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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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vollkommen hirnrissigen Mordanschlag auf den eigenen Sohn beinahe gelungen, ihre Pläne zu durchkreuzen. Und Loki hatte brav mitgespielt, weil er viel zu sehr auf Turkey war, um noch klar denken zu können.
    Sie tauchte erneut unter, um sich abzukühlen. Eine Weile lag sie mit offenen Augen auf dem Boden der Badewanne und starrte auf die Bläschen der Schaumberge über sich. Es war ja noch mal gerade so gut gegangen. Loki hatte sie in der Zentrale wiedergefunden und mit ihren Erinnerungen versehen. Das war natürlich nicht die ideale Umgebung gewesen, um sich an beinahe ein halbes Hundert von Leben zu erinnern, aber sie hatte es im Großen und Ganzen geschafft, ihre Erinnerungen wieder zu assimilieren. Und jetzt waren sie hier, am Vorabend des Weltenbrandes, und alles würde seinen geplanten Lauf nehmen. Hoffentlich.
    Sie tauchte wieder auf und sah in Ravis Gesicht. Der junge Engel stand in der Badezimmertür und wurde bei ihrem Anblick blutrot. »Oh«, sagte er. »Was ist denn mit dir passiert … Ash? Bist du das wirklich?«
    Sie wrang ihr Haar aus und lachte. »Steh nicht da herum, gib mir ein Handtuch.«
    Er nahm ein flauschiges Badetuch und reichte es ihr mit abgewandtem Blick. Sie stieg aus der Wanne und wickelte sich in das vorgewärmte Tuch. Es kostete sie einige Selbstbeherrschung, um nicht vor Wonne zu schnurren. »Weißt du, wie sehr ich mich nach einem Bad gesehnt habe?«, sagte sie. »Jetzt kann das Weltende kommen.«
    Ravi zog die Schultern hoch. »Was ist das für ein böser Zauber?«, fragte er mit erstickter Stimme. »Ash, was ist geschehen? Hat er dir das angetan?«
    Ash stand vor dem Spiegel und fuhr sich mit der Bürste durch die Haare. Sie musterte zufrieden ihr Spiegelbild. So mochte sie sich am liebsten. Sie war kein halbes Kind mehr, kein schlaksiges, unerfahrenes Mädchen von Anfang Zwanzig. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu und drehte sich immer noch lachend zu Ravi um. »Schätzchen, ich hatte dich gewarnt.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »He, du tust gerade so, als wäre ich zu deiner Oma mutiert. Ich bin momentan, wie es aussieht, gerade mal etwas über Mitte Dreißig. Das ist ein gutes Alter, glaube mir. Ich tausche es in der Regel sehr ungern gegen etwas anderes ein.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl – Fünfzig war auch immer nett. So entspannt und ruhig. Die Kinder sind endlich aus dem Haus …«
    »Ash!«, rief der junge Engel gequält.
    »Frühstück«, rief Loki von draußen. »Hjördis, meine Feuerzähmerin, der Kaffee wartet.«
    Ash ließ ihr Handtuch fallen und griff nach dem Morgenmantel. Ravi japste und flüchtete durch die Badezimmertür. Leise lachend folgte Ash ihm.
    Loki hatte sich an den Tisch gesetzt. Er wirkte erholt und ausgeruht. Es roch verlockend nach frisch aufgebrühtem Kaffee und warmen Brötchen. Ash seufzte. »Wie habe ich mich darauf gefreut. Unsere Henkersmahlzeit, Flamme.« Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. »Gut siehst du aus.«
    »Du auch«, sagte er und warf ihr einen glühenden Blick zu. »Und du riechst gut.«
    Ash ließ sich in einen der Sessel fallen und griff nach der Kaffeekanne. Sie sah Ravi an, der unschlüssig neben der Tür stand und auf seinem Daumennagel herumkaute. »Setz dich her, iss etwas. Oder hast du schon gefrühstückt?«
    Der junge Engel sah zur Tür. Dann nickte er resigniert und folgte ihrer Einladung.
    »Also, was musst du wissen?«, fragte Ash und biss in ihr Brötchen, das sie dick mit Butter und Honig bestrichen hatte. »Oh, ist das gut!« Sie hielt Loki das Brötchen zum Abbeißen hin.
    »Was sollte ich wissen?« Ravi war offensichtlich fest entschlossen, sich nicht mehr irritieren zu lassen. »Was genau wird morgen passieren?«
    Loki lehnte sich zurück und wechselte einen Blick mit Ash. »Du oder ich?«
    »Du«, sagte sie. »Ich esse noch etwas.«
    »Morgen wird auf den Schlachtfeldern des Limbus die große jährliche Offensive stattfinden.« Loki sah Ravi fragend an. »Du weißt, was das bedeutet?«
    »So ungefähr«, sagte Ravi. »Alle verfügbaren Streitkräfte der Himmlischen Heerscharen und der Dunklen Mächte treffen aufeinander. Es wird gekämpft, bis ein Sieger feststeht.«
    »Stimmt beinahe.« Loki trank einen Schluck Kaffee. »Bis auf den Punkt mit dem Sieger, das erzählen sie euch nur. Der PLAN beaufsichtigt die Offensive und achtet darauf, dass das Gleichgewicht erhalten bleibt. Das kostet im Übrigen eine Menge Rechenleistung.« Er lachte kurz und trocken auf. »Was für ein Schwachsinn.

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