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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fotos für irgendwelche Möbelkataloge. Sie langweilt sich, Carla. Das Geld ist in Ordnung, aber ihr ist sterbenslangweilig.«
    »Lieber sich langweilen, als auf der Straße zu übernachten.«
    »Übertreibe nicht, Carla. Ich übernachte nicht auf der Straße. Und, nein, hör mir kurz zu, sieh es doch mal so: Du hast selber gesagt, dass die Menschen drüben nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden wie hier. Ja, worüber soll ich dann schreiben? Im sicheren und bequemen Schoß meines eigenen skandinavischen Sozialsystems? Nein, Carla. Hier ist die Front – hier kann ich etwas bewirken.«
    »Niemand legt Wert darauf, dass du etwas bewirkst, Dad.« Plötzlich wieder wütend, sprang sie aus ihrem Sessel und stellte sich zu ihm. Sie riss den anderen Vorhang zurück und starrte zornig auf das unten brennende Feuer. »Sieh dir das an.«
    Die Quelle der Flammen, sah sie jetzt, war ein umgeworfener Sessel. Andere Gegenstände lagen herum, nicht zu erkennen in der Dunkelheit und bislang noch nicht angezündet. Ein zerbrochenes Fenster genau über dem brennenden Sessel ließ auf seine Herkunft schließen. Jemand war in einer der Wohnungen im ersten Stock gewesen und hatte heruntergeworfen, was darin zu finden war. Jetzt standen Gestalten in ausgebeulten Trainingsanzügen mit Kapuzen um das Feuer herum und ließen Carla an Disney-Zwerge denken, nur dass diese hier nichts harmlos Drolliges an sich hatten und in einer albtraumhaften Geschichte mitspielten, wo garantiert niemand glücklich und zufrieden war und wenn er nicht gestorben war, dann lebte er noch heute.
    »Sieh es dir an«, zischte sie wieder. »Glaubst du, diese Typen interessiert es, was du schreibst? Was glaubst du, wie viele von denen überhaupt lesen können? Meinst du, solche Leute kümmern sich darum, ob du etwas bewirkst?«
    »Urteile nicht so vorschnell, Carla. Wie Benito sagt, fälle keine dreidimensionalen Urteile über etwas, das du nur auf deinem Fernsehbildschirm zu sehen bekommst.«
    »Oh, um…« Der geplante Kraftausdruck löste sich in einem Ärger auf, der zu alt war und zu tief saß, um in Worte gefasst zu werden. Sie klopfte heftig gegen die Scheibe. »Das ist kein Fernsehen, Dad. Das ist ein Scheißfenster, und du lebst hier. Sag mir doch, was wir da sehen, einen von der Gemeinde veranstalteten Grillabend vielleicht?«
    Erik seufzte. »Nein, es ist wahrscheinlich irgendein Racheakt. Vielleicht war eine Gang der Ansicht, dass jemand irgendetwas verpfiffen hat, vielleicht hat jemand irgendwas Falsches gesagt. Letzten Sommer haben sie das Gleiche bei Mrs. McKenny gemacht, weil die ihren Sohn nicht für sie dealen lassen wollte. Hinterher musste er es natürlich doch tun, schon allein, um neue Möbel kaufen zu können. Einen Mangel an psychologischem Gespür kann man den Gangtypen nicht vorwerfen.« Er wandte sich vom Fenster ab, und an der Bewegung erkannte sie plötzlich, wie müde er geworden war. Doch der Anblick schürte nur wieder die Flammen ihrer Wut. Sie drang tief aus dem Bauch nach oben, eine züngelnde, sie stoßartig anwehende Übelkeit.
    Erik schien es nicht zu spüren. Er frischte seinen Drink auf, arbeitete gleichzeitig an dem dazu passenden ironischen Grinsen. »Könnte natürlich auch einfach eine Spaßparty sein, die sich zufällig ergeben hat. Viele von diesen Wohnungen im ersten Stock stehen schon länger leer, als ich hier wohne. Die gehen da einfach rein und…«
    Er zuckte die Achseln und trank.
    »Und schmeißen das Zeug aus dem Fenster!« Plötzlich schrie sie, schrie ihn richtig an. »Und zünden es an! Aus Spaß! Meine Fresse, Dad, du musst dich mal reden hören. Findest du das normal? Bist du eigentlich noch ganz frisch im Kopf oder was?«
    Das Erinnerungsbild loderte auf wie ein Magnesiumstreifen hinter ihren Augen. Plötzlich war sie wieder elf Jahre alt und schrie ihren Vater an, als der versuchte, ihr zu erklären, was er getan hatte und warum sie würde wählen müssen. Ebenso schnell aber war das Bild verbrannt, blieb nur noch als Nachempfindung auf der Netzhaut, und das trübe Licht des Zimmers kehrte zurück. Sie blickte rasch auf, sah Eriks Gesicht und wusste, dass auch er sich erinnerte.
    »Dad, tut mir Leid«, flüsterte sie.
    Zu spät.
    Er sagte es nicht, aber das war auch nicht nötig. Schweigen senkte sich in kleinen schwarzen Fetzen über sie, wie versengte Federn aus einem Kissen, das aus kurzer Entfernung durchschossen worden war.
    »Dad…«
    Sie hatte kurz gedacht, er würde vielleicht

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