Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Ungläubig.
    »Ja, durchaus.«
    Grummel, Frage.
    »Weil man mich dafür bezahlt. Ich hab das noch nicht in allen Einzelheiten geplant, aber allzu viel Druck wird man nicht machen müssen.«
    Knister, knister, knister.
    »Mike Bryant wird das tun, was man ihm sagt. Das ist der Unterschied zwischen ihnen, und das musst du im Auge behalten. So, genug geredet fürs Erste. Ich werde übermorgen wieder in London sein, dann können wir uns sehen und es weiter besprechen.«
    Trübsinniges Knistern. Schweigen.
    Hewitt legte den Hörer auf und grinste in der stillen Dunkelheit vor sich hin.

 
VIERZEHN
     
     
    »Genug gesehen?«
    Erik Nyquist stand auf und hielt die angeknackste Fernbedienung dichter ans Gerät. Das rote Kontrolllicht blinkte ein paarmal schwächlich auf, während der Abspann über einer Luftaufnahme von Nakamura-Wracks ungerührt weiterlief. Schließlich gab Erik auf und schaltete per Hand auf Standby. Im Schein des jetzt blauen Bildschirms drehte er sich zu seiner Tochter um. Carla saß mit einem Glas in der Hand in ihrem Sessel und starrte dahin, wo eben noch das Bild gewesen war.
    »Der Held der Stunde«, grunzte Erik. »Mann, was für eine Ironie. Schlachte ein paar Mitmenschen ab, um den neokolonialen Profit auf der anderen Seite des Globus zu maximieren, und du bist ein gottverdammter Held.«
    »Dad«, sagte Carla müde.
    »Du hast sie doch gehört. Dies ist ein großer Moment für Sie, Chris. Und dein geliebter Gatte sitzt da und grinst wie ein Mormone. Ich wäre nicht in diesem Beruf tätig, Liz, wenn er mir keinen Spaß machen würde. Herrgott noch mal!«
    »Er hatte doch keine Wahl. Die Frau, die links gesessen hat, war seine Chefin, und wie ich höre, mag sie ihn jetzt schon nicht. Was sollte er denn tun? Wenn er so aus der Reihe tanzen würde, wie du es dir vorstellst, wäre er ganz schnell seinen Job los.«
    »Das weiß ich.« Erik ging zum Tisch, der ihm als – freilich nicht abschließbarer – Getränkeschrank diente, und machte sich daran, einen neuen Wodka Orange zu mixen. »Kenn ich alles in- und auswendig. Aber manchmal müsste man vielleicht doch mal für das eine oder andere Prinzip eintreten, weißt du.«
    »Ja, ich weiß«, fauchte Carla, sich selbst überraschend. »Und was hat es dir letzten Endes eingebracht, das Einstehen für deine viel gepriesenen Prinzipien?«
    »Tja, lass mal sehen.« Erik grinste ins Glas hinunter, das er sich gerade eingoss. Nachdem es ihm gelungen war, sie zu provozieren, trat er jetzt fröhlich wieder den Rückzug an. Das war eins seiner liebsten Trinkspiele. »Ich wurde verhaftet, gemäß dem Erlass zum Öffentlichen Kommunikationswesen ohne Verhandlung festgehalten, von meinen so genannten Freunden und Kollegen schmählich im Stich gelassen, von jedem Redakteur des Landes auf die schwarze Liste gesetzt und von allen Banken als nicht kreditwürdig eingestuft. Ich habe meinen Job verloren, mein Zuhause und jegliche Zukunftshoffnungen. Nichts, was ein junger Mann von Chris’ Kaliber nicht auch auf sich nehmen könnte. Das Problem ist, ihm fehlt einfach die Vision dazu.«
    Carla musste wider Willen lächeln.
    »Das hat dir gefallen, wie?« Er hob sein Glas in Carlas Richtung. »Ausnahmsweise etwas, das ich mir gerade eben ausgedacht habe. Prost.«
    »Prost.« Sie nippte nur an ihrem Wodka. Sie hatte die ganze Nachrichtensendung gebraucht, um gerade mal drei Fingerbreit von ihrem Drink zu trinken, und jetzt war er warm geworden.
    »Dad, warum bleibst du hier? Warum ziehst du nicht zurück nach Tromsö?«
    »Um deiner Mutter jeden Tag auf der Hauptstraße über den Weg zu laufen? Nein, danke. Ich hab auch so schon Schuldgefühle genug.«
    »Du weißt genau, dass sie die meiste Zeit gar nicht da ist.«
    »Okay, ich würde sie nur jedes Mal sehen, wenn sie wieder von einer besonders erfolgreichen Buchvorstellung oder Lesereise zurückgekehrt ist.« Erik schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das kann ich meinem Ego nicht zumuten. Außerdem, wen kenne ich denn da noch, nach all den Jahren?«
    »Na gut, du könntest nach Oslo ziehen. Von dort aus wieder Kolumnen schreiben.«
    »Carla, das mach ich doch schon.« Erik deutete auf den ramponierten Computer in der Ecke. »Schau dir den da an. Der hat ein Kabel hinten dran, das bis nach Norwegen reicht. Fantastisch, was die Technik heutzutage alles bewirken kann.«
    »Ach, halt den Mund.«
    »Carla.« Der Spott wich aus seiner Stimme. »Was würde sich denn ändern, wenn ich zurückgehe? Es ist ja nicht so, dass die

Weitere Kostenlose Bücher