Programmierung ausgeschlossen
seines Verhaltens schämte.
»Man darf doch wohl ein langes Gesicht machen«, sagte er mit so wenig Stimme, daß wir unsere Ohren anstrengen mußten, »wenn man erfährt, daß die Überlebensaussichten noch viel winziger sind, als man ursprünglich dachte.«
»Major Utan hat recht«, mischte Josua Aich sich mit kräftiger Stimme ein und – wahrhaftig! – er lächelte schon wieder. »Wir werden es wagen, und da wir uns dazu nun einmal entschlossen haben, bringt es uns keinen Gewinn, wenn wir über die gewaltige Entfernung lange – und selbstverständlich unnütz! – nachdenken. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich schlage vor, wir beraten nun über die Einzelheiten.«
Soviel Schwung riß mit. Wir vergaßen für den Augenblick, was NEWTON uns mitgeteilt hatte. Wir würden uns heute nacht wieder daran erinnern, wenn uns in der Einsamkeit unserer Schlafräume vor lauter Angst die Augen nicht zufallen wollten. Aber wenigstens im Augenblick waren wir voll und ganz bei der Sache.
Ein Punkt war vor allen anderen zu diskutieren. Man konnte diese »Operation Suicide« – der Name drängte sich förmlich auf, aber ich würde ihn sofort verbieten, falls jemand ihn tatsächlich aussprach – auf zwei verschiedene Weisen anpacken. Man konnte versuchen, den fernen Transmitter zu erreichen und gleichzeitig eine namhafte Streitmacht auf dem Mars zurücklassen, so daß unerwünschter Besuch aus dem All, falls er während der Dauer unserer Expedition eintreffen sollte, gebührend empfangen werden konnte. Oder man konnte sämtliches verfügbare Potential in die geplante Expedition stecken und ihre Überlebenschancen dadurch ein wenig aufbuttern – allerdings um den Preis der Sicherheit des Sonnensystems.
Ich selbst neigte ganz entschieden der letzteren Möglichkeit zu und erwartete von meinen Diskussionspartnern erheblichen Widerstand. Daß ich mich nicht getäuscht hatte, bewiesen die folgenden zwei Stunden.
»Das Sonnensystem muß geschützt werden!« forderte Snofer. »Einer von Ihnen beiden, entweder Sie, Sir, oder Major Utan muß hier auf dem Mars bleiben. Wer sonst soll mit NEWTON Kontakt unterhalten?«
Das war ein schwerwiegendes Argument. Hannibal und ich waren die einzigen Personen, die das Robotgehirn als direkt befehlsberechtigt anerkannte. Wenn wir beide an der Expedition teilnahmen, war niemand mehr da, von dem NEWTON Befehle entgegennehmen würde. Wie das Robotgehirn in einem solchen Fall auf von uns eingesetzte und befürwortete Befehlshaber – beispielsweise Professor Josua Aich – reagieren würde, war nicht abzusehen. Ich war mir darüber im klaren gewesen. Dieses Argument mußte als erstes entkräftigt werden. Wenn es nicht ad acta gelegt werden konnte, würde ich die Entscheidung kraft meiner Befehlsgewalt treffen müssen, und das widerstrebte mir angesichts der Gefährlichkeit unseres Unternehmens.
»Gehen wir von folgender Überlegung aus«, schlug ich vor. »Wenn es unserem Unternehmen nicht gelingt, den Sendetransmitter abzuschalten, ist die Erde verloren, nicht wahr?«
»Nicht unbedingt!« antwortete Snofer sofort. »Wir könnten vielleicht doch versuchen, den Empfangstransmitter unter der Erdoberfläche zu sprengen.«
»Das ist eine Möglichkeit«, gab ich zu. »Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs? Dabei möchte ich Erfolg definiert wissen als: Zerstörung des Empfangstransmitters, ohne daß dadurch die Erde unbewohnbar gemacht wird.«
Snofer wiegte den Schädel.
»Schwer zu sagen«, brummte er. »Im Augenblick jedenfalls auf weniger als dreißig Prozent.«
»Sehen Sie!« rief ich ihm zu. »Also gibt es nur eine
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