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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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den Kon­so­len der drei Pi­lo­ten wie­der die grü­ne Leucht­plat­te auf, in de­ren un­mit­tel­ba­rer Nä­he sich der Schal­ter be­fand, der den Ein­tritt in die Re­so­nanz-Krüm­mungs­zo­ne ein­lei­te­te. Auf mei­nen Be­fehl wur­de der Schal­ter von Ste­pan Tronss­kij be­tä­tigt. Die BA­PU­RA ver­schwand aus dem vier­di­men­sio­na­len Kon­ti­nu­um. Die­sel­ben Ef­fek­te, die wir schon zu­vor be­ob­ach­tet hat­ten, tra­ten von neu­em auf. Auf den Bild­flä­chen der Op­tik- und Or­ter­schir­men er­schi­en wie­der je­nes kon­tur­lo­se, be­ängs­ti­gen­de Leuch­ten, an des­sen An­blick wir uns wohl ge­wöh­nen muß­ten, wenn wir ech­te Raum­fah­rer wer­den woll­ten.
    Ich woll­te wis­sen, wie es um die Mo­ral der Leu­te stand. Und ich woll­te es nicht auf mei­ne di­let­tan­ti­sche Art er­mit­teln, in­dem ich mei­nen Men­tal­block lüf­te­te und ei­ne Zeit­lang ih­ren Ge­dan­ken lausch­te. Ich brauch­te ver­läß­li­che In­for­ma­tio­nen. Nach kur­z­em Zö­gern rief ich An­ne Bur­ner in ih­rem La­bor an, ei­nem klei­nen Raum auf ei­nem der obe­ren Decks, den wir ihr so ein­ge­rich­tet hat­ten, daß sie dort ih­re psy­cho­lo­gi­schen Tests durch­füh­ren und da­mit, in über­tra­ge­nem Sin­ne, den Dau­men auf dem Puls der geis­ti­gen Ge­sund­heit der Mann­schaft hal­ten konn­te.
    Sie mel­de­te sich so­fort. Ein freund­li­ches Lä­cheln husch­te über ihr großes, mit schar­fen Zü­gen aus­ge­stat­te­tes Ge­sicht, als sie mich er­kann­te.
    »Sieh da, Sei­ne Ver­klärt­heit!« spot­te­te sie gut­mü­tig. »Was ver­schafft mir die Eh­re?«
    »Wie geht es der Mann­schaft, An­ne?« frag­te ich, oh­ne auf ih­ren Spott ein­zu­ge­hen.
    »Sie hat Angst«, lau­te­te die la­ko­ni­sche Ant­wort.
    »Gut! Die ha­be ich auch. Wie­viel Angst?«
    An­ne lä­chel­te von neu­em.
    »Er­staun­lich we­nig«, sag­te sie. »Es ist ei­ne merk­wür­di­ge Er­schei­nung. Ich ha­be mich – hier und an­ders­wo – mit ei­ner Rei­he von Leu­ten un­ter­hal­ten und glau­be einen re­prä­sen­ta­ti­ven Quer­schnitt ab­ge­ar­bei­tet zu ha­ben. Au­ßer­dem be­kom­me ich An­fra­gen und Bit­ten um Ratschlä­ge über den Da­ten-Ter­mi­nal. Ich weiß al­so ziem­lich gut Be­scheid. Die Angst der Leu­te be­zieht sich auf den Wie­der­austritt aus der Krüm­mungs­zo­ne. Die­se Angst hat ih­ren gu­ten Grund, fin­dest du nicht auch? Aber trotz die­ses gu­ten Grun­des ist sie, auf der Psi-Ska­la ge­rech­net, um et­wa zehn db ge­rin­ger als bei der ers­ten Pa­ra­bol­flug-Etap­pe.«
    Ich rech­ne­te. 10 db, das war ein Fak­tor drei. Die Leu­te hat­ten, nach An­nes Aus­sa­ge, jetzt, da sie ei­ne Ah­nung hat­ten, was sie un­ter Um­stän­den er­war­te­te, drei­mal we­ni­ger Angst als zu­vor, als sie völ­lig im un­kla­ren dar­über wa­ren, was auf sie zu­kam. Sprich ei­ner von der Rät­sel­haf­tig­keit der mensch­li­chen See­le!
    »Das gibt Hoff­nung, nicht wahr?« frag­te ich.
    »Und wie!« strahl­te sie.
    Ich sah sie an und frag­te mich, ob ich mich ei­nes Ta­ges nicht doch in sie ver­lie­ben wür­de – trotz ih­res Man­gels an Weib­lich­keit, trotz ih­res Pfer­de­ge­sichts. Ich wisch­te den Ge­dan­ken rasch aus mei­nem Be­wußt­sein. Jetzt war nicht die Zeit da­zu, sich über sol­che Din­ge den Kopf zu zer­bre­chen. Ir­gend­wann vor uns lag der nächs­te Aus­tritt aus der Re­so­nanz-Krüm­mungs­zo­ne. Wir wuß­ten nicht, wie er von­stat­ten ge­hen wür­de. Hat­ten die Ro­bo­ter wirk­lich den De­fekt ge­fun­den, der den ers­ten Aus­tritt um ein Haar zu ei­ner Ka­ta­stro­phe ge­macht hät­te? Wir konn­ten nur hof­fen.
    »Dan­ke, An­ne«, sag­te ich. »Bei Ge­le­gen­heit müs­sen wir wie­der ein­mal zu­sam­men Kaf­fee trin­ken.«
    Als ich ab­ge­schal­tet hat­te, schüt­tel­te ich den Kopf – über mei­ne ei­ge­ne Däm­lich­keit. Die­se lau­war­me, ab­ge­dro­sche­ne Be­mer­kung ge­gen­über ei­ner der fä­higs­ten Psy­cho­lo­gin der Er­de! Und al­les nur, weil ich et­was Net­tes zu ihr sa­gen woll­te. Sie wür­de mich so­fort durch­schau­en. Ich muß­te mich in acht neh­men. Wenn ich nicht auf­paß­te, ge­riet ich mit sol­chen dum­men Sprü­chen in Teu­fels

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