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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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einem energischen Ruck befreit sie sich aus der Schieflage und atmet auf.
    »Gut«, hört sie Luzifer sagen. »Jetzt könntest du mich ansehen.«
    Sie lacht und öffnet erneut die Augen(drei/vier). Blickt in Luzifers marmorstatuenschönes Gesicht, weitet dann den Fokus und erstarrt. Wo ist sie? Wo ist der Nullraum?
    Luzifer sieht ihr Erstaunen und lächelt sein unsichtbares Lächeln. »Gefällt dir mein Reich?«
    Ash blickt sich atemlos, staunend um. Sie schwebt hoch über einer weiten grünen Landschaft. Murmelnde Bäche und Seen, die klar und blau die Himmelsfarbe widerspiegeln. In der Ferne, verschwimmend im Dunst eines warmen Sommertages, Berge.
    Sie dreht sich. Eine Küste, weit entfernt. Schaumkronen auf dunkelblau-grünem Wasser.
    Sie wendet den Blick nach unten. Eine Stadt, juwelenbunt und glänzend im Licht. Ein Palast in ihrer Mitte, weißer Marmor, Gold. Sternenüberstäubt, diamantenfunkelnd.
    »Wo sind wir?«, fragt sie. »Luzifer?«
    Er schwebt neben ihr, mit weit ausgebreiteten, schimmernden Schwingen, sein Gesicht lichtüberflutet. »Dies ist mein Reich«, erwidert er. »Gefällt es dir?«
    »Es ist überwältigend schön.« Unüberhörbar der Zweifel in ihrer Stimme. Luzifer nimmt ihre Hand und lässt sich mit ihr durch die Lüfte hinunterfallen, auf die schimmernde, farbenfrohe Stadt zu.
    Menschenleere, weite Plätze, breite Alleen. Springbrunnen, in denen das Wasser plätschert. Parks mit hohen, schweigenden Bäumen. Paläste aus Marmor und schimmerndem Granit. Aber niemand ist zu sehen, der die Stadt belebt.
    »Ist es überall so?«, fragt sie ihn. Er nimmt wiederum ihre Hand, zieht sie mit sich. Führt sie auf einen der hohen Berge, von dem aus sie einen Blick auf ein riesiges Land mit Wäldern, Flüssen, Tälern und Hügeln, schroffen Küsten und sanften Buchten genießt.
    Kein Getier, keine Vögel, nichts, was in den Wäldern sich bewegt oder über den Auen kreist. Wunderschön und dennoch tot ohne atmende, fühlende Wesen.
    »Es sieht so vollkommen aus und ist so unvollständig«, sagt sie. Sieht seinen Blick, der fern ist wie die Sterne und voller Trauer. Wieder nimmt er ihre Hand. Aber nicht, um sie mit sich zu ziehen, ihr erneut einen Blick auf sein Reich zu gewähren. Er nimmt sie, hält sie fest.
    »Dies alles will ich dir geben«, sagt er. »Es soll dir gehören. Du wirst die Herrin sein, die Königin, die Göttin dieses unermeßlich weiten Landes. Denn dies ist der Nullraum, und er ist wahrlich unendlich. Und ich will dein Diener sein und auf den Wink deiner Hand, das Blinzeln deines Auges, das Lächeln deines Mundes Sonne und Mond aufgehen lassen, die Sterne erscheinen, den Wind blasen und die Bäume blühen machen.« Er hebt den Kopf, die Sonne erlischt und Myriaden von Sternen besticken einen Nachthimmel aus tiefschwarzem Samt.
    Ash steht staunend und schweigt. Fühlt die Unendlichkeit um sich herum, in sich selbst. Schüttelt den Kopf, langsam, bedauernd. »Ich könnte es nicht aushalten. Nur du und ich? Niemand sonst, der hier lebt? So schön es auch ist, es ist ein Gefängnis.«
    Seine hohe, stille Gestalt ragt neben ihr in den Nachthimmel. »Ich kann dir Gefährten erschaffen«, sagt er. »Ich selbst kann für dich sein, was du dir wünschst. Dein Geliebter, deine Kinder, dein Großvater, deine Freunde. Alles, was du willst, kann ich sein. Alles, was du dir vorstellst, kannst du selbst sein. Herrin und Dienerin, Mensch und Vogel, ein Wassertropfen und ein Sonnenstrahl. Hier ist alles möglich.«
    Sie spürt die Versuchung. Wie mag es sich anfühlen, eine Göttin zu sein? Mit einem Wink der Hand Welten zu schaffen und wieder zu vernichten? Was würde es für einen Unterschied machen, ob nun der echte Loki an ihrer Seite weilt oder eine perfekte Nullraum-Kopie? Sie könnte sich jeden ihrer Gefährten aus all ihren Leben zur Seite wünschen und würde keine Einsamkeit verspüren. Keine Langeweile. Nur endlose, zeitlose, ewige Freude, vollkommene Lust und ungetrübte Wonnen … falls es ihr gelänge, zu vergessen, dass all dies nur Gedankenwerk und Sinnestäuschung ist.
    Ash löst ihre Hand aus Luzifers Griff und sagt: »Es tut mir leid. Ich kann dein Angebot nicht annehmen. Ich habe ein paar Leute im Stich gelassen, die darauf angewiesen sind, dass ich zurückkehre und alles in Ordnung bringe. Ich bin schuld an diesem ganzen Schlamassel, um meinetwillen geht eine ganze Welt in Flammen auf.«
    Der dunkle Engel senkt den Kopf.
    Nichtexistenz.
    Sie schwebt im Nullraum. »Wie komme ich

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