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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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recht.« Er grinste verlegen. »Du weißt ja, wer mein Vater ist. War.« Sein Blick flackerte. »Er ist noch. Ich war.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Rücken und schob. »Dann gehen wir mal hinein.«
    Er leitete sie zu einer Seitentür, die nicht verschlossen war. Ash wunderte sich darüber, aber Ravi erklärte: »Wer bis hier gekommen ist, gehört zum Personal oder ist für den Zutritt autorisiert. Hier sind überall Kameras.«
    Ash sah sich unbehaglich um. Sie hegte zwar die nicht ganz unbegründete Hoffnung, dass sie für Kameras ebenso unsichtbar waren wie für menschliche Augen, aber sicher sein konnte sie sich nicht.
    Ravi führte sie durch eine verwirrende Anzahl von Fluren und Korridoren. Nach den schlichten Gängen, die augenscheinlich das Terrain des Personals und der Wachleute waren, gelangten sie in einen Teil des Hauses, der eindeutig repräsentative Zwecke erfüllte. Ash musterte all den Marmor und polierten Granit, das kostspielige Interieur, die Bodenvasen, Büsten, Bilder, Draperien, Kronleuchter und Stilmöbel und fragte sich, wie man in so einer Umgebung einigermaßen normal bleiben konnte.
    Endlich erreichten sie den Bereich des Hauses, der nicht mehr öffentlicher Natur zu sein schien. Auch hier beherrschten teure Teppiche und altes Parkett, kostspieliges Mobiliar, dezent gemusterte Tapeten, Bilder, Vasen, Büsten, Kronleuchter und bestickte Stoffe das Bild, aber die Pracht war weniger kalt, schien etwas mehr für menschliche Bewohner gemacht zu sein.
    »Wie hast du es hier nur ausgehalten?«, fragte Ash.
    Ravi, der mit glänzenden Augen durch die hohen, weitläufigen Räume ging, sah sie verständnislos an. »Was meinst du? Gefällt es dir nicht?«
    Ash zuckte müde die Schultern. Eine ihrer Erinnerungen führte sie an den Hof Süleymans des Prächtigen zurück, der seinen Reichtum auch nicht vor der neidischen Welt versteckt hatte. Dieses Haus glich dem Sultanspalast ganz erstaunlich.
    Schritte hallten durch den breiten Korridor, in dem sie standen. Ash drückte sich unwillkürlich an die Wand, aber die schwarz gekleidete Frau, die ihnen mit einem Stapel Wäsche in den Händen entgegenkam, sah ihr gerade ins Gesicht, ohne zu erkennen zu geben, dass sie die Anwesenheit der Fremden hier im privaten Trakt erstaunte.
    »Mathilde«, sagte Ravi laut. »Mathilde, ich bin es.«
    Die Frau ging mit schnellem Schritt und ohne ein Zögern an ihnen vorbei.
    »Ver…«, sagte Ravi. »Hosianna und zugenäht.« Leiser Donner grollte in der Ferne.
    »So viel dazu«, murmelte Ash. »Also, ab in dein Zimmer.« Sie sah Ravis schnelles Blinzeln und hob die Brauen. »In deine Gemächer? Mein Prinz?«
    Er zuckte die Achseln und deutete den Gang hinunter.
    Sie gelangten in eine Halle, von der zwei breite, parallel laufende Treppen hinauf ins erste Geschoss führten. Gegenüber ging ein breiter Flur ab, dessen Boden mit einem dicken, dunklen Teppich ausgelegt war. »Dort drüben sind die Arbeitszimmer meines Vaters«, erklärte Ravi. Er holte tief Luft und setzte traurig hinzu: »Mit meinem Tod habe ich ihn wohl das letzte Mal enttäuscht. Er hat nicht viel Freude an mir gehabt, fürchte ich.«
    Ash wollte etwas darauf erwidern, als dort hinten eine Tür aufsprang und einen breiten Streifen Licht in den Gang schickte. Der Teppich erglühte in einem satten Burgunderrot. Der Mann, der in den Gang trat, war hochgewachsen und in einen teuren, seidig schimmernden Anzug gekleidet. Ash reagierte, noch ehe sie ihn bewusst erkannt hatte. Sie packte Ravi und schob ihn in eine Nische, die von einer üppigen Drapierung halb verdeckt wurde. »Rühr dich nicht«, zischte sie. »Er kann uns sehen.« Sie trat mit ein paar schnellen Schritten ins Licht und sagte: »Direktor Dellinger. Ich habe Sie gesucht.«
    Der Mann verharrte, drehte sich zu ihr um. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von einem Anflug von Zorn zu belustigter Überraschung. »Anwärterin Fraxinus. Mac sagte mir, Sie seien abgängig, möglicherweise desertiert.«
    »Sie hatten mir einen Auftrag erteilt«, erwiderte Ash. »Seine Erledigung gestaltete sich etwas komplizierter als ich dachte.« Sie hob die Hand, ließ Gungnir aus dem Nullraum erscheinen und hielt ihn stumm empor. Das bläuliche Licht seiner Spitze flackerte grell wie ein Warnsignal.
    Für einen winzigen Moment verlor Dellinger die Beherrschung. Seine Miene zeigte unverhohlene Überraschung und Freude. Dann glättete sich sein Gesicht wieder zu professioneller Neutralität. »Ich bin beeindruckt. Loki

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