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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ansprechbar waren. Sie warten auf meinen Befehl.«
    »Sehr gut«, erwiderte Dellinger und notierte etwas auf einem Notizblock aus dickem, elfenbeinfarbenem Papier. »Dann können wir endlich den nächsten Schritt angehen. Nun setz dich schon hin, Loki. Du machst mich nervös, wenn du so vor mir aufragst.«
    Der Riese – inzwischen nur noch ein Hüne von Mann – sah unglücklich an sich herab. »Ich vermisse meine Kleider«, sagte er. »Du hast nicht zufällig etwas Passendes hier – ich schrumpfe allerdings noch.«
    Dellinger lachte und rief nach seinem Sekretär.
    Sie sprachen nicht mehr miteinander, bis Dinesh einen Armvoll Kleidungsstücke gebracht und dafür gesorgt hatte, dass eine behelfsmäßige Tür das klaffende Loch in der Mauer schloss. Der ehemalige Riese, jetzt nur noch ein uralter, magerer Mann, umklammerte mit beiden Händen eine Tasse, aus der Dampfwolken aufstiegen, und badete sein Gesicht in der Wärme. »Ich hatte vergessen, wie kalt es dort ist«, sagte er.
    Dellinger drehte die Kappe seines Füllfederhalters auf und zu, auf und zu. »Was sollte dieser Auftritt bezwecken?«
    Loki warf ihm einen finsteren Blick zu. »Du hast Ash rekrutiert«, sagte er. »Und jetzt ist sie verschwunden. Was hast du mit ihr gemacht?«
    Dellinger legte den Stift aus der Hand. »Ich habe nichts mit ihr ›gemacht‹«, gab er scharf zurück. »Sie ist in meinem Auftrag unterwegs, ja. Es ist eine komplizierte Mission, aber sie wird damit fertig. Warum misstraust du mir?«
    Loki starrte ihn an. »Du misstraust mir, ich misstraue dir. Das war immer so und es wird so bleiben. Aber wenn ich nicht trotzdem glauben würde, dass du dich an unsere Abmachung hältst, wäre ich nicht mehr dabei. Du hast mir versprochen, dass Odin nichts geschehen wird.«
    Dellinger wich seinem Blick aus. »Ich habe dir zugesagt, Odin zu ignorieren, solange er sich mir nicht in den Weg stellt.« Seine Stimme klang kalt. »Dein Bruder ist ein sturer alter Wolf. Er scheint fest entschlossen zu sein, ständig meinen Weg zu kreuzen. Aber ich halte mich trotzdem an unsere Abmachung, Loki. Immer noch.«
    Loki schloss die Augen und ließ den Kopf gegen die Lehne des Sessels sinken. Er sah grau und todmüde aus. »Das hat meine letzten Kräfte gekostet«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich die nächste Etappe noch schaffe. Sie ist nicht da. Ich hatte gehofft …« Er vollendete den Satz nicht.
    Dellinger schnaufte amüsiert. »So was wie dich nennt man Vampir, mein Guter. Ist das ehrlich der jungen Dame gegenüber?«
    »Sie weiß es.« Lokis Augen blieben geschlossen. »Und ausgerechnet dir muss ich weder Rechenschaft ablegen noch muss ich dir erklären, dass Ash keine junge Dame ist. Sie ist nichts weniger als das.«
    Dellinger lachte. »Der Punkt geht an dich. Also gut, ich denke, ich habe hier etwas, das dir auf die Beine hilft.«
    Er stand auf und ging zu einem eingelassenen Tresor an der Wand neben seinem Schreibtisch. Er gab eine Kombination ein, die Tür öffnete sich und er nahm einen schlichten Plastikbehälter heraus, in dem man Essensreste aufbewahrte.
    Loki öffnete die Augen, als Dellinger den Deckel von dem Behälter zog. Sein Blick flackerte, und er leckte sich fahrig über die Lippen.
    Der Direktor hielt ihm den Behälter hin. »Bedien dich«, sagte er jovial. »Es ist noch genug davon da.« Er sah das Zittern, das Lokis Leib schüttelte, die bebenden Hände, die Gier in seinem Blick und wandte das Gesicht ab. Aber die Befriedigung in Dellingers Augen war Loki nicht entgangen. Er klammerte die Finger ineinander, um ihr Zittern zu dämpfen, und schüttelte den Kopf. »Ich komme zurecht. Ich vertraue darauf, dass du mich nicht um meinen Lohn betrügen wirst – und bis dahin kann ich warten.«
    »Das kannst du ganz offensichtlich nicht«, fuhr Dellinger ihn an. »Nun sei kein Idiot. Nimm dir eine gute Portion, das hilft dir für die nächste Etappe wieder auf die Beine. Ich habe genug davon hier, also zier dich nicht, Partner!«
    Die Dose mit den feucht glänzenden, gelblichen Würfeln schob sich wieder in Lokis Blickfeld. Er konnte nicht verhindern, dass ein Stöhnen aus seinem Mund drang und begann unkontrolliert zu zittern.
    Dellinger schaute zum Fenster hinaus, während Loki eine kleine Handvoll der saftigen Würfel in seinen Mund schaufelte und sie zerkaute. Der Saft lief an seinen Mundwinkeln herunter, und er hatte die Augen krampfhaft geschlossen, während er schluckte. Dann saß er still da, die Hände um die Armlehnen

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