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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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stand im Hauptraum des grünen Archivs zwischen hüfthoch gestapelten Kartons, die vor Papier überquollen, und kaute mit missmutiger Miene auf seinem Daumennagel herum. Sein Gesicht hellte sich auf, als er Ash hereinkommen sah. »Da bist du. Ich dachte schon, ich muss das Zeug ganz alleine sortieren.«
    Ash enttäuschte ihn nur ungern. »Ravi«, sagte sie entschuldigend, »ich bin nur auf der Durchreise. Hast du Mac irgendwo gesehen?«
    »Hinten.« Ravis Gesicht verfinsterte sich wieder. »Du hast es gut«, beschwerte er sich. »Das geht mir hier langsam alles auf die Nerven, kann ich dir sagen!«
    Ash legte ihm den Arm um die Schulter. »Das hat Methode«, flüsterte sie. »Ich bin auch erst vor Kurzem dahintergekommen. Wartezimmer, Ravi. Wir sitzen alle immer noch in diesem verfluchten Wartezimmer und hoffen, dass unsere Nummer aufgerufen wird. Aber das wird sie nicht. Nie.«
    Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Mach keine Witze. Ich gehöre zum PLAN. Du auch. Für uns gilt das nicht. Wir tun etwas Sinnvolles.«
    Ash sah ihn nur an, schüttelte langsam den Kopf, klopfte wortlos auf seine Schulter.
    »Scheiße«, sagte er. Und begann zu lachen. »Okay, du hast recht. Wann hauen wir ab?«
    »So langsam beginne ich zu verstehen, wie ich den Nullraum falten muss, damit wir nach Hause kommen«, erwiderte sie leise. »Ich werde ein paar Probeläufe machen, bevor wir es versuchen. Aber vorher muss ich noch etwas anderes erledigen.« Sie sah sich um. »Hinten ist er, hast du gesagt?«
    Macnamara beugte sich über ein uraltes Microfiche-Lesegerät und fluchte leise und monoton vor sich hin. Das Licht in dem Gerät flackerte übelkeiterregend und es stank nach verschmorendem Plastik.
    »Vorsintflutlich«, sagte er, als er Ash erblickte. »Murgatroyd nennt mich vorsintflutlich. Sieh dir das Ding hier an, das hat Noah auf seiner Arche gerettet. Der Idiot.«
    Ash grinste und hockte sich auf eine Kiste. Mac hörte auf, gegen das Gehäuse zu treten und zog den Stecker. »Ehe es zu brennen anfängt«, murmelte er. »Ich frage mich manchmal, wofür ich mit diesem Auftrag hier bestraft werde. Kaugummi?«
    Ash lehnte ab und zog die Münze und den Annullator aus der Tasche. »Ich bitte um Einweisung, Major.«
    Macnamara schob den Hut in den Nacken und seufzte leise. Er nahm den Annullator und drehte ihn in den Fingern. Seine Miene war konzentriert und angewidert zugleich. »Das ist der Auslöser«, sagte er und deutete auf den Knopf, den Ash bereits entdeckt hatte. »Die Einstellung … warte.« Er hob die kleine Waffe ans Gesicht, als wollte er daran riechen oder hineinbeißen. »Hm«, machte er. »Ja. Es ist voreingestellt. Aber wieso …« Er vollendete den Satz nicht, starrte den Annullator finster an und gab ihn Ash zurück. »Er ist eingestellt. Du kannst ihn auch nicht aus Versehen verstellen, dazu brauchst du einen Kalibrierer. Keine Sorge, er ist gesichert. Wenn du auf die falsche Person zielen solltest, geht er nicht los.«
    »Was macht dich dann so wütend?«, fragte Ash.
    Macnamara blickte noch einen Deut düsterer drein. »Ich mag diese Art von Aufträgen nicht«, sagte er. »Das ist kein Job für eine Anwärterin. Ich verstehe den Chef wirklich nicht.«
    Ash spitzte erstaunt die Lippen. Das war harte Kritik aus Macs Mund. Aber er schien einfach übler Laune zu sein. Sie zuckte die Achseln und legte die Münze in seine Handfläche.
    »Ortungsgerät«, sagte er knapp. »Du weißt, wo du deine Zielperson zu suchen hast?«
    Ash schüttelte den Kopf. Macnamaras Augen glühten in einem beinahe violetten Rot. »Nein?« Er sah Hilfe suchend zur Decke. »Was denkt er sich dabei?«, fragte er. »Na gut. Er ist der Boss.«
    Ash wartete geduldig. So schlecht gelaunt hatte sie den Major noch nie erlebt, anscheinend war ihm eine fette Laus über die Leber gelaufen. Der sanfte, schimmernde Engel der Nacht war nur noch eine Erinnerung, der sie zu misstrauen begann, je länger sie diesem Dämon im Trenchcoat zuhörte.
    »Siehst du diese Markierungen?« Mac deutete auf die roten Erhebungen und die dunkelblauen Einkerbungen am Rand der Scheibe. »Du musst das Gerät mit dem Annullator verbinden.« Auf seine ungeduldige Handbewegung hin gab sie ihm die Waffe. Er drehte sie in den Fingern und drückte den Griff gegen die flache Seite der Scheibe. Es klickte leise. Die blauen Einkerbungen erstrahlten in einem unangenehm kalten Licht. Die roten Erhebungen flackerten schwach und erloschen dann wieder. »Die Zielperson hält sich

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