Programmierung ausgeschlossen
Reling persönlich kam, hatte er etwas Wichtiges auf dem Herzen. Das Theater war nicht mehr nötig. Ich schritt auf den weiten Eingang zu und erreichte ihn im selben Augenblick, in dem Reling auf der gegenüberliegenden Seite der Vorhalle aus dem Antigrav stieg. Er wurde begleitet von einem Dutzend Offiziere »meiner Flotte«.
»Ich glaube, wir kommen ohne den Unsinn aus«, sagte Reling anstelle einer Begrüßung. Sein Gesicht war düster. Es war ihm anzumerken, daß er diesen Gang nicht gerne unternahm.
»Ende der Probe!« schrie ich in den Saal hinein.
Trontmeyer nahm den Befehl auf und gab ihn weiter. Der Thronsaal leerte sich augenblicklich. Nur Botcher, mein Adjutant, und Hannibal blieben zurück. Auch Relings Eskorte war wieder an die Oberfläche zurückgekehrt.
»Ich habe Ihnen den Entschluß der Sondersitzung der Internationalen Abwehr-Koalition zu überbringen«, begann Reling.
Ich blickte ihn nur an und sagte kein Wort. Ein entsetzlicher Verdacht stieg in mir auf. Konnte das wahr sein? Würde man mir …
»Die Koalition hat entschieden, daß die Welt gefunden werden muß, von der der verderbliche Strom an Versorgungsgütern ausgeht«, fuhr der Alte fort. »Sie erhalten hiermit den Auftrag, ein Raumschiff der Porcupa-Klasse mit dreitausend Mann Besatzung zu versehen, die unbekannte Versorgungswelt anzufliegen und den dortigen Transmitter entweder umzuprogrammieren oder zu vernichten!«
Ich starrte ihn sprachlos an. Ich wollte etwas sagen, wollte lauthals protestieren, aber kein Wort kam mir über die Lippen. Plötzlich jedoch zerbrach etwas in meinem Innern. Ein Damm barst, hinter dem sich die Aufregungen, Enttäuschungen und Fru strationen der vergangenen Tage aufgestaut hatten. Meine Stimmbänder waren plötzlich wieder frei.
»Sie sind übergeschnappt!« schleuderte ich dem General entgegen.
3.
Er erwiderte meinen Blick ernst und ruhig.
»Unter den Umständen«, sagte er nach einer geraumen Weile, »nehme ich Ihnen diesen Ausbruch nicht übel, Konnat. Aber vielleicht werfen Sie einmal einen Blick auf unsere Lage.« Er hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und begann mit langsamen Schritten durch den leeren Thronsaal zu spazieren. Ich blieb an seiner Seite. Hannibal folgte uns, und den Abschluß der merkwürdigen Gruppe machte der stets diensteifrige Philip Botcher.
»Wenn die Güterzufuhr nicht gestoppt wird«, erläuterte Reling, »ist die Erde in wenigen Wochen eine tote Welt. Entweder, weil sie aufgehört hat, sich zu drehen, oder weil Fremde uns infolge der Aufrißimpulse entdeckt und besetzt haben. In dieser Lage gibt es, da wir einen Angriff auf den Transmitter unter der Erdoberfläche nicht riskieren können, nur einen einzigen Aus weg: wir müssen den Sendetransmitter finden und ihn abschalten – so oder so!«
Er blieb stehen und sah mich an.
»Nein, sprechen Sie jetzt noch nicht!« befahl er, als er sah, daß ich protestieren wollte. »Es ist keineswegs so, als hätten wir die Möglichkeit nicht, die fremde Welt erstens zu finden und zweitens anzufliegen. Wir verfügen über ein ungeheuer leistungsfähiges Rechengehirn, das die Aufrißflut des Sendetransmitters ohne viel Mühe anmessen und auswerten kann. Die Position des Versorgungsplaneten wird uns dadurch bekannt. Und zweitens sind wir im Besitz Hunderter von Raumschiffen, die für die überlichtschnelle Raumschiffahrt ausgestattet und wohl in der Lage sind, jede denkbare Distanz innerhalb unserer Milchstraße zu überwinden. Warum also bedienen wir uns nicht dieser beiden Mittel, um unser Ziel zu erreichen? Weil wir kaum mit den marsianischen Raumschiffen umzugehen verstehen? Weil die paar Mann, die
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