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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Mi­kro­phon ver­mu­te­te.
    »Ich bin hier, NEW­TON!« rief ich. »Was hast du zu sa­gen?«
    »Ich ha­be die Ver­sor­gungs­welt iden­ti­fi­ziert, Eu­er Ver­klärt­heit. Es han­delt sich um Mars-Ver­sor­ger Al­pha-sechs. Die Be­schrei­bung des Sys­tems, die ich von Ih­nen er­hielt, stimmt mit den Ge­ge­ben­hei­ten über­ein!«
    Ich war elek­tri­siert auf­ge­sprun­gen und nä­her­te mich mit ra­schen Schrit­ten der Stel­le der Wand, aus der die Stim­me her­vor­klang.
    »Wie weit ist der Mars-Ver­sor­ger von hier ent­fernt?« frag­te ich und be­merk­te kaum, daß mei­ne Wor­te vor lau­ter Auf­re­gung hei­ser klan­gen.
    »Die Ent­fer­nung Mars – Em-Vau-Al­pha-sechs be­trägt vier­und­zwan­zig­tau­send­sechs­hun­dert­und­drei­zehn Licht­jah­re, Eu­er Ver­klärt­heit!« ant­wor­te­te das Ro­bot­ge­hirn.
    »Na, dann Mahl­zeit!« hör­te ich Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan hin­ter mir laut und deut­lich sa­gen.
     
     

4.
     
    Was für ein merk­wür­di­ges Ding ist doch das mensch­li­che Be­wußt­sein! Es gibt In­for­ma­tio­nen, auf die es mit Be­stür­zung rea­giert, mit Pa­nik oder so­gar mit ei­nem to­ta­len Um­klap­pen, durch das es sich selbst zer­stört. Es ist der Ge­halt der In­for­ma­ti­on, der ei­ne sol­che Re­ak­ti­on aus­löst. Ge­wöhn­lich dreht es sich um Nach­rich­ten, aus de­nen das Be­wußt­sein ei­ne dro­hen­de Ge­fahr für sich selbst oder ei­ne dras­ti­sche Ver­schlech­te­rung sei­ner Le­bens­ge­wohn­hei­ten ent­nimmt.
    Stei­gert sich je­doch der Ge­fah­ren­ge­halt der In­for­ma­ti­on noch um ei­ne Grö­ßen­ord­nung, dann rea­giert das mensch­li­che Be­wußt­sein ge­wöhn­lich ganz an­ders – näm­lich über­haupt nicht mehr. Die Ge­fahr ist so groß oder das Ri­si­ko, auf das der Trä­ger des Be­wußt­seins sich ein­zu­las­sen ent­schie­den hat, so un­faß­bar, daß das Be­wußt­sein sich vollends wei­gert, sich da­mit zu be­fas­sen.
    So ging es uns in die­sem Au­gen­blick. Hät­te der Ro­bot ge­sagt: zwölf Licht­jah­re, dann wä­ren wir froh ge­we­sen. Hät­te er ge­sagt: fünf­zig Licht­jah­re, dann hät­ten wir lan­ge Ge­sich­ter ge­macht. Hät­te er ge­sagt: zwei­hun­dert Licht­jah­re, dann wä­ren wir in Pa­nik auf­ge­sprun­gen und hät­ten uns ge­gen­sei­tig zu er­klä­ren ver­sucht, wie ge­ring un­se­re Aus­sich­ten wa­ren, ein sol­ches Un­ter­neh­men le­bend zu über­ste­hen.
    Aber mehr als vier­und­zwan­zig­tau­send Licht­jah­re? Das wa­ren an­dert­halb­mil­li­ar­den­mal der Ab­stand Son­ne-Er­de, oder drei­mil­li­ar­den­mal die ge­gen­wär­ti­ge Di­stanz Er­de-Mars, sechs­hun­dert­mil­li­ar­den­mal die Ent­fer­nung von der Er­de zum Mond oder knapp zwei­hun­dert­vier­zig­tau­send Bil­lio­nen Ki­lo­me­ter. Wer will da­zu noch et­was sa­gen, wer will sich da­zu noch et­was den­ken? Wir sa­ßen da und starr­ten ein­an­der an. Mi­nu­ten ver­gin­gen, oh­ne daß ein ein­zi­ger Laut zu hö­ren war.
    Wie­der­um war es Han­ni­bal, der den Bann brach.
    »Ei­nem Lai­en tut es wohl, einen Hau­fen hoch­de­ko­rier­ter Wis­sen­schaft­ler zu be­ob­ach­ten, die sich beim Ein­lau­fen der ers­ten un­güns­ti­gen Nach­richt an­stel­len wie die Kuh, wenn’s don­nert«, sag­te er mit bis­si­gem Spott.
    Die Köp­fe wand­ten sich. Je­der­mann starr­te Han­ni­bal an, als ha­be er ei­ne Läs­te­rung von sich ge­ge­ben.
    »Wie mei­nen Sie das?« frag­te Sno­fer spitz.
    »Das mei­ne ich so«, ant­wor­te­te Han­ni­bal und setz­te sich in sei­nem Ses­sel be­hä­big zu­recht: »Wir hat­ten uns schon ent­schlos­sen, das Un­ter­neh­men zu wa­gen. Wir wuß­ten von vorn­her­ein, daß un­se­re Über­le­benschan­cen er­bärm­lich ge­ring wa­ren. Was für einen Sinn hat es da noch, jetzt mit lan­gem Ge­sicht und hän­gen­dem Un­ter­kie­fer da­zu­sit­zen, nur weil man ge­hört hat, daß die Ent­fer­nung nicht ein paar hun­dert Licht­jah­re, son­dern gleich vier­und­zwan­zig­tau­send be­trägt?«
    Sno­fer war der­je­ni­ge, der auf Han­ni­bals Vor­wurf rea­giert hat te. Er fühl­te sich ver­pflich­tet, ihm nun auch zu ant­wor­ten. Al­ler­dings tat er es ein we­nig ver­le­gen, wie ei­ner, der sich

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