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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ein immer höher werdendes Dröhnen von sich. Das Dröhnen wurde zu einem Surren, das Surren zu einem schrillen Pfeifen, dann verschwand der Ton in Höhen, wo er nicht mehr zu hören, sondern nur noch zu fühlen war. Ashs Zähne vibrierten im Mund. Sie hielt den String fest, bis der Fokus sich stabilisierte, dann ließ sie los.
    Ein peitschender Knall, das Gefühl, zu fallen.
    Nässe. Es regnete in Strömen. Ash stand in einer Pfütze, hob den Kopf und ließ den Regen über ihr Gesicht strömen. Es fühlte sich großartig an.
    Neben ihr hockte Ravi und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Sie ließ ihn in Ruhe und sah sich um. Eine nachtstille Straße, baumbestanden. Hohe Mauern, geschlossene Toreinfahrten. Die wenigen Autos, die vorüberfuhren, trugen die richtigen Kennzeichen.
    Schritte hallten durch die Stille. Durch den Lichtkegel einer Straßenlaterne eilte ein später Passant, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Er kam so dicht an ihnen vorbei, dass er Ash beinahe streifte, aber er schenkte ihr keinen Blick und ließ kein Anzeichen erkennen, dass er ihre Gegenwart bemerkte.
    Ash pfiff tonlos durch die Zähne. Das hatte sie nicht bedacht. Wie dumm von ihr.
    Ravi kam auf die Füße, wischte sich den Mund ab. »Sorry«, sagte er beschämt.
    »Nicht schlimm.« Sie hatte andere Sorgen. »Komm, Schatz, sieh dich mal um. Erkennst du irgendwas?«
    Sein trüber Blick belebte sich. »Ja«, sagte er lebhaft, »ja! Hosianna, Ash, du hast es wirklich geschafft!« Er knuffte sie in die Seite, packte ihren Ellbogen und zog sie mit sich. Sie liefen an einer ellenlangen Mauer entlang, hinter der ein Park oder etwas ähnliches zu liegen schien. Ash sah alte, hohe Bäume in den Nachthimmel ragen.
    Ravi führte sie zu einem schmiedeeisernen Tor. Dort blieb er stehen und sah sie an. Sein Blick glich dem eines verwirrten jungen Hundes. »Ich habe keine Identicard mehr.« Er deutete auf das Schloss, das sich nur mit einer solchen Karte öffnen ließ.
    Ash seufzte. Er musste es ohnehin erfahren. »Wir fliegen über die Mauer«, sagte sie.
    »Was?«
    Ash ließ ihre Flügel materialisieren und schwang sich auf die Mauerkrone. »Komm, Ravi. Das war der schwache Punkt in meinem Plan. Aber dafür finde ich auch noch eine Lösung.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und schrie seine Enttäuschung in die Nacht. Hinter ihm nahte eine Limousine, verlangsamte ihre Fahrt und kurvte auf die Einfahrt zu. Das Gitter glitt lautlos auf. Ravi stand wie angewurzelt da, als die Scheinwerfer der Limousine ihn erfassten. Das Auto wurde nicht langsamer, es beschleunigte und passierte das Tor.
    Ravi drehte sich langsam um und sah dem Wagen hinterher, der gerade durch ihn hindurchgefahren war. »Halleluja, Ash«, sagte er aus tiefstem Herzen. »Wir sind immer noch tot.«
    Sie hockte auf der Mauerkrone und lachte. »An dem Tag, an dem ich dich richtig fluchen höre, weiß ich, dass du wieder lebst. Hör auf zu jammern, Ravi. Gehen wir hinein.«
    Das Tor hatte sich hinter der Limousine wieder geschlossen. Ravi biss die Zähne zusammen, ging auf das Gitter zu und wandelte hindurch wie durch Nebel. »Das ist nicht lustig«, sagte er.
    Ash landete neben ihm. »Du bist in der nächsten Zeit besser hier untergebracht als in der Zentrale. Hör zu, ich gebe dir einen Rat – befolge ihn oder lass es.« Sie zwang ihn, sie anzusehen. »Bleib ein paar Tage hier. Es wird demnächst im Limbus ziemlich turbulent zugehen, und ich will nicht, dass dir was passiert. Wenn alles vorbei ist, komme ich und hole dich ab. Und dann bringe ich dich an einen Ort, wo du entweder bleiben kannst – oder ich habe einen Weg gefunden, dich als lebendigen Menschen wieder in dein altes Leben zurückzuschicken. Okay?«
    Er seufzte. Nickte dann resigniert. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie mitfühlend. »Ich finde einen Weg«, sagte sie mit mehr Zuversicht als sie wirklich empfand. »Aber jetzt …«, ihr Blick wanderte an der Fassade des Hauses empor und zur Seite. »Meine Güte. Hier hast du gelebt? Dafür braucht man ja einen eigenen Stadtplan!«
    Er räusperte sich. »Das ist nicht nur ein Wohnhaus«, verteidigte er sich gegen den unausgesprochenen Vorwurf. »Dort im Westflügel sind Verwaltungsräume, Büros und so weiter. Im zweiten Stock befinden sich Gästeappartements und unter dem Dach wohnt das Personal. Im Trakt dort hinten sitzt die Technik, der Hausmeister, die Garagen, Lagerräume …« Er verstummte unter Ashs spöttischem Blick und wurde rot. »Ja, du hast ja

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