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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Fragen«, beklagte er sich leise. »Was soll ich dir erzählen? Ich hab ein ziemlich aufregendes Leben hinter mir, Ash. War nicht immer einer von den Jungs mit den weißen Hüten, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ash wartete reglos, dass er fortfuhr. Macnamara trank seinen Tee, kratzte sich am Kopf und lehnte sich ebenfalls vor, dass sie beinahe Nase an Nase saßen. »Ich habe richtig Mist gebaut. Also, damals dachte ich nicht, dass es Mist sei. Ganz im Gegenteil.« Er schwieg und seine Miene verfinsterte sich. »Genau genommen denke ich das heute auch nicht. Aber ich habe halt zur Seite der Verlierer im Spiel gehört. Pech.« Er schwieg in Gedanken versunken, und diese Gedanken schienen nicht allzu angenehmer Natur zu sein. Ash betrachtete ihn und vergaß für einen Moment ihr eigenes Dilemma. Mac hatte seinen Hut in den Nacken geschoben und rieb mit dem Daumen über den Rand seines Bechers. Seine ein wenig schiefe Nase gab seinem Gesicht etwas Verwegenes, und wenn er so wie jetzt seine Lider niederschlug und die rötlichen Dämonenaugen verbarg, war der Major sogar ein ziemlich gut aussehender Bursche. Ash seufzte leise. »Mac«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Er blickte auf. »Dellinger ist in Ordnung«, sagte er. »Manchmal verlangt er Dinge von dir, die dir nicht auf den ersten Blick einleuchten. Seltsame Aufträge. Sachen, die – nun ja – ein bisschen krumm erscheinen.« Er schnitt eine Grimasse. »Ich habe mich anfangs auch schwer damit getan. Du weißt, dass ich nicht auf diese Engeltugenden stehe. Unbedingter Gehorsam. Blindes Vertrauen. All dieses Glaubenszeugs.« Er verzog den Mund zu einem humorlosen Grinsen. »Das war ja genau mein Problem, von Anfang an. Hab mich damit ordentlich in die Scheiße geritten. Dellinger war der Einzige, der mir noch einen Job geben wollte. Der mir was zugetraut hat. Vielleicht bin ich ihm dankbar dafür, ja und?«
    »Dankbarkeit ist nichts Schlechtes«, sagte Ash matt.
    »Nein«, erwiderte Macnamara genauso müde. »Nein, aber manchmal frage ich mich schon, wie sehr es meine Sicht des Ganzen färbt, dass ich Dellinger so viel verdanke.« Er senkte den Blick in seinen Becher. Beide saßen sich in finsterem Schweigen gegenüber.
    »Und?«, fragte Ash nach einer Weile. »Was hast du tun müssen?«
    Macnamara schüttelte den Kopf. »Es gab Probleme bei der Durchführung einer Mission«, flüsterte er. »Große Probleme, die Mission drohte zu scheitern. Ich habe den Leiter der Aktion sozusagen – ablösen müssen. Gegen seinen Willen.« Er zuckte mit einem schiefen Lächeln die Achseln.
    »Ablösen.« Ash nickte. »So was Ähnliches soll ich jetzt auch tun. Jemanden … ablösen.«
    Mac pfiff tonlos durch seine Zähne. »Als erster Auftrag einer Anwärterin? Das ist schon stark.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Aber wenn du das auch tun musstest …«
    »Bei mir ist das etwas anderes«, sagte er scharf. »Ich habe auch vor dem PLAN nicht gerade nur Blümchen gepflückt und Schäfchen geweidet, die Harfe geschlagen und fromme Lieder gesungen. Ich hatte einen verdammt verantwortungsvollen Job. Schwierige Entscheidungen waren für mich nichts Unbekanntes.« Er biss die Zähne aufeinander.
    Ash nickte. »Verstehe.« Tat sie das wirklich? Sie seufzte und trank den abkühlenden Tee. Das schwere Aroma des Rums lag wie ein öliger Schleier darüber und dämpfte ihre kreisenden Gedanken.
    Was muss ich tun?, hatte sie Dellinger gefragt. Und er hatte sich in seinen Sessel zurückgelehnt, das Glas in den gepflegten Fingern geschwenkt und lange auf das Panorama der nächtlichen Stadt geblickt.
    »Was wissen Sie vom PLAN?«, fragte er schließlich zurück.
    Ash begann zu rekapitulieren, was sie von Macnamara und Ravi über das große Gleichgewicht erfahren hatte. Dellinger lauschte und nickte gelegentlich.
    »Was denken Sie über dieses Konzept?«, fragte er weiter.
    »Es klingt vernünftig«, erwiderte Ash. »Wenn auch …«, sie unterbrach sich und trank von ihrem Met.
    »Wenn auch …?« Dellinger entließ sie nicht aus seinem intensiven, bohrenden Blick.
    Ash ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie wollte, dass er sie Macnamara zuteilte. Mac mochte sie. Sie würde alles, was sie wissen wollte, nach und nach aus ihm herausholen. Aber wenn sie Dellinger jetzt gegen sich aufbrachte, dann konnte das Folgen haben, die ihr das Leben … die Existenz schwerer machen würden. Ash erwiderte den starren Blick des Direktors. Dann zuckte sie fatalistisch die Schultern. »Wenn

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