Programmierung ausgeschlossen
entsprechende Düsterkeit des Gemütes nicht aufbringen zu können. Er räkelte sich in einem meiner kostbaren Sessel und stieß in kurzen Abständen ein übertrieben lautes Gähnen aus, das uns andere darauf aufmerksam machen sollte, daß er sich langweilte.
Wir waren, Hannibal eingerechnet, sechs Mann. Unsere Besprechung sollte sich mit dem bevorstehenden Einsatz befassen. Vorläufig fehlte uns jedoch der siebente Teilnehmer, »Ihre Lieblichkeit«, die Erste Frau des Khans, mit anderen Worten: Anne Burner, die Psychologin, die auf dem Mars die Rolle meiner Lieblingsfrau zu spielen hatte.
Schließlich trat sie durch die Tür. Sie war ungewöhnlich groß und hager. Ihr scharfgeschnittenes Gesicht erinnerte, besonders wenn sie lächelte und die beiden Reihen kräftiger Zähne entblößte, an die Physiognomie eines Pferdes. Sie war eine vorzügliche Wissenschaftlerin, eine anerkannte Koryphäe ihres Fachgebiets, und besaß ein gerüttelt Maß an Humor, wodurch die Zusammenarbeit mit ihr zur Freude wurde – unbeschadet Hannibals Drohung, daß er mir, wenn ich in Wirklichkeit auch so wenig Geschmack beweise, die Freundschaft kündigen werde.
An Hannibal waren übrigens doch noch nicht, wie es schien, Hopfen und Malz verloren. Als Anne Burner den Raum betrat, nahm er die Beine von den Sessellehnen und setzte sich ein wenig manierlicher hin. Dieses Eingeständnis an die übliche Etikette machte er allerdings dadurch wieder wett, daß er vorlaut erklärte:
»Wir warten schon seit einer halben Stunde, Dr. Burner. Es wäre dem Unternehmen wahrscheinlich recht zuträglich gewesen, wenn Sie sich ein wenig mehr beeilt hätten.«
Anne würdigte ihn zunächst keines Blickes, sondern wendete sich an mich. Gemeinsame Sorgen hatten uns vor nicht langer Zeit dazu veranlaßt, auf die formelle Anrede zu verzichten.
»Verzeih!« bat sie. »Aber da war einer deiner Raumsoldaten, den plötzlich der Koller packte. Ich mußte mich um ihn kümmern!«
Ich nickte und wies mit der Hand auf einen freien Sessel.
»Wir haben genug andere Ärzte auf dem Mars«, meckerte Hannibal. »Deswegen hätten Sie uns nicht warten zu lassen brauchen.«
Sie sah ihn an, als bemerkte sie eben erst, daß er überhaupt da war, wandte sich dann mir zu und winkte mit dem Kopf in seiner Richtung.
»Was hat der kleine Mann?« fragte sie spöttisch. »Heute wieder übel aufgelegt, wie? Wahrscheinlich schlecht geschlafen.«
»Erlauben Sie mal!« brauste Hannibal auf. »Vergessen Sie nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Ich bin der Sufara-Nadihl-Khan und habe einigen Respekt zu beanspruchen!«
»Sufara-Nadihl-Khan?« wiederholte Anne ungläubig. »Was ist das?«
»Der Kronprinz!« trompetete Hannibal. »Der designierte Nachfolger des Tumadschin Khan.«
Er brachte die Erklärung mit dem selbstgestrickten Titel so ernst hervor, daß wir alle zu lachen anfingen.
»Na, wenigstens etwas«, brummte Hannibal, der als einziger todernst geblieben war. »Ich hasse Besprechungen, in denen jeder ein Gesicht macht, als wäre ihm eben eine Millionenerbschaft streitig gemacht worden. Jetzt können wir meinetwegen anfangen.«
Das war Hannibal Othello Xerxes Utan, wie er leibte und lebte. Es gab wenig auf der Welt, was er ernst nahm. Er würde wahrscheinlich sogar den Tod verspotten, wenn er kam, um ihn zu holen. Und so wenig ernst, wie er selbst war, so wollte er auch andere sehen. Es durfte in seiner Gegenwart keine düsteren Mienen geben.
Die verminderte Spannung kam mir sehr gelegen. Mit einem Lächeln, das hintergründig sein sollte, eröffnete ich die Konferenz.
»Ihnen ist allen klar«, begann ich, »worum es hier geht. Sie sind darüber informiert, daß
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