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Profit

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Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzuschließen und zur Besichtigung freizugeben. Fansites wurden gegründet, die erstmals seit dem Tod von Edward Quain seine Person wieder von allen Seiten beleuchteten. Osteuropäische Prostituierte mit ausgefallenen Künstlernamen und Kreditkarten-Hotlines stapelten sich in seiner Post und machten ihm Angebote von unterschiedlichem Subtilitätsgrad.
    Du liegst gefesselt da, in voller Gefechtsstellung, keine Chance…
    Die Lösung kochte ihm entgegen wie Milchschaum aus dem Dampftopf, schlug Blasen, während sie sich vor ihm ausbreitete. Es mochte an dem Kreuzschraffierungsmuster der gelben und schwarzen Fliesen hinter dem Tresen gelegen haben, war aber vielleicht auch einfach ein Ergebnis dissoziativen Denkens, eine Technik, die er in der Woche zuvor in einem Psychoseminar gelernt hatte. Aber egal, woher die Einsicht gekommen sein mochte, er fing sie auf, hielt sie fest und trug sie zusammen mit seinem Kaffee in den Shorn-Aufzug.
    »Kambodscha-Hilfe führt weiterhin den aufsteigenden Trend am Aktienmarkt an«, informierte ihn der Fahrstuhl auf dem Weg nach oben. »Kurz vor Handelsschluss notierte…«
    Er blendete es aus. Er wusste bereits Bescheid.
    Mike Bryant redete gerade mit seiner Maschine. Chris konnte durch die Tür hören, wie er in abgehackten Sätzen in das Datadown diktierte. Es war die überarbeitete Version eines für die kambodschanischen Rebellen bestimmten Schriftstücks, an dem sie tags zuvor lange gebastelt hatten. Die Handels- und Investment-Kommission Ostasien hatte sie mit ungewöhnlichem Nachdruck aufgefordert, auf die Einhaltung der Charta zu achten. Berichte der Spionageabteilung ließen vermuten, dass erhebliche Bestechungsgelder seitens Nakamura geflossen waren.
    »Wir haben kein Interesse an den so genannten, nein, streichen Sie das, kein Interesse an den Gebieten, die Sie als Umsiedlungszonen bezeichnen, und wir befassen uns auch nicht damit, was in diesen Zonen vor sich geht. Die Verwaltung der Lager liegt selbstverständlich nicht in unserer Zuständigkeit, vorausgesetzt, dass keine offenen Menschenrechtsverletzungen, äh, vorausgesetzt, keine Menschenrechtsverletzungen, hmm, noch mal zurück, nicht in unserer Zuständigkeit, ähm, vorausgesetzt, unter dem Vorbehalt, ach, scheiß doch der Hund…«
    Grinsend klopfte Chris an die Tür.
    »Was?«, bellte Bryant.
    »Hast du Probleme?«
    »Chris!« Bryant stand mitten in seinem Büro, die Arme um einen glänzenden Holzbaseballschläger geschlungen, der fest an seinem Nacken lag. Seine Haltung ähnelte der eines Gekreuzigten, und die Müdigkeit in seinem Gesicht trug nicht dazu bei, diesem Eindruck zu begegnen. »Kannst du dir vorstellen, dass ich seit acht Uhr an diesem Scheiß sitze? Es muss heute Mittag ans Uplink gehen, und ich bin immer noch am Haarespalten für den Begleitbrief. Hör dir das an.« Er ging zum Schreibtisch und las laut von einem Papierausdruck ab, der sich aus dem Datadown wälzte. »›Die Verwaltung der Lager liegt selbstverständlich nicht in unserer Zuständigkeit, vorausgesetzt, dass keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden.‹ Sary geht an die Decke, wenn wir ihm das schicken – er wird sagen, wir unterstellten, dass das Statement vom Freitag gelogen sei.«
    »Ist es ja auch, oder?«
    »Bitte.« Bryant rollte seinen Nacken am Holz des Schlägers entlang. »Ich versuch hier Politik zu machen. Wir können ihm nicht unterstellen, dass er lügt.«
    »Ich dachte, wir würden es bei ›vorausgesetzt, es kommt nicht zu Menschenrechtsverletzungen‹ belassen.«
    Bryant schüttelte den Kopf. »Geht bei der UNO nicht durch. Da kursiert ein Amnesty-Report in Norwegen, den auf Ministerebene noch niemand dementieren mochte. Wir müssen ›unbestimmt, aber entschieden‹ formulieren. Das ist ein direktes Zitat von Hewitt.«
    »Unbestimmt, aber entschieden.« Chris verzog das Gesicht. »Toll.«
    »Scheiß Amnesty.«
    »Ja, nun. Lässt sich nicht ändern.« Chris stellte sich neben Bryant, um den Ausdruck zu lesen. »Wie wär’s mit…«
    Er riss das Papier aus dem Drucker und überflog es. Bryant nahm den Baseballschläger von der Schulter und stellte ihn in der Zimmerecke ab.
    »… überzeugt. Genau, pass auf. Verwaltung der Lager, blabla, nicht in unserer Zuständigkeit und wir sind davon überzeugt, dass es keine Verletzungen der Menschenrechte, nein, dass keine der angeblichen Menschenrechtsverletzungen stattgefunden hat.« Er gab den Papierbogen zurück. »Wie wär’s damit?«
    Bryant riss ihn an sich.
    »Du

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