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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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An­lie­gen völ­lig ver­ges­sen. Ich ent­schul­dig­te mich bei Scheu­ning, und for­der­te ihn freund­lich auf, die Er­geb­nis­se sei­ner Un­ter­su­chung dar­zu­tun.
    »Wir sind in die­sem Au­gen­blick – das ha­ben Aich und ich auf­grund der Be­ob­ach­tung weit von der Er­de ent­fern­ter Kon­stel­la­tio­nen er­mit­telt – knapp vier­tau­send Licht­jah­re von un­se­rem Son­nen­sys­tem ent­fernt. Um ge­nau­er zu sein: zwi­schen drei­tau­sen­dacht­hun­dert und vier­tau­send Licht­jah­ren. Aber, Sir … was ha­ben Sie denn?«
    Mir wa­ren plötz­lich die Knie schwach ge­wor­den. Der Schreck muß­te sich in mei­nem Ge­sicht spie­geln, das ver­an­laß­te Scheu­ning zu sei­nem be­sorg­ten Aus­ruf. Ich Narr! Ich hat­te elf Leu­te in den Tod ge­schickt, weil ich fürch­te­te, die BA­PU­RA wer­de am Ziel vor­bei­schie­ßen und den Rück­weg nicht mehr fin­den. Da­bei hat­te sie erst den sechs­ten Teil der Ge­samt­di­stanz zu­rück­ge­legt, und der Au­to­pi­lot hat­te wahr­schein­lich wei­ter nichts im Sinn ge­habt, als das Fahr­zeug zu ei­ner kur­z­en Ver­schnauf­pau­se in den Nor­mal­raum zu­rück­keh­ren zu las­sen, be­vor er wie­der Fahrt auf­nahm und die BA­PU­RA von neu­em in der Re­so­nanz-Krüm­mungs­zo­ne ver­schwin­den ließ. Ich hat­te über­eilt ge­han­delt. In die­ser La­ge hät­te es uns nicht ge­scha­det, wenn ich Na­ru Ke­no­ne­we an­ge­hal­ten hät­te, mit der Be­tä­ti­gung des Leucht­schal­ters so lan­ge zu war­ten, bis die In­stand­set­zungs­ro­bo­ter den De­fekt ge­fun­den und be­sei­tigt hat­ten.
    Ich war der Schul­di­ge!
    Ich trug die Ver­ant­wor­tung da­für, daß elf Leu­te den Tod ge­fun­den hat­ten!
    Ich ge­hör­te vor ein Kriegs­ge­richt ge­stellt!
    Mit ton­lo­ser Stim­me hör­te ich mich zu Scheu­ning sa­gen:
    »Ich dan­ke für Ih­re Aus­kunft, Pro­fes­sor!«
     
     

9.
     
    Ich konn­te nicht an­ders – ich brauch­te Ein­sam­keit. Ich konn­te kei­ne Men­schen mehr um mich se­hen. Ich ver­zog mich in die Ab­ge­schlos­sen­heit mei­nes Quar­tiers und er­teil­te Phi­lip Bot­cher bar­scher, als ich je zu ihm ge­spro­chen hat­te, den Be­fehl, mich durch nie­mand stö­ren zu las­sen. Es gab nur ei­ne Aus­nah­me: wenn sich am Zu­stand der BA­PU­RA et­was Grund­le­gen­des än­der­te.
    Dann saß ich da und grü­bel­te – stun­den­lang, in das fei­er­li­che Ge­schäft der Selbst­be­zich­ti­gung ver­sun­ken. Ich mal­te mir aus, wie ich nach der Rück­kehr zur Er­de so­fort die Ein­be­ru­fung ei­nes Mi­li­tär­ge­richts ver­lan­gen wür­de. Ich stell­te mir vor, wen ich als Zeu­gen be­nen­nen wür­de, Zeu­gen für die An­kla­ge na­tür­lich, denn ob­wohl der Form we­gen die Rol­le des An­klä­gers na­tür­lich ei­nem un­be­tei­lig­ten Be­am­ten der GWA zu­fal­len wür­de, war ich selbst in Wirk­lich­keit An­klä­ger und An­ge­klag­ter zu glei­cher Zeit. Ei­ni­ge Zeu­gen wür­den sich wahr­schein­lich wei­gern, ih­re Pflicht zu tun – aus An­häng­lich­keit. Han­ni­bal, zum Bei­spiel, wür­de ich am bes­ten nicht be­nen­nen. Er wür­de sich wei­gern, ge­gen mich aus­zu­sa­gen, wie ich ihn kann­te.
    »Du kennst mich eben nicht rich­tig«, sag­te plötz­lich ei­ne ziem­lich er­bos­te Stim­me mit­ten in mei­nem Be­wußt­sein.
    Ich fuhr auf.
    »Wer …?« frag­te ich über­rascht.
    »Ich, Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan, Ma­jor der GWA, Ko­de­be­zeich­nung MA-drei­und­zwan­zig, der Mann, in dem du dich gründ­lich ge­täuscht hast.«
    »Du hast ge­horcht!« braus­te ich auf.
    »Ich war so frei«, ant­wor­te­te der Klei­ne un­ge­rührt.
    Jetzt erst kam mir zu Be­wußt­sein, was er über­haupt ge­sagt hat­te.
    »Du wür­dest dich al­so als Zeu­ge zur Ver­fü­gung stel­len?« frag te ich.
    »Als Zeu­ge wo­für?«
    »Als Zeu­ge da­für, daß durch ei­ne ver­meid­ba­re Fehl­ent­schei­dung mei­ner­seits elf Leu­te um­ge­kom­men sind?«
    »Nein, da­für nicht«, ant­wor­te­te Han­ni­bal scharf. »Aber mit aller­größ­ter Be­reit­wil­lig­keit wer­de ich be­zeu­gen, daß du zu ei­nem kri­ti­schen Zeit­punkt die­ses Un­ter­neh­mens plötz­lich als Kom­man­dant ver­sag­test, weil du zu sehr da­mit

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