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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hauchte sie in sein Ohr, »wenn du einfach nur aus der Sache raus willst, lasse ich mir etwas einfallen. Du musst das nicht durchziehen. Nicht für Dellinger und auch sonst für niemanden auf der Welt!«
    Sein Atem strich warm über ihre Wange. Sie spürte, wie sein Herz schlug.
    »Was ist mit dir geschehen?«, flüsterte er. »Wer bist du wirklich?«
    »Ashley Hjördis Fraxinus Brynhildardottir«, antwortete sie leise. »Meine Mutter war eine Odinstochter.«
    Sie spürte sein Nicken an ihrer Wange. Ihr Kopf lag an seiner Schulter. Seine Hände schlossen sich um ihre Oberarme. »Ashley Hjördis«, wiederholte er. »Rate mir, was ich tun soll, Götterspross, Gefährtin eines Gottes. Ich suche verzweifelt den rechten Weg inmitten der Dunkelheit. Sei mir das Licht, Brynhildardottir.«
    Sie hielt ihn fest. »Du bist nicht an Dellinger gebunden, Mac. Du schuldest ihm nichts. Es mag sein, dass er dir einmal geholfen hat, als du am Boden lagst. Aber du hast es längst abgegolten. Es steht dir nicht gut zu Gesicht, so folgsam und blind hinter ihm her ins Verderben zu rennen. Willst du dich vollkommen aufgeben, weil du denkst, du bist es ihm schuldig? Aber dies ist nicht dein Krieg, Mac.«
    Er atmete schwer, als läge eine Last auf seinen Schultern. »Ist es das nicht? Aber warum bist du daran beteiligt? Warum der Feuergott? Mit wem rechnet ihr ab? Was habt ihr davon, die letzte Schlacht in die Welt zu bringen?«
    »Im Gegensatz zu dir haben wir keine andere Wahl.« Ash ließ ihn los, sah ihm ins Gesicht. »Höre meine Worte«, sagte sie eindringlich, »du bist nicht vollständig. Du kannst keine Entscheidung treffen, und das zerreißt dich. Ich gebe dir guten Rat: Halte dich morgen aus allem heraus. Wache über den Jungen, und bringe ihn und dich in Sicherheit. Die Gelegenheit wird sich ergeben, das verspreche ich dir. Du bist ein erfahrener Nullraum-Pilot. Wenn du springen kannst, dann tu es. Du wirst den rechten Zeitpunkt dafür erkennen. Und wenn du Ravi überreden kannst, dann sorge dafür, dass er mit dir kommt. Wirst du das tun? Für mich? Für dich selbst?«
    Er sah sie schweigend an. Dann nickte er.
    »Danke«, sagte sie und umarmte ihn wieder.
    Hinter ihr räusperte sich jemand. Sie ließ Macnamara ohne Eile los und drehte sich zu Loki um, der mit zwei Flaschen in der Hand hinter ihnen stand. »Sie haben nichts Gescheites zu trinken vorrätig«, sagte er. »Aber vielleicht mögen wir uns dieses seltsame Getränk hier teilen? Es scheint Spuren von Alkohol zu enthalten.«
    »Bier«, sagte Ash und lachte. »Loki, wie kann es sein, dass du noch nie ganz ordinäres Bier getrunken hast?«
    Er zuckte die Schultern und grinste schief. »Man kann schließlich nicht alles probieren.«
    »Ravi, hol ein paar Gläser und einen Öffner«, befahl Ash. »Kommt, meine Männer. Lasst uns auf den großen Tag anstoßen. Auf dass wir alle uns heil und gesund nach dem Weltende wiedersehen!«

7
    Lohe umtost den Lebensnährer:
hohe Hitze steigt himmelan.
    S ie erwacht wieder einmal von seinem Schrei und einem Stöhnen, als würde er im Schlafe gemeuchelt. Sie fährt hoch, rüttelt ihn. »Wälse«, ruft sie. »Mein Mann. Erwache!«
    Sein Haar ist schweißfeucht und klebt grau und weiß an seinen Schläfen, in seiner Stirn. Er stöhnt wieder, und das Auge rollt wild in seiner Höhle. Dann, endlich, erwacht er. Setzt sich auf, fährt mit bebender Hand über das Gesicht. Schwingt die Beine aus dem Bett, tappt über den kalten Steinboden hinaus. Sie hört die Pumpe quietschen, das Platschen des Wassers, wartet, dass er zurückkehrt, aber die Tür bleibt geschlossen.
    Er hantiert in der Küche herum. Der Kessel klirrt gegen Stein, Feuer beginnt knackend zu lodern. Licht dringt durch den Türspalt, fällt über die Schwelle.
    Sie schlingt seufzend das dicke Wolltuch um die Schultern und schlüpft in die ausgetretenen Pantoffeln.
    Er sitzt auf der Ofenbank, den Speer auf seinen Knien. Er hat sich den Mantel um die Schultern gelegt, die Ärmel hängen wie gebrochene Flügel auf seinem Rücken.
    Sie setzt sich neben ihn, schiebt die Hand unter seinen Mantel, umschlingt seinen Leib. Sucht seinen Blick, aber der starrt ins Feuer, ohne etwas zu sehen.
    Das Wasser im Kessel beginnt summend zu kochen. Sie steht auf, gießt es in die Teekanne. Steht da und blickt ihn an. »Wälse«, sagt sie leise. »Was quält dich?«
    Seine Brust hebt sich in einem tiefen Atemzug. Er senkt den Kopf. Seine Hände umklammern Gungnirs Schaft. »Es ist so weit«, sagt er.

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