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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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tief in die Stirn geschobenem Hut in einem Sessel lungerte, blinzelte unter der Hutkrempe hervor und sagte: »Donnerwetter.«
    »Dellinger«, sagte Ash, »ich muss mit Ihnen reden. Unser Lohn für unsere Arbeit …«
    »Bitte, meine Liebe!« Sein Gesicht verzog sich gequält. »Das hier ist weder der rechte Ort noch eine gute Zeit, um sich mit einer solchen Lappalie aufzuhalten. Ihr großer, starker Freund dort wird seinen ausbedungenen Lohn erhalten. Ich habe nicht vor, ihn darum zu betrügen. Aber es gibt Zeiten, um zu feiern und Zeiten, in denen Leistung gezeigt werden muss. Jetzt und hier müssen Sie beide erst noch Ihre Aufgaben erfüllen.«
    Ash öffnete den Mund, um ihm ihre Meinung dazu zu sagen, aber Lokis fester Griff um ihren Arm und sein Kopfschütteln machten sie schweigen. »Gut«, sagte sie. »Wir reden später darüber.« Sie fuhr herum und ging zum Fenster, lehnte die Stirn an das kühle Glas. Ravi, der dem Wortwechsel gelauscht hatte, folgte ihr.
    »Er will euch nicht bezahlen?«, fragte er.
    Ash nickte grimmig. »Er will uns keinen Vorschuss gewähren, aber der wäre dringend nötig. Loki hat ein paar harte Stunden vor sich, und er ist weniger kräftig als er jetzt aussieht.«
    »Die Äpfel.« Ravi runzelte die Stirn.
    »Ja, die Äpfel.« Ash nickte ihm müde zu. »Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Jetzt müssen wir erst einmal die nächsten Stunden überleben, dann wird sich schon alles richten.«
    Ravi sah sie stumm an. Dann hob er resigniert die Hände und machte Anstalten, zu seinem Vater zurückzukehren.
    »Warte«, sagte Ash. »Hast du schon entschieden, wie es für dich weitergehen soll? Willst du bei ihm bleiben?«
    Ravi blieb abgewandt von ihr stehen, sie konnte sein Mienenspiel nicht erkennen. »Loki hat es mir erklärt«, sagte er. »Es ist nicht leicht zu verstehen. Wenn alles nach seinem Plan läuft, wird er Gott sein?«
    »Er wird Gott sein«, bestätigte Ash müde. »Und du hättest die Chance, als sein Sohn …« Sie vollendete den Satz nicht. »Du weißt, was das bedeutet«, sagte sie nach einer Weile.
    Ravi wandte sich um. Sein Gesicht war eine starre Maske. »Ich wäre auf ewig in diesem Universum, das er geschaffen hat, nichts weiter als sein Sohn.« Seine Stimme klirrte vor eiserner Beherrschung. »Diese Konstruktion birgt keine Möglichkeiten der Veränderung. Wenn ich ihn jemals beerben wollte, müsste ich ihn zuvor von seinem Thron stoßen. Ihn töten.«
    Ash zuckte die Schultern. »Diese Vorgehensweise ist in Götterfamilien durchaus nicht unüblich.«
    Er sah sie nur an. Nickte dann. »Ich muss mich nicht jetzt und hier entscheiden.«
    »Nein, das musst du nicht.«
    Sie sah ihm nach. Er war in dieser einen, kurzen Nacht erwachsen geworden, ein junger Mann, dessen Gedanken sie nicht mehr lesen konnte. Gestern oder vorgestern noch hätte sie gewusst, wie er sich entscheiden würde, aber jetzt war dies so unvorhersehbar wie der Verlauf der nächsten Stunden.
    Sie blickte auf. Dellinger bat um Ruhe und Aufmerksamkeit.
    »Freunde, Weggefährten, Mitstreiter«, sagte er, und seine Stimme drang in den letzten Winkel des großen Raumes, obwohl er nicht laut sprach. Wahrscheinlich benutzte er eine Verstärkung. »Wir haben lange und hart darauf hingearbeitet, und nun ist der Zeitpunkt, auf den wir alle gewartet haben, gekommen. Ich werde in wenigen Augenblicken das Tor öffnen, durch das wir den Limbus betreten. Ich wünsche uns allen Glück, Erfolg und den Sieg!«
    Gedämpfter, kurzer Jubel, dann erneut große Geschäftigkeit. Alle Beteiligten eilten auf ihre Stationen. Ash sah, wie Dellinger Loki zu sich winkte und ihm eine Hand auf den Arm legte. Der Reifriese beugte sich zu ihm nieder und lauschte, nickte gelegentlich.
    Dellinger löste sich von ihm und ging zum Monitortisch, an dem Dinesh gerade einen Countdown von Zehn auf Null herunterzählte. »Es ist so weit«, hörte Ash Dellinger sagen. »Haltet euch fest.«
    Das schwindelerregende Gefühl des Nullraumtransportes erfasste sie. Ein paar Atemzüge lang war sie orientierungslos, schwebte im Nichts, nahm im Augenwinkel die schwarzglühende Präsenz Luzifers wahr.
    Dann verfestigten sich erneut die Konturen des Konferenzraumes um sie. Sie keuchte und suchte Halt am Fensterrahmen. Draußen vor ihren Augen breitete sich die trübsinnige, graue Ödnis eines Limbus-Schlachtfeldes aus.
    »Da sind wir.« Lokis tiefe Stimme. Er stand neben ihr, sah hinaus. Ash blickte zu ihm auf. Sein Hrimthursengesicht, so fremd, so alt wie das

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