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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sei­nes Ver­hal­tens schäm­te.
    »Man darf doch wohl ein lan­ges Ge­sicht ma­chen«, sag­te er mit so we­nig Stim­me, daß wir un­se­re Oh­ren an­stren­gen muß­ten, »wenn man er­fährt, daß die Über­le­bens­aus­sich­ten noch viel win­zi­ger sind, als man ur­sprüng­lich dach­te.«
    »Ma­jor Utan hat recht«, misch­te Jo­sua Aich sich mit kräf­ti­ger Stim­me ein und – wahr­haf­tig! – er lä­chel­te schon wie­der. »Wir wer­den es wa­gen, und da wir uns da­zu nun ein­mal ent­schlos­sen ha­ben, bringt es uns kei­nen Ge­winn, wenn wir über die ge­wal­ti­ge Ent­fer­nung lan­ge – und selbst­ver­ständ­lich un­nütz! – nach­den­ken. Wir ha­ben kei­ne Zeit zu ver­lie­ren. Ich schla­ge vor, wir be­ra­ten nun über die Ein­zel­hei­ten.«
    So­viel Schwung riß mit. Wir ver­ga­ßen für den Au­gen­blick, was NEW­TON uns mit­ge­teilt hat­te. Wir wür­den uns heu­te nacht wie­der dar­an er­in­nern, wenn uns in der Ein­sam­keit un­se­rer Schlafräu­me vor lau­ter Angst die Au­gen nicht zu­fal­len woll­ten. Aber we­nigs­tens im Au­gen­blick wa­ren wir voll und ganz bei der Sa­che.
    Ein Punkt war vor al­len an­de­ren zu dis­ku­tie­ren. Man konn­te die­se »Ope­ra­ti­on Sui­ci­de« – der Na­me dräng­te sich förm­lich auf, aber ich wür­de ihn so­fort ver­bie­ten, falls je­mand ihn tat­säch­lich aus­sprach – auf zwei ver­schie­de­ne Wei­sen an­pa­cken. Man konn­te ver­su­chen, den fer­nen Trans­mit­ter zu er­rei­chen und gleich­zei­tig ei­ne nam­haf­te Streit­macht auf dem Mars zu­rück­las­sen, so daß un­er­wünsch­ter Be­such aus dem All, falls er wäh­rend der Dau­er un­se­rer Ex­pe­di­ti­on ein­tref­fen soll­te, ge­büh­rend emp­fan­gen wer­den konn­te. Oder man konn­te sämt­li­ches ver­füg­ba­re Po­ten­ti­al in die ge­plan­te Ex­pe­di­ti­on ste­cken und ih­re Über­le­benschan­cen da­durch ein we­nig auf­but­tern – al­ler­dings um den Preis der Si­cher­heit des Son­nen­sys­tems.
    Ich selbst neig­te ganz ent­schie­den der letz­te­ren Mög­lich­keit zu und er­war­te­te von mei­nen Dis­kus­si­ons­part­nern er­heb­li­chen Wi­der­stand. Daß ich mich nicht ge­täuscht hat­te, be­wie­sen die fol­gen­den zwei Stun­den.
    »Das Son­nen­sys­tem muß ge­schützt wer­den!« for­der­te Sno­fer. »Ei­ner von Ih­nen bei­den, ent­we­der Sie, Sir, oder Ma­jor Utan muß hier auf dem Mars blei­ben. Wer sonst soll mit NEW­TON Kon­takt un­ter­hal­ten?«
    Das war ein schwer­wie­gen­des Ar­gu­ment. Han­ni­bal und ich wa­ren die ein­zi­gen Per­so­nen, die das Ro­bot­ge­hirn als di­rekt be­fehls­be­rech­tigt an­er­kann­te. Wenn wir bei­de an der Ex­pe­di­ti­on teil­nah­men, war nie­mand mehr da, von dem NEW­TON Be­feh­le ent­ge­gen­neh­men wür­de. Wie das Ro­bot­ge­hirn in ei­nem sol­chen Fall auf von uns ein­ge­setz­te und be­für­wor­te­te Be­fehls­ha­ber – bei­spiels­wei­se Pro­fes­sor Jo­sua Aich – rea­gie­ren wür­de, war nicht ab­zu­se­hen. Ich war mir dar­über im kla­ren ge­we­sen. Die­ses Ar­gu­ment muß­te als ers­tes ent­kräf­tigt wer­den. Wenn es nicht ad ac­ta ge­legt wer­den konn­te, wür­de ich die Ent­schei­dung kraft mei­ner Be­fehls­ge­walt tref­fen müs­sen, und das wi­der­streb­te mir an­ge­sichts der Ge­fähr­lich­keit un­se­res Un­ter­neh­mens.
    »Ge­hen wir von fol­gen­der Über­le­gung aus«, schlug ich vor. »Wenn es un­se­rem Un­ter­neh­men nicht ge­lingt, den Sen­de­trans­mit­ter ab­zu­schal­ten, ist die Er­de ver­lo­ren, nicht wahr?«
    »Nicht un­be­dingt!« ant­wor­te­te Sno­fer so­fort. »Wir könn­ten viel­leicht doch ver­su­chen, den Emp­fangstrans­mit­ter un­ter der Erd­ober­flä­che zu spren­gen.«
    »Das ist ei­ne Mög­lich­keit«, gab ich zu. »Wie hoch schät­zen Sie die Wahr­schein­lich­keit ei­nes Er­folgs? Da­bei möch­te ich Er­folg de­fi­niert wis­sen als: Zer­stö­rung des Emp­fangstrans­mit­ters, oh­ne daß da­durch die Er­de un­be­wohn­bar ge­macht wird.«
    Sno­fer wieg­te den Schä­del.
    »Schwer zu sa­gen«, brumm­te er. »Im Au­gen­blick je­den­falls auf we­ni­ger als drei­ßig Pro­zent.«
    »Se­hen Sie!« rief ich ihm zu. »Al­so gibt es nur ei­ne

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