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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich.«
    »Nicht?« Er gewahrte die schwache Stelle und stieß hinein. Bösartig karikierte er ihren Tonfall: »Hab eher versucht, es ihm auszureden? Also ehrlich, Louise, wenn Sie Makin wirklich hätten aufhalten wollen, dann wäre das kein Problem für Sie gewesen. So stark war er ja wohl nicht. Sie haben es zugelassen, weil es Ihnen in den Kram passte. Reden Sie sich ein, was Sie wollen, wenn Sie nachts wach liegen, aber versuchen Sie diesen Scheiß nicht mir zu verkaufen. Letzten Endes war das nichts als ein Bauernopfer.«
    »Bauernopfer. Ah ja, der Schachspieler.« In ihrem Gesicht stand hektische Röte, doch ihre Stimme war wieder fest. »Wissen Sie, ich spiele selber ein wenig Schach, Chris. Ich mache kein großes Aufheben davon, wie manche andere Leute, aber ich spiele. Und es ist ein sehr limitiertes Spiel. Es ist halt immer nur Sie und der andere, der Gegner. Das ist kein gutes Modell für das, was wir tun, Chris. Kein gutes Modell für das Leben im Allgemeinen. Sicher, es ist sehr männlich, der Kampf einer gegen einen, schlicht und einfach. Aber es ist nicht real. Sie müssen Ihren Horizont mal erweitern, mal so was wie Alphamesh oder Linkage spielen. Etwas, wo es mehr als nur zwei Seiten gibt. Wo man mit wechselnden Bündnissen operiert.«
    »Ja, das klingt eher nach Ihrer Kragenweite.«
    »Es ist die Kragenweite der Welt, Chris. Schauen Sie sich um. Sehen Sie die Schachspieler? Natürlich sehen Sie sie, es sind die bescheuerten Drittweltscheißer, die ihre Bauern vorschieben, um sich gegenseitig umzubringen wegen irgendwelcher Fünfzig-Kilometer-Streifen Wüstenland oder über die Frage, in welcher Farbe Gott seine Pyjamas am liebsten trägt. Wir sind die Alphamesh-Spieler, Chris. Die Investmenthäuser, die Consulter, die Konzerne. Wir sind flexibel, wir wechseln die Fronten, wechseln die Bündnisse, und das Spiel läuft immer in unserem Sinne. Wir schlagen einen Bogen um diese aufs Vor und Zurück fixierten Testosteronaffen, wir spielen sie gegeneinander aus und lassen uns von ihnen für dieses Privileg auch noch bezahlen.«
    »Danke für die tiefe Einsicht.«
    »Ja, na gut.« Sie erhob sich zum Gehen. »Hier ist noch eine. Wenn Mike Bryant Sie am Freitag von der Straße fegt, Herr Schachspieler – und das wird er, weil er härter und schneller ist als Sie – wenn das passiert, dann denken Sie dran: Sie haben nicht gegen ihn verloren, Sie haben gegen mich verloren.«

 
FÜNFUNDVIERZIG
     
     
    Immer wieder regnete es während der Nacht und auch noch am nächsten Morgen. Der letzte Schauer ergoss sich, als Chris beim Frühstück saß, und als er damit fertig war, begann der Himmel sich aufzuhellen. Sein Entlassungsbescheid kam eine Stunde später. Als das Geschirrkommando zum Abtragen erschien, waren die Männer ungewöhnlich aufgeräumt und teilten ihm mit, er könne gehen, wann immer er wolle. Sein Telefon und seine Brieftasche hatten sie gleich mitgebracht, dazu noch eine kleine schwarze Reisetasche für seine Kleidung, und der Wärter, der ihm die Bücher geliehen hatte, erklärte, er dürfe gern alles behalten, was er noch nicht gelesen habe. Chris sagte, das könne er unmöglich annehmen.
    Die Stadt war noch feucht vom Regen, und die Luft roch wie durchgespült. Das Wetter hatte die Straßen leer gefegt, was der ganzen Szenerie einen etwas trostlosen Sonntagsanstrich gab. Am Kantstein erwartete ihn eine mit Tropfen übersäte Shorn-Limousine, der Motor im Leerlauf tuckernd.
    »Wir müssen uns beeilen, Sir«, sagte der Chauffeur. »In der Pressemitteilung hieß es zwar vier Uhr heute Nachmittag, aber man kann nie wissen. Selbst die Konzerncops lassen mitunter etwas durchsickern. Für Fahrerinfo wird immer ein guter Preis bezahlt, nicht wahr.«
    Sein Zynismus erwies sich dann jedoch als unbegründet. Die Fahrt zum Hotel verlief ereignislos, und der Chauffeur ließ Chris in Ruhe. Erst ganz zum Schluss, als sein Passagier schon ausstieg, ließ der Mann Risse in seinem professionellen Lack auftreten. Er wartete, bis Chris an der Treppe des Hotels angelangt war, kletterte dann halb aus seiner Fahrertür heraus und lehnte sich über das Wagendach.
    »Viel Glück, Sir«, sagte er.
    Chris drehte sich zu ihm um. »Sie sind wohl kein Bryant-Fan?«, fragte er mit nicht ganz fester Stimme.
    »Nein, Sir. Wollte vorher nichts sagen, im Auto, für den Fall, dass Sie es für aufdringlich halten würden. Aber ich drücke Ihnen morgen die Daumen, Sir. Werde auch auf Sie wetten.«
    »Das ist… sehr freundlich von

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