Programmierung ausgeschlossen
beschäftigt warst, dich selbst zu bezichtigen und zu bemitleiden!«
Spott – gutmütigen oder beißenden – war das letzte, was ich in diesem Augenblick vertragen konnte. Ich brauste auf.
»Halt dich da ’raus! Die Sache ist meine Schuld, und ich übernehme die volle Verantwortung!«
»Kommen dir nicht schon die Tränen wegen deiner eigenen Standhaftigkeit?« höhnte Hannibal.
Ich wurde wütend.
»Sie unterbrechen sofort die telepathische Verbindung, Major Utan!« schrie ich. Ich schrie es wirklich, obwohl Hannibal nur den telepathischen Teil meiner Äußerung empfangen konnte.
»Das wird dir nichts nützen, Großer«, erhielt ich zur Antwort. »Dir nicht und uns auch nicht. Wir brauchen keinen Edelmenschen, der sich selbst kasteit, sondern einen Anführer. Die Vorwürfe, die du dir machst, sind übrigens unbegründet. Sie gehen von einer falschen Voraussetzung aus.«
Er wußte schon, wie man einen Mann von seinem Zorn ablenkt. Meine Neugierde war geweckt.
»Inwiefern?« fragte ich überrascht.
»Du hast den entscheidenden Begriff selbst gebraucht. Du hältst deine Entscheidung für eine vermeidbare Fehlentscheidung. Das Attribut ›vermeidbar‹ nehme ich dir nicht ab, und das Militärgericht wird es ebenfalls nicht tun. Die Entscheidung wäre nur dann vermeidbar gewesen, wenn dir mehr Information zur Verfügung gestanden hätte. Das war nicht der Fall. Du hattest Grund zu glauben, deine Entscheidung sei zum Besten der Besatzung. Wenn ein solcher Grund vorliegt, dann kann es sich bei deinem Entschluß nicht um eine vermeidbare Fehlentscheidung gehandelt haben.«
Vielleicht hatte ich die ganze Zeit über nur unbewußt darauf gewartet, daß jemand auftauchte und mir Mut zuredete. Ich wurde plötzlich ruhiger und begann sachlicher als bisher über die Vorgänge nachzudenken.
»Du hast dich womöglich gerade im entscheidenden Augenblick gemeldet, Kleiner«, sagte ich zu Hannibal. »Tut mir leid, wenn ich dich vorhin so angefahren …«
»Kein Wort mehr darüber!« unterbrach er mich. »Sieh zu, daß du dich zwei oder drei Stunden lang ausstreckst, dann sieht die Welt schon anders aus …!«
Aus der Ruhe wurde jedoch nichts. Der kleine Bildschirm über dem Fußende meines auch hier an Bord der BAPURA recht bombastisch ausgestatteten Lagers – letzten Endes war ich noch immer Tumadschin Khan, der Herrscher des Zweiten Reiches – leuchtete auf und zeigte das blasse Gesicht Philip Botchers. Die Bildübertragung hinaus aus meinem Quartier auf Botchers Bildschirm war abgeschaltet. Er konnte also nicht wissen, ob ich ihn sah.
»Sir?« fragte er zaghaft und leise. »Darf ich Sie stören?«
Die Bitterkeit war längst gewichen.
»Worum geht es, Botcher?« fragte ich zurück.
»Ich bitte um Verzeihung, daß ich Sie störe, Sir«, begann er mit der Einleitung, die er sich wohl sorgfältig zurechtgelegt hatte, »aber es ist in der Tat etwas eingetreten, was in die Kategorie jener Vorfälle eingereiht werden kann, bei denen ich Ihre Erlaubnis hatte …«
»Mein Gott, Botcher!« unterbrach ich ihn stöhnend. »Wenn es wirklich etwas Wichtiges ist, verschwatzen Sie zuviel Zeit.«
»Richtig, Sir«, gestand er verwirrt. »Aus dem Triebwerksraum und dem Kommandostand kommen Meldungen, wonach der Autopilot sich recht ungewöhnlich gebärdet.«
Die Formulierung entlockte mir ein Schmunzeln. In Botchers Beschreibung erschien der Autopilot fast wie ein ungezogener Junge.
»Was tut er?« wollte ich wissen.
»Er gibt alle Arten von Leuchtanzeigen aus, Sir. Sie werden von Sekunde zu Sekunde intensiver, das heißt dringlicher. Captain Snofer und Professor Scheuning sind der Überzeugung, daß die Maschine zum Weiterflug drängt.«
»Zum Weiterflug …?«
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