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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihnen.« Die Ironie, ohnehin nur halbherzig eingesetzt, blieb unbemerkt. »Gibt’s einen bestimmten Grund, warum Sie nicht auf Bryant setzen?« Denn dass er der bessere Fahrer ist, darauf kannst du einen lassen.
    Der Chauffeur zuckte die Achseln. »Kann mich nicht dazu durchringen, den Mann zu mögen. Aber das haben Sie natürlich nicht gehört, Sir.«
    »Was soll ich gehört haben?«
    Der Chauffeur grinste. »Wie gesagt, Sir. Ich drücke die Daumen.«
    Chris blickte dem wegfahrenden Auto nach, plötzlich gepackt von einem machtvollen Verlangen, mit dem Mann zu tauschen. Sicherer Dienstleistungsjob, gute Aussichten auf bevorzugtes Wohnen. Bescheidene Mittel, ein bescheidenes Leben und eine Zukunft, die sich höchstwahrscheinlich nach Jahrzehnten bemisst, nicht nach Tagen. Sieh ihn dir an, braucht sich um keinen Furz zu bekümmern.
    Ihm war plötzlich ziemlich schlecht.
    Als er sein Hotelzimmer betrat, war das Gefühl der Unwirklichkeit vollkommen. Die einzige sichtbare Veränderung, seit er morgens zur Arbeit gegangen war an jenem Tag, an dem er Philip Hamilton ermordete, war die, dass sich Liz Linshaws Körperumriss nicht mehr auf dem Bettlaken abzeichnete.
    Und der dicke Dokumentenumschlag auf dem Schreibtisch.
    Er riss die Siegel auf und blätterte den Papierkram durch -Herausforderungsdokumentation in Standardausführung; Erklärung des Verzichts auf normalen Rechtsschutz, detaillierte Regeln und Verweise auf die (revidierte) korporative Straßensatzung von 2041. Duellstreckenbeschreibung, vergrößerte Satellitenbilder und aktuelle Hinweise der relevanten Serviceleister zum Straßenbelag. Es handelte sich um die M11-Strecke, angefangen praktisch vor seiner Haustür, dann durch die Unterführung und über den gewölbten Abschnitt, die »Rinne«, über die nordwestlichen Zonen und wieder nach unten. Die alte Lieblingsstrecke. Keine Autobahnverzweigungen, keine Rampen, einfach in den Tunnel rein und fahren. Simpel und brutal.
    In seiner Jackentasche piepte das Mobiltelefon. Nach zehn Tagen ohne Außenweltverbindung brauchte er eine Weile, um zu realisieren, was es war. Er holte es hervor, sah, dass es sich um einen Videoanruf von Liz handelte, und nahm ihn entgegen.
    »Chris.« Sie starrte ihn aus dem kleinen Bildschirm heraus an, ein bisschen verhärmt um die Augen herum, fiel ihm auf, und er fühlte sich unwillkürlich ein wenig geschmeichelt. »Gott sei Dank, dass du endlich draußen bist.«
    »Du musst ja Unmengen von Geld ausgeben für deine Informationen.«
    Ihr Lächeln war gezwungen. »Das sind die Tricks des Gewerbes, Chris. Des Journalismus, meine ich. Du weißt also, was Sache ist, entnehme ich daraus.«
    »Yeah, ich bin gestern ausführlich instruiert worden. Hat Mike sich gemeldet?«
    »Ja.« Sie zuckte zusammen. »Keine Unterhaltung, die ich gerne wiedergeben möchte.«
    Chris versuchte sich eine halbwegs intelligente Bemerkung einfallen zu lassen. »Anscheinend war es ihm mit dir sehr viel ernster, als er zu erkennen geben mochte.«
    »Ja, und mit dir auch, Chris. Das ist es anscheinend, was ihn wirklich geschmerzt hat. Soweit man das in dem Schwall von Schimpfwörtern ausmachen konnte.«
    »Hm, tja.«
    Lange Pause.
    »Chris, wirst du wirklich…«
    »Ich möchte eigentlich nicht darüber reden, Liz.«
    »Nein. Ist gut.« Sie zögerte. »Möchtest du, dass ich komme?«
    Wieder die ruckartige Übelkeit im Magen. Die blanke verdammte Fassungslosigkeit darüber, was da geschehen sollte. Eine langsam aufsteigende, stetig anschwellende Angstblase.
    »Ich, äh…«
    »Schon gut. Macht nichts, ich versteh das.«
    »Gut.«
    Die Unterhaltung zischelte noch ein paar Sekunden weiter, dann erlosch sie. Sie verabschiedeten sich mit Worten, die schon beinahe förmlich waren, und er legte auf.
    Er saß auf der Bettkante und starrte eine ganze Weile auf das Telefon. Schließlich rief er Mike an.
    »Hallo, Chris.« In Bryants Stimme und in seinen Augen war eine Unbedingtheit, die ihm alles mitteilte, was es zu wissen gab. Er hätte auch gleich wieder auflegen können.
    Er versuchte es trotzdem.
    »Mike, diesen Scheiß kannst du unmöglich ernst meinen.«
    »Welchen Scheiß meinst du, Chris? Den ›Mord und Totschlag im Shorn Konferenzraum‹-Scheiß? Den ›Politisches Zusammengehen mit Terroristen‹-Scheiß? Oder meintest du den ›Die Frau deines besten Freundes ficken‹-Scheiß?«
    »He. Du bist mit Suki verheiratet, nicht mit Liz.«
    »Klingen die Worte Ich brauche deine Scheißeheberatung nicht irgendwie

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