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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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einfach, Dellinger hatte recht. »So, jetzt bist du wieder ganz hier«, sagte sie.
    Der junge Mann ging zu einem in die Wand eingelassenen Terminal.
    »Ash«, murmelte Loki. »Hast du das Zeug mitgenommen?«
    Sie stellte den Behälter neben ihn auf das Bett. Er legte seine Hand auf den Verschluss, zögerte. »Ich muss damit auskommen. Aber das, was ich genommen habe, hat noch nicht einmal für eine Treppe gereicht.« Er schloss die Augen. »Wie soll ich die nächsten Tage überstehen?«
    Ash gähnte. »Was meinst du, was das ist?«
    »Nicht die echten Äpfel.« Er antwortete, ohne die Augen zu öffnen. »Ich glaube, dass er lügt. Das ist irgendein zusammengepanschtes Aufputschmittel. Gerade gut genug, um sich nach einem anstrengenden Tag noch ein wenig hochzubringen. Nie im Leben hält er sich damit über längere Zeit ...«
    Er verstummte, weil Ravi ans Bett trat. »Wir bekommen gleich noch heiße Getränke und einen kleinen Imbiss. Ich habe die Küche geweckt.«
    Ash grinste. »Wie hast du ihnen deine Rückkehr aus dem Reich der Toten erklärt?«
    Ravi sah sie düster an. »Musste ich nicht. Sie glauben, dass ich auf die Akademie in Lahore geschickt wurde.«
    Ash klopfte ihm auf die Hand. »Mach nicht so ein Gesicht. Alles wird gut.« Sie gähnte erneut. »Meine Güte, bin ich erledigt.« Sie beugte sich vor und nahm dem schlafenden Loki den Behälter aus den Fingern. Sie sah ihn voller Sorge an.
    »Was hat er?«, fragte Ravi. »Und was ist das für ein Zeug, das mein Vater ihm gegeben hat? Es scheint ja nicht viel zu bewirken.«
    Ash zog ihn vom Bett zu einer Sitzgruppe am anderen Ende des Zimmers. »Ich bin zu erschöpft, ich kann dir nicht all deine Fragen beantworten«, sagte sie gedämpft. »Tu mir einen Gefallen, Ravi, was auch immer in den nächsten Tagen passiert: Halt den Kopf unten und benutze deinen Verstand. Du wirst eine Entscheidung treffen müssen, die dir wahrscheinlich nicht allzu leicht fallen wird.«
    Ravi sah sie erstaunlich verständnisvoll an. »Ich muss mich zwischen dir und meinem Vater entscheiden?«
    Ash schüttelte mitleidig den Kopf. »Das wäre nicht schlimm, oder? Nein, zwischen deinem Vater und allem anderen.«
    Ravi hob die Schultern. »Ich hänge nicht sehr an ihm, ich kenne ihn ja kaum. Meine Mutter hat ihn sehr geliebt, das immerhin spricht für ihn.« Er runzelte die Stirn. »Er plant Armageddon? Was ist er – Sauron?«
    Ash seufzte. »Er ist nicht der böse Zauberer aus irgendwelchen Geschichten. Dein Vater träumt nur davon, eine neue, schöne, unverdorbene Welt zu erschaffen.«
    Ravi schnaubte. »Und sie nach Möglichkeit auch ganz allein zu beherrschen.«
    »Das wohl auch, ja. Macht ist etwas, wonach man süchtig wird, Ravi. Dein Vater hat eine große Portion davon zu sich genommen. Weniger als das würde ihn nicht mehr befriedigen.« Ihr Blick glitt zu Loki, der wie ein Toter auf dem Bett ausgestreckt lag.
    »Warum helft ihr ihm?« Ravi war ihrem Blick gefolgt. »Weil er etwas besitzt, von dem dein Liebster abhängig ist?«
    Ash biss sich auf die Lippe. »Ja, Loki braucht eine bestimmte Substanz sehr nötig, und dein Vater ist der Einzige, der sie ihm geben kann. Er hat uns damit in der Hand.«
    Es klopfte. Der junge Engel erhob sich und ging zur Tür, um einen kleinen Teewagen in Empfang zu nehmen. Er schob ihn an den Tisch. »Tee und Brote«, sagte er. »Ist das in Ordnung?«
    Ash nickte matt. Sie ließ Ravi Tee einschenken und sich die Tasse reichen. »Du nicht? Komm, stärke dich. Auf uns kommen ein paar turbulente Tage zu.«
    Ravi griff gehorsam nach dem Teller mit den Broten. Er ließ Ash nicht aus den Augen, während er kaute. Sie nippte an ihrem Tee und runzelte die Stirn.
    »Was starrst du mich so an?«, fragte sie.
    Ravi schluckte und schenkte sich Tee ein. »Ich dachte nur, dass es komisch ist«, sagte er und klopfte die Krümel von seiner Hose. »Du hättest mich wählen können. Wir haben gut zusammengepasst und wir hatten eine tolle Zeit miteinander. Aber statt dessen entscheidest du dich für einen alten Junkie.« Er grinste, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, aber sein Spott vermochte den ernsten Unterton seiner Worte nicht zu verdecken.
    Ash erwiderte seinen anklagenden Blick mit einem kleinen Kopfschütteln. »Du hast mir den Laufpass gegeben, erinnerst du dich nicht?«, sagte sie sanft.
    »Ich habe nur getan, was ...« Er schluckte den Rest des Satzes hinunter und griff verlegen nach seiner Teetasse.
    »Du hast nur getan, was dein Vater verlangte.

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