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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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du tun?«
    Sie kniet vor ihm nieder, greift seine Hände, drückt sie fest. »Ich gehe mit dir. Hinunter, in Hels dunkles Reich. Wir finden den Weg zu unserer Hjördis. Wenn alles so ist, wie du sagst, dann ist sie nicht tot, sie ist uns nur entzogen. Wir holen sie zurück, hierher, an Urds Brunnen und geben ihr den süßen Trank zu schmecken. Klares Wasser. Stilles Wasser. Wasser der Erinnerung.«
    Er starrt sie an. Sein Blick verschleiert sich. Er nickt, langsam, verstehend. »Du hast recht, meine Wala. Aber …« Er runzelt die Brauen. Schiebt seinen Finger unter die dunkle Binde, die sein Auge bedeckt, reibt sich die leere Höhle. »Es juckt und brennt«, murmelt er müde. »Juckt und brennt und schmerzt. Immerzu, immerzu.«
    »Aber?«, fragt sie sanft.
    »Du gehst niemals von hier fort. Ich erinnere mich nicht, dass du jemals den Fuß von diesem heiligen Boden genommen hättest, um – irgendwohin zu gehen.«
    Sie steht auf und schlingt das Schultertuch fester. Ihr Kinn ist starr, ihr Blick fern. »Ich bin die Wala. Ich sehe, was war und was sein wird. Ich sehe, dass ich nicht mehr hier bin, an meinem Herd, an Urds Quell.« Die Härte schwindet, sie lächelt. »Ich habe nun die Wahl: Zu gehen, wohin ich mich entscheide zu wandeln – oder im Zwange zu weichen. Du weißt, was ich wähle.«
    Er springt auf die Füße wie der junge Gott, der er einst war, um umfasst ihre Taille, hebt sie hoch, schwingt sie herum.
    Lässt sie achtsam wieder zum Boden zurück und tastet nach Halt, verzieht das Gesicht, lacht mit gelindem Ärger, spottet seiner Schwäche. »Dann lass uns gehen, mein Weib, meine Gefährtin, mein Lebenslicht.«
    »Ich bin bereit.« Sie beugt sich zum Herd, um sorgsam Scheite darauf zu schichten. »Yggdrasils Wurzeln sind getränkt, der Neiddrache schläft – und wenn er erwacht, wird Ratatöskr mich rufen. Also gehen wir, Odin, mein Mann, mein Gefährte.«
    Sie treten vor die Tür, schließen sie hinter sich. Blicken nicht zurück. Hinab, hinunter, ins dunkle Reich der ewigen Schatten.

8
    Wer mit dem Schwert getötet werden soll,
wird mit dem Schwert getötet.
    M acnamara hockte im Vorzimmer auf einem Stuhl und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift. Der junge Engel, der am Schreibtisch saß und in ein Notebook tippte, blickte auf, als Ash aus Dellingers Büro kam, und lächelte sie an. Ash nickte ihm zu, aber ihr war nicht danach, zurückzulächeln.
    »Habt ihr eine Kantine?«, fragte sie den Major.
    Mac ließ die Zeitung auf den Boden fallen und sah sie prüfend an. »Du brauchst was Stärkeres als Kaffee, hm?«
    Der Assistent murmelte in sein Headset. Er hob den Kopf und sagte: »Der Chef möchte noch kurz mit Ihnen sprechen, ehe Sie gehen, Major.«
    »Ich warte hier auf dich«, murmelte Ash und ließ sich auf den Stuhl fallen, den Macnamara gerade freigemacht hatte. Sie starrte auf ihre Hände und dachte über das Angebot nach, das Dellinger ihr gerade unterbreitet hatte. Es war schwer zu schlucken. Sehr schwer …
    »Du ziehst ein Gesicht, als hätte man dir den Urlaub gestrichen«, erklang Macnamaras Stimme. Ash schreckte hoch.
    »Kantine?«, fragte sie.
    »Cafeteria«, erwiderte der Major und nahm ihren Ellbogen. »Erzählst du dem Onkel Mac, was dir so die Laune verdorben hat? Dellinger sagte mir, du gehörst jetzt zum Team. Das ist doch ein Grund zum Feiern!«
    Ash schüttelte den Kopf. »Muss erst was trinken.« Sie schwieg eisern, bis ein Becher Tee vor ihr stand. Macnamara sah sich um, dann beugte er sich vor und schüttete ihr aus einer kleinen Taschenflasche eine großzügige Portion einer bräunlichen Flüssigkeit in den Tee. »Echter Überseerum«, flüsterte er. »Hab noch ein paar Verbindungen nach draußen.«
    Ash dankte ihm mit einem Nicken und trank. Das heiße, starke Gebräu vertrieb den Rest Übelkeit von der Passage und wärmte sie angenehm. Sie seufzte, legte die Arme auf den Tisch und beugte sich vor. »Hast du eine Aufnahmeprüfung machen müssen?«
    Mac sah sie reglos an. Dann zuckte er die Achseln. »In gewisser Weise ja. Warum?«
    Ash zog die Brauen zusammen. »Wie hat die ausgesehen?«
    Macnamara rieb sich verlegen über die Nase. »Ich bin da vielleicht nicht der Regelfall«, versuchte er abzuwiegeln.
    Ash fixierte ihn zornig. »Was hast du tun müssen?«
    Macnamara zögerte. Dann holte er die kleine Schraubflasche erneut aus der Tasche und goss den Rest daraus in seinen Tee. Er nahm den Becher zwischen die Handflächen und schnupperte daran. »Du stellst

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