Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
hat Sie mir also nicht umsonst in den höchsten Tönen empfohlen.« Er kam näher, streckte die Hand aus, zögerte. Sein Blick suchte ihre Augen. »Der … Vorbesitzer? Ihre Zielperson? Ist es Ihnen wirklich gelungen, ihn zu annullieren?«
    Ash antwortete nicht, erwiderte nur stoisch seinen Blick. Er begann zu lächeln. »Das war eine dumme Frage, vergeben Sie mir. Er hätte den Speer kaum freiwillig aus der Hand gegeben. Ash, auf jemanden mit Ihren Fähigkeiten warten künftig interessante Aufgaben in meinem Stab.«
    Sie wollte ihn fragen, wie er das meinte, als sie bemerkte, dass seine Aufmerksamkeit von etwas hinter ihrem Rücken beansprucht wurde. Er zog die Brauen zusammen. »Wer ist da?«, fragte er.
    Ash biss sich auf die Lippe. Dieser Idiot von Ravi, er war aus der Deckung gekrochen. »Nur ein junger Anwärter, der mich begleitet hat«, sagte sie schnell, aber Dellinger hörte ihr ganz offensichtlich nicht zu. Er schob sie beiseite, ging auf den jungen Engel zu, der mitten im Gang stand und ihn anstarrte.
    »Was treibst du hier?«, bellte Dellinger. »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Warum bleibst du nicht auf deinem Posten, wo du hingehörst?«
    Ravi wich keinen Schritt zurück, obwohl der mächtige Direktor des PLANs, sein oberster Dienstherr, ihn anbrüllte. Er stand da, ballte die Hände und war kreidebleich, aber er wankte nicht. »Du?«, sagte er nur. »Du bist Direktor Dellinger?«
    »Ich habe ihn gebeten, mich zu begleiten. Er ist nicht schuld …« Ash verstummte. Keiner der beiden hörte ihr zu. Die beiden Männer, der ältere und der junge, standen sich gegenüber und starrten sich an. Und Ash sah, wie ähnlich sich die beiden waren. Und sie begriff, dass sie gar nichts begriff.
    »Ich wünsche, dass du unverzüglich in die Zentrale zurückkehrst«, sagte Dellinger sehr leise. »Tu doch wenigstens ein einziges Mal in deinem Leben – in deiner Existenz – das, was ich von dir erwarte!«
    »Vater«, sagte Ravi, »Vater, was geht hier vor?«
    Ash stieß den Atem aus. Das erklärte vieles. Nein. Das machte alles noch viel komplizierter, als es ohnehin schon war.
    Sie fing Dellingers Blick auf. Das Misstrauen darin war bei aller Beherrschung, die er aufwandte, deutlich zu erkennen. »Wie haben Sie mich hier überhaupt gefunden, Anwärterin Fraxinus?«
    Ash gab sich ungerührt, obwohl ihre Nerven vibrierten. »Das Ortungsgerät, Direktor. Es hat mich geradewegs hierher geführt.«
    »Das ist eigentlich unmöglich. Der autorisierte Zugang ist zusätzlich alarmgesichert.«
    Sie wusste, dass er damit nicht die Haustür meinte. »Dazu kann ich nichts sagen«, erwiderte sie. »Ich bin heilfroh, dass ich mit dem Ding überhaupt zurechtgekommen bin.«
    Dellinger nickte, wenn auch skeptisch. »Also, jetzt seid ihr hier. Folgt mir bitte. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen.«

4
    Ich will Walvaters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne,
Riesen acht ich die Urgebornen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
    » S ie ist dir also auch begegnet.« Seine Stimme ist ruhig. Er hat Gungnir quer über seine Knie gelegt und die Hände fest um seinen Schaft geschlossen. So hat sie ihn sitzen sehen, bevor er in die Schlacht zog, inmitten seiner wilden Töchter, der Walküren.
    Sie nickt, aber der Zweifel hat sie nicht verlassen. »Ich habe eine junge Frau gesehen, die unserer Tochter glich bis aufs Haar. Sie hat mich angesprochen, hat mich ›Amma‹ genannt, Großmutter.« Die Wala stützt den Kopf in die Hand, der ihr auf einmal schwer wird, als laste eine Welt darauf.
    Odins Blick ist auf sie gerichtet. »Jörd«, sagt er, und seine tiefe Stimme ist sanft, »du sorgst dich um mich, das kann ich sehen. Warum jetzt? Warum heute?«
    Sie verbirgt ihren Mund mit den Fingern, aber ihre Augen verraten sie. Er beugt sich vor und greift ihre Hand, berührt ihre Wange. »Wenn der Weltenbrand wirklich unser Schicksal sein soll, dann bin ich froh, ihn an deiner Seite zu erdulden«, flüstert er rau.
    Sie schluckt die Tränen hinunter und nickt. »Du hast ihr Gungnir gegeben«, sagt sie. Vorwurfsvoll oder fragend? Zweifelnd? Sie weiß es selbst nicht.
    Er schließt seine Hände wieder um des Speeres Schaft. »Sie ist meine Erbin«, erwidert er. »Ihre Arme können die Last tragen. Ich hätte ihr verweigern können, worum sie bat – aber um welchen Preis?«
    Die Augen der Wala weiten sich. »Du glaubst, sie hätte die blutige Tat vollbracht, dich zu töten, nur um Gungnir mit Gewalt aus deinen toten

Weitere Kostenlose Bücher