Partnern. Sie sind überreizt, aber das ist keine Entschuldigung. Und jetzt verschwinden Sie.«
    Chris sah dem Seniorpartner in die Augen und erblickte den Mann, der ihn vor einer Woche beinahe in seinem eigenen Büro erschossen hätte. Er nickte.
    »Okay.«
    Schweigend beobachteten sie seinen Abgang. Mike Bryant blickte sich am Tisch um. Er schüttelte den Kopf.
    »Das hier ist nicht in Ordnung, Jack. Ich meine, es ist eine einzige Schweinerei. Aber Makin hat sie verursacht. Er hat nur Murks gebaut, seit er die NAME übernommen hatte, er war von Anfang an viel zu sehr von sich selbst eingenommen. Ich hätte ihn mir selbst vornehmen können, aber ich frage mich, wozu? Es war doch offensichtlich, dass er zuerst geblinzelt hätte.«
    Hamilton blinzelte. »Wie bitte?«
    »Man muss nicht gegen jemanden fahren, um zu wissen, dass man besser ist als er, Phil. Das ist primitiv. Manchmal weiß man schlicht und einfach, wie es ausgehen würde, und das genügt. Dieser Töten-oder-getötet-werden- Scheiß ist nur hinderlich.«
    Wie Strom flossen die Blicke zwischen den Partnern hin und her. Auf der Projektorleinwand war die Filmschleife durchgelaufen, und die Schießerei begann von neuem. Jack Notley räusperte sich.
    »Mike, vielleicht könnten Sie uns Gelegenheit geben, darüber aus der Sicht der Partner zu diskutieren. Wir kommen dann am Montagmorgen auf Sie zurück.«
    Bryant nickte. »Klar doch.«
    Als die Tür zuging, drehte Louise Hewitt sich ruckartig zu Notley um.
    »Haben Sie das gehört? Woher das kommt, ist ja wohl klar, oder? Das ist Schach- und neojapanische Quatschphilosophie, auf freundliche Empfehlung von Herrn Chris Faulkner. Dieser Mann ist ein verdammtes Toxin, Jack. Er ist der eigentliche Risikofaktor hier.«
    »Das spiegelt sich aber nicht in den Zahlen wider, Louise.«
    »Es geht nicht um die Zahlen.«
    »Nicht?« Notley hob eine Augenbraue. »Hab ich hier irgendwas falsch verstanden? Könnten Sie mir wohl bitte erklären, worum es bei Shorn-CI geht, wenn nicht um Zahlen?«
    »Stellen Sie sich nicht begriffsstutzig. Es geht um Ethik. Um Unternehmenskultur. Um bestimmte Handlungsweisen. Und wenn wir davon abkommen, dann ist es das da… «, sie stieß einen Finger Richtung Überwachungsfilm. Maskierte Gestalten, zusammengesunken wie von ihren Fäden gerissene Marionetten. Blut in Lachen und Rinnsalen. »… was passiert. Strukturen brechen zusammen, Anarchie in den Straßen. Das liegt doch auf der Hand. Hat denn irgendjemand hier am Tisch eine Ahnung, warum Nick Makin auf diese Weise gehandelt haben könnte? Warum er es für nötig, ja vielleicht sogar für angemessen hielt, die Shorn-Etikette so eklatant zu

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