Programmierung ausgeschlossen
immer eine Begabung dafür gehabt, die Tricks und Geheimnisse der marsianischen Schalttechnik intuitiv zu durchschauen. Kaum fünf Sekunden waren vergangen, seitdem er das letzte Wort gesprochen hatte, da huschte es wie Wetterleuchten über den größten der Orterbildschirme, und im Handumdrehen entstand ein neues Bild. Es war das typische Orterbild: schimmernd weiße Signale auf einem irisierend-dunkelgrünen Hintergrund. Es zeigte in der Mitte der Bildfläche einen intensiv leuchtenden Fleck und rings darum verteilt insgesamt dreizehn Reflexe von unterschiedlicher Leuchtstärke. Wir wußten, daß das Planetensystem, das Tancanoc seine Heimat nannte, aus insgesamt dreizehn Satellitenwelten bestand. Wir hatten hier also einen weiteren Hinweis darauf, daß wir tatsächlich unmittelbar vor dem Ziel angekommen waren.
Aber das Bild zeigte mehr. Es zeigte den Kurs der BAPURA als einen dünnen, leuchtenden Strich, der sich von außen her dem fremden Sonnensystem näherte. Noch war nicht zu erkennen, auf welchen der vielen Planeten er zielte. Es gab in der allgemeinen Richtung des Kurspfeils wenigstens drei Welten, die als Ziel in Frage kamen. Ich war noch in den Anblick des merkwürdigen Bildes vertieft, da begann es plötzlich zu flackern. Als sei das Bildgerät defekt geworden, liefen wogende Farben über die Bildfläche und überdeckten die Anzeige fast völlig. Im selben Augenblick befiel mich ein merkwürdiges Gefühl. Es kam mir vor, als sträubten sich mir die Haare. Es knackte in den Ohren, und für den Bruchteil einer Sekunde legte sich mir ein dünner Schleier vor die Augen.
Benommen fuhr ich auf. Im Rund des Kommandostands tobte aufgeregtes Stimmengewirr. Die marsianischen Farbanzeigen überschlugen sich fast, so hastig liefen die flackernden Farbflecke über die Bildanzeigen. Ich sah auf. Der Orterschirm bot wieder einen normalen Anblick. Die große Sonne, die dreizehn Planeten, der leuchtende Strich, der den Kurs der BAPURA darstellte – alles war da. Das Bild sah so unschuldig aus, als hätte es den merkwürdigen Zwischenfall nie gegeben.
»Was war das?« fragte ich, noch immer halb benommen, im Selbstgespräch.
»Das müßten Sie sich eigentlich sagen können«, antwortete eine halb spöttische Stimme unmittelbar neben mir.
Ich fuhr herum. Scheuning stand da und grinste verhalten. Ich hatte ihn nicht kommen hören.
»Einen besseren Beweis dafür, daß wir unmittelbar vor dem Ziel stehen«, sagte er, »hätten Sie sich nicht wünschen können. Für mich gibt es keinen Zweifel, daß wir soeben eine Schockwel le des Versorgungstransmitters erlebt haben, eine Aufrißflut ungeheuren Ausmaßes.«
Ich begann zu verstehen. Scheuning hatte recht. Wir befanden uns in unmittelbarer Nähe des Mars-Versorgers Alpha-VI. Der Transmitter, dessen unaufhörliche Gütersendungen die Erdoberfläche zu begraben drohten, befand sich nur wenige Lichtminuten von uns entfernt. Aus dieser geringen Distanz war die Aufrißflut, die entstand, wenn der Transportfeldtunnel durch den Hyperraum entstand, sogar körperlich zu spüren gewesen, wie meine Erfahrung bewies. Kein Wunder, daß NEWTON befürchtete, die Schockwellen würden die Neugierde fremder Sternenvölker erregen. Deutlich genug waren sie auf jeden Fall!
Über Interkom gab ich der Mannschaft Scheunings Hypothese bekannt. Es war wichtig, den Leuten klarzumachen, daß solche Ereignisse sich in mehr oder weniger regelmäßiger Folge wiederholen würden und daß sie für uns keine unmittelbare Gefahr darstellten. Ich hatte meine Erklärung kaum zu Ende gesprochen, da durchfuhr plötzlich ein scharfer Ruck den Leib des
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