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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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recht hat – was ist dann das hier?«
    Ravi begann zu blättern. Trug ein paar Ordnerschichten ab, blätterte weiter. »Irre«, sagte er. »Da hat jemand ein verdammt langes, spannendes Leben geführt.« Er sah sich ein Deckblatt genauer an. »Hjördis. So heißt du doch auch, oder?«
    Ash seufzte. »Ich wüsste nicht, dass ich so heiße.«
    »Aber das stand auf deiner Akte.«
    Und so hatte der Dunkle Engel, Luzifer, sie genannt. Ash schlug wütend auf den Aktenberg. Es staubte. »Ein langes, spannendes Leben«, wiederholte sie. »Verdammt, ja. Aber es ist definitiv nicht mein Leben, Ravi. Brynhildardottir. Einen Haufen Kinder hat sie, soweit ich das gesehen habe. Alles Mädchen. Und sie ist mehrmals Großmutter und Urgroßmutter geworden. Sehe ich so aus?«
    Ravi musterte sie ernst und nachdenklich. Er schüttelte langsam den Kopf. »Nun ja«, sagte er zweifelnd. »Natürlich nicht. Aber diese Frau hier – wenn es denn wirklich eine einzelne Frau ist und keine Aktenverschmelzung – hat nicht nur ein Leben geführt, sondern Dutzende. Hunderte?« Er nahm eine der aufgeschlagenen Akten und las vor: »Vom Blitz erschlagen, als sie versuchte, Kühe von der Bergweide ins Tal zu treiben.« Er sah auf. »Da war sie fünfzehn.« Er legte die Akte weg, nahm eine zweite. »Ertrunken. Sie war mit einem Auswandererschiff nach Amerika unterwegs, das in einen Sturm geriet und gesunken ist. Immerhin war sie da schon 38 und hatte drei ihrer Kinder bei sich.« Er zuckte die Achseln. »Das muss eine Aktenverschmelzung sein, Ash.«
    Ash hatte auch zu blättern begonnen. »Hier ist sie uralt geworden und …« Sie blätterte und runzelte die Stirn, »verschwunden?«
    Ravi lachte. »Das kann ja nicht sein. Die Akten verzeichnen alle Todesfälle. Müssen sie ja, die Leute landen schließlich hier.«
    Ash hörte ihm nicht zu. »Leibwächterin für eine spinnerte Gräfin«, sagte sie. Blätterte. »Im Dienst gefallen.« Nächste Akte. »Das ist eine von den alten. Da war sie Skaldin, rund um das Jahr 1000. Was immer das … ach, ich erinnere mich. So eine Art Dichterin. Und die ist im gesegneten Alter von 64 ebenfalls ins Nirwana gegangen. Oder was auch immer.« Sie hielt Ravi die Akte unter die Nase und er las: »Weiterer Aufenthaltsort unbekannt. Existenz wahrscheinlich außerhalb des Einzugsgebietes.«
    Er blickte auf. »Das ist wirklich seltsam, Ash.«
    Sie nickte. »Und deshalb habe ich mich jetzt entschieden, nicht auf Eldur zu warten und diese verdammte Tablette zu nehmen.« Sie achtete nicht auf Ravis verständnislosen Blick, sondern fischte die Tablette aus der Tasche. Sie hatte inzwischen einen schmutzig grauen Farbton angenommen, war aber unversehrt. »Hast du ein Messer?«, fragte Ash.
    Ravi griff wortlos in seine Hosentasche und legte ein schmales Taschenmesser auf die Akten.
    »Niedlich«, murmelte Ash. Sie klappte es auf, brach dabei fast ihren Fingernagel ab, fluchte und teilte die Tablette sorgfältig in zwei gleichgroße Teile. Einen davon schob sie Ravi hin, den anderen nahm sie selbst zwischen die Finger. Sie erklärte ihm, was es damit auf sich hatte. »Nehmen wir sie gleichzeitig?«, fragte sie dann. »Oder passen wir aufeinander auf?«
    Ravi betrachtete die halbierte Tablette misstrauisch. »Wir wissen nicht, ob eine Hälfte wirkt«, gab er zu bedenken. »Wenn wir sie gleichzeitig nehmen und nichts passiert, haben wir nichts davon. Besser, du probierst es zuerst mit deiner Hälfte aus – und erst, wenn das klappt, nehme ich meine.«
    Das hatte Hand und Fuß. Ash deutete auf den Eingang zu Lokis Refugium.
    »Was ist das denn hier?«, fragte Ravi erstaunt und musterte das Zimmer.
    Ash hockte sich vor den Ofen und feuerte ihn an. »Eldurs Allerheiligstes«, sagte sie. »Mach es dir bequem. Er ist nicht da.«
    Ravi setzte sich in den zerschlissenen Sessel und sah sich um. »Wieso benutzt du sein Zimmer?«
    Ash antwortete nicht. Sie schloss die Ofenklappe und zog ihre Jacke aus. Sie warf Ravi einen warnenden Blick zu.
    Der junge Engel schluckte und begann zu grinsen. »Der Hausmeister? Das ist nicht dein Ernst«, sagte er. »Du willst mich auf den Arm nehmen. Ash!«
    »Ravi!«, sagte sie. »Lass es. Ich rate dir, wechsele lieber das Thema.«
    Er gluckste. »Ich fasse es nicht. Ash, ich bitte dich! Und mich schubst du von der Bettkante, weil ich nicht dein Typ bin? Du hast wirklich einen exotischen Männergeschmack, das muss ich dir lassen.«
    »Ravi!«
    Ihr wütender Blick ließ ihn verstummen. Er kicherte

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